Während der Live-Sendung fallen Schüsse
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Unruhen im Sudan:Während der Live-Sendung fallen Schüsse

Schüsse und Explosionen
Putschversuch im Sudan

Im Sudan sind heftige Kämpfe zwischen der Armee und einer paramilitärischen Gruppe ausgebrochen. Im Umfeld des Flughafens und des Präsidentenpalasts sind Schüsse und Explosionen zu hören.
Publiziert: 15.04.2023 um 16:43 Uhr
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Aktualisiert: 15.04.2023 um 22:40 Uhr

Im Sudan sind im Zuge eines Machtkampfs zwischen der Armee und einer wichtigen paramilitärischen Gruppe Gefechte in mehreren Teilen des Landes ausgebrochen. In der Hauptstadt Khartum sind seit Samstagmorgen in mehreren Stadtteilen anhaltende Schüsse und Explosionen zu hören, darunter am Flughafen und in der Nähe des Präsidentenpalasts im Norden der Stadt. Auch im Süden der Stadt scheint es Kämpfe zu geben. Dort befindet sich das Hauptquartier der paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF), die eigentlich in das staatliche Militär integriert werden sollte. Zahlreiche Menschen kamen ums Leben. Genaue Opferzahlen gibt es nicht. Medienberichten zufolge kommt es auch in den Bundesstaaten White Nile und Nord-Darfur zu Kämpfen.

Die RSF erklären, sudanesische Soldaten seien am Samstagmorgen in ihr Hauptquartier einmarschiert. RSF-Kräfte greifen Berichten und Augenzeugen zufolge den Flughafen in Khartum an. Die RSF meldeten zunächst, den Präsidentenpalast und den Flughafen unter ihre Kontrolle gebracht zu haben. Die sudanesische Armee widerspricht dem jedoch auf Twitter. Diese Angaben können vorerst nicht unabhängig bestätigt werden.

Wahlen auf unbestimmte Zeit verschoben

Die sudanesische Luftwaffe greift Stützpunkte der RSF an. In Khartum waren Augenzeugen zufolge mindestens zwei Panzer im Einsatz.

Rauchsäulen steigen über der sudanesischen Hauptstadt Khartum in den Himmel.
Foto: Anadolu Agency via Getty Images
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Seit dem Sturz von Langzeitmachthaber Omar al-Baschir im April 2019 hat das Militär unter der Führung von General Abdel Fattah al-Burhan die Macht im Land. 2021 hätten demokratische Wahlen stattfinden sollen. General al-Burhan versprach, die Macht einer zivilen Regierung zu übergeben. Doch die Armee und RSF unter Anführer Mohammed Hamdan Daglo sicherten sich im Herbst 2021 gemeinsam die Macht. Die Wahlen wurden auf unbestimmte Zeit verschoben.

In den vergangenen Monaten mehrten sich die Spannungen zwischen den beiden militärischen Anführern. Diese Woche verschob das Militär die Ernennung eines neuen Premierministers.

Internationale Besorgnis

Der US-Botschafter im Sudan, John Godfrey, bestätigt auf Twitter, dass in Khartum Schüsse und Kämpfe zu hören sind. Er warnt, dass eine Eskalation der Spannungen zwischen militärischen Einheiten «extrem gefährlich» sei. Die Botschaft rief ihr Personal und US-Bürger im Sudan auf, ihre Häuser nicht zu verlassen.

Der Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen im Sudan, Volker Perthes, fordert eine sofortige Einstellung der Kampfhandlungen. Beide Seiten müssten die Sicherheit des sudanesischen Volkes gewährleisten und auf weitere Gewalt verzichten. Auch der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell fordert ein sofortiges Ende der Gewalt. «Eine Eskalation wird die Situation nur weiter zuspitzen», warnt er über Twitter. Die Sicherheit der Bürger habe die oberste Priorität.

Am Donnerstag warnte die sudanesische Armee vor einer Mobilisierung der RSF. Beobachter sehen in der Mobilmachung eine Drohgebärde gegen Machthaber und Oberbefehlshaber al-Burhan. Daglo sprach sich unlängst überraschend für einen schnellen Übergang zu einer Zivilregierung aus und stellte sich damit in Opposition zu al-Burhan. Im dem nordostafrikanischen Staat leben rund 46 Millionen Menschen. (SDA/noo)

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