Russisches Kriegsverbrechen
Zwei Soldaten exekutiert – Untersuchung wegen Video

Zwei ukrainische Soldaten ergeben sich – und werden dennoch von russischen Soldaten hingerichtet. Nun untersucht die ukrainische Staatsanwaltschaft das Verbrechen.
Publiziert: 03.12.2023 um 23:29 Uhr
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Aktualisiert: 04.12.2023 um 07:41 Uhr

Es ist ein erschütterndes Video, das eine Drohne auf dem Schlachtfeld in der umkämpften Stadt Awdijiwka aufnahm und das seinen Weg ins Internet fand: Zwei ukrainische Soldaten verlassen mit erhobenen Händen ihre Stellung, als sie von russischen Soldaten umzingelt sind. 

Der erste Ukrainer legt sich vor dem Unterschlupf zu Boden, wartet auf weitere Befehle. Der zweite Soldat verlässt nach ihm die Stellung – und wird unvermittelt niedergeschossen. Der am Boden liegende Soldat springt auf und wird ebenfalls sofort exekutiert. Blick verzichtet darauf, das Video zu zeigen. 

Untersuchung eingeleitet

Es handle sich um «ein Kriegsverbrechen», erklärte der ukrainische Ombudsmann für Menschenrechte, Dmytro Lubinez. Die Staatsanwaltschaft in der ostukrainischen Region Donezk teilte mit, es sei eine Untersuchung zu dem Vorfall eingeleitet worden. Von russischer Seite lag zunächst keine Stellungnahme zu den Anschuldigungen vor.

Die beiden Soldaten haben sich ergeben – und werden dennoch von den russischen Soldaten erschossen.
Foto: Screenshot

Die Staatsanwaltschaft in Donezk erklärte, «vorläufigen Daten» zufolge seien die Bilder bei der Ortschaft Stepowe nahe der umkämpften Stadt Awdijiwka aufgenommen worden. Die Tötung von Kriegsgefangenen sei ein «schwerwiegender Verstoss» gegen die Genfer Konventionen und werde als «schweres völkerrechtliches Verbrechen» eingestuft.

Die Abteilung für strategische Kommunikation der ukrainischen Armee erklärte, sie sei im Besitz «bestätigter Informationen» darüber, dass im Video die «Exekution» unbewaffneter Soldaten durch die russische Armee zu sehen sei.

Verletzung der Genfer Konventionen

Menschenrechts-Ombudsmann Lubinez sprach von einem «Video von der Hinrichtung ukrainischer Soldaten». Dies sei «eine Verletzung der Genfer Konventionen und eine Missachtung des internationalen Kriegsrechts.» Russland zeige mit diesem Vorgehen «wieder und wieder sein terroristisches Gesicht». Die betroffenen ukrainischen Soldaten hätten keine Waffen mehr gehabt und ihre Hände erhoben. «Sie stellten keinerlei Gefahr dar», erklärte Lubinez. Die russischen Gegner hätten sie daher gefangennehmen und «ihnen den Status von Kriegsgefangenen geben» müssen.

Der Leiter der Militärverwaltung von Awdijiwka, Witali Barabasch, sagte gegenüber ukrainischen Medien später, dass die russischen Soldaten mittlerweile von den Ukrainern getötet wurden. «Soweit ich weiss, stürmten unsere Leute wenig später diese Stellung, und alle, die dort waren, wurden liquidiert.»

Im März hatte sich ein anderes Video im Internet schnell verbreitet, das zu zeigen schien, wie ein ukrainischer Soldat erschossen wurde, nachdem er «Ruhm der Ukraine» gerufen hatte.

UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk hatte damals erklärt, sein Büro habe diverse Verstösse gegen internationales Recht bei ukrainischen Kriegsgefangenen dokumentiert. Dazu zählten «zahlreiche standrechtliche Exekutionen und gezielte Angriffe auf Zivilisten» durch russische Soldaten und mit ihnen verbündete bewaffnete Gruppen wie die Söldnergruppe Wagner. Auch «621 Fälle von Verschwindenlassen und willkürlichen Festnahmen» seien dokumentiert, führte Türk damals aus. (AFP/neo)

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