Schock-Bericht der BBC
Menschenhändler locken Ukrainerinnen offenbar auch in die Schweiz

An der ukrainischen Grenze werden Frauen und Kinder trickreich abgefangen und angeworben. Das berichtet die BBC.
Publiziert: 28.03.2022 um 03:55 Uhr
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Aktualisiert: 28.03.2022 um 09:53 Uhr

Als der Krieg ausbrach, packte die Ukrainerin Elena Moskvitina ihre zwei Kinder und ging. Sie hatte keinen Plan, wie es weitergehen sollte, als sie an der rumänischen Grenze ankam. In einem provisorischen Flüchtlingszentrum wurde sie angesprochen – von Männern, die sich offenbar als Freiwillige ausgaben. Sie fragten, wo sie übernachte.

Später am Tag tauchten die Männer dort auf. Und «sagten ihr aggressiv, dass die Schweiz der beste Ort sei und dass sie sie mit einem Lieferwagen voller anderer Frauen dorthin mitnehmen würden», so schreibt es die BBC, der Moskvitina ihr Erlebnis an der Grenze geschildert hat.

Die Männer hätten sie und ihre Tochter «schäbig» angesehen. Ihre Tochter sei wie versteinert gewesen. Die Männer baten Moskvitina, ihnen ihren Sohn zu zeigen, der in einem anderen Zimmer war. Sie musterten ihn von oben bis unten und bestanden darauf, dass sie mit niemandem ausser ihnen reisten. Und wurden wütend, als Moskvitina ihre Ausweise sehen wollte.

Eine geflüchtete Ukrainerin läuft mit ihrer Tochter über die polnische Grenze. (Symbolbild)
Foto: IMAGO/ZUMA Wire
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Um die Männer von ihrer Familie fernzuhalten, versprach Elena, sich mit ihnen zu treffen, wenn die anderen Frauen da seien. Sobald die Männer weg waren, habe sie sich ihre Kinder geschnappt und sei davongelaufen.

Alleinreisende Kinder sind besonders gefährdet

Zahlreiche andere Frauen berichteten der «BBC» von ähnlichen Erlebnissen. Nach den chaotischen ersten Kriegstagen sei die Aufnahmesituation an den Grenzen nun zwar besser organisiert und zwielichtige Menschen mit Pappschildern zu verlockenden Zielen weitgehend verschwunden, doch Personen mit bösen Absichten geben sich nun offenbar zunehmend als Freiwillige aus.

«Für Raubtiere und Menschenhändler ist der Krieg in der Ukraine keine Tragödie, sondern eine Chance – und Frauen und Kinder sind das Ziel», hatte UN-Generalsekretär António Guterres auf Twitter gewarnt.

Schon in Friedenszeiten sind Menschenhandels-Ringe in der Ukraine und den Nachbarländern bekanntermassen aktiv. Den Krieg und die Not der Menschen nutzen sie für ihr schmutziges Geschäft.

Besonders prekär beim Krieg in der Ukraine: Wegen des Ausreiseverbots für Männer bis 60 Jahre sind Frauen und Kinder meist allein unterwegs – und geraten so noch leichter in die Fänge der Menschenhändler. Wie die «BBC» berichtet, sorgen sich Menschenrechtsorganisationen besonders auch um alleinreisende Kinder. Viele Jugendliche reisten ohne Begleitung aus der Ukraine aus. Lückenhafte Registrierungsprozesse in Polen und anderen Grenzregionen – insbesondere zu Beginn des Krieges – führten dazu, dass Kinder verschwunden seien und ihr aktueller Aufenthaltsort unbekannt sei.

Auch in der Schweiz ist das Problem bekannt. Die Schweizerische Flüchtlingshilfe verlangt darum etwa von Privatpersonen, die geflüchtete Menschen bei sich aufnehmen, einen Strafregisterauszug. (kin)

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