«Schweiz schützt Italienisch besser»
Meloni will 100'000 Euro Strafe für englische Wörter

Italiens Ministerpräsidentin Georgia Meloni sagt Anglizismen den Kampf an. Zusammen mit ihrer Partei will sie Anglizismen in offiziellen Dokumenten verbieten. Ansonsten drohen Strafen bis zu 100'000 Euro.
Publiziert: 04.04.2023 um 07:53 Uhr
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Aktualisiert: 05.04.2023 um 06:41 Uhr
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Jenny WagnerRedaktorin News

Deadline, Community, Online – Anglizismen sind im Sprachgebrauch gang und gäbe. Schliesslich ist Englisch die Weltsprache. Doch die italienische Regierung unter Führung der Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (46) sieht darin offenbar den Niedergang des Italienischen. Damit die Sprache unseres südlichen Nachbarn nicht das gleiche Schicksal wie einst Latein ereilt, will die rechte Partei Fratelli d'Italia englische Wörter in offiziellen Dokumenten per Gesetz unter Strafe setzen.

CNN hat den entsprechenden Gesetzesentwurf analysiert. Demnach sollen fremdsprachige Wörter in offiziellen Mitteilungen verboten werden. Durch englische Wörter werde die italienische Sprache «erniedrigt und gedemütigt», heisst es im Entwurf. Das Gesetz von Melonis Parteikollege Fabio Rampelli (62) verlangt, dass jeder Träger eines öffentlichen Amts über «schriftliche sowie mündliche Kenntnisse und Beherrschung der italienischen Sprache» verfügt.

Sollte der Entwurf tatsächlich verabschiedet werden, wären auch ausländische Unternehmen betroffen. Offizielle Dokumente und Stellenbeschreibungen müssten künftig übersetzt werden. Zudem wären Bezeichnungen wie «Human Resources», «Customer Service» und «Business Partner» tabu.

Giorgia Meloni und ihre Partei Fratelli d’Italia wollen gegen Anglizismen vorgehen.
Foto: Getty Images
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«Schweiz schützt Sprache besser»

Ämter, Beamte, Lehrer und Journalisten müssten sich an das Gesetz halten. Wer trotzdem Englisch verwendet, den erwarte «eine Verwaltungsstrafe in der Höhe zwischen 5000 Euro bis 100'000 Euro». Bemerkenswert: In dem Gesetzesentwurf heisst es laut today.it: «Die italienische Sprache ist in der Schweiz paradoxerweise besser geschützt als in Italien.»

Die Fratelli d'Italia sehen in der englischen Sprache eine Bedrohung. «Es handelt sich nicht nur um eine Modeerscheinung. Die Anglomanie hat Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft.»

Senatsmitglieder toben vor Wut

Der Gesetzesentwurf wurde dem Parlament noch nicht zur Abstimmung vorgeschlagen. Politiker anderer Parteien sind aber alles andere als begeistert. «Einen korrekten Gebrauch der italienischen Sprache zu fördern ist vertretbar – dies mit autarken Verboten und Sanktionen zu tun, ist komisch», sagte etwa Benedetto Della Vedova (61) der liberalen Partei Più Europa.

«Eine lächerliche Initiative, die uns aber leider in die traurige Realität stürzt, in die der rechte Flügel das Land Schritt für Schritt drängt», äussert sich Irene Manzi (45) der demokratischen Partei.

Dass Meloni das Gesetz stützt, ist merkwürdig. Sie selbst nutzt immer wieder Anglizismen und bezeichnete sich bei ihrem Amtseintritt als «Underdog» (zu Deutsch: Aussenseiter).

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