Hier wird der grösste Hamas-Tunnel im Gazastreifen zerstört
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Sechs Monate Krieg in Gaza – Blick beantwortet die wichtigsten Fragen
Warum der Krieg noch länger dauern könnte

Ein halbes Jahr nach dem Hamas-Massaker zieht Israel einen Teil der Truppen ab. Doch die Lage in Gaza bleibt verheerend. Laut Hamas starben über 33'000 Palästinenser. Über die Hälfte der Gebäude wurde zerstört, rund 1,7 Millionen Menschen im Gazastreifen vertrieben.
Publiziert: 08.04.2024 um 20:26 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2024 um 09:18 Uhr
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Myrte MüllerAussenreporterin News

Die neusten Meldungen verbreiten Hoffnung auf ein baldiges Ende der Kampfhandlungen: Israel zieht grosse Teile seiner Armee aus Gaza ab – die Folgen davon sind jedoch noch nicht ganz klar. Gleichzeitig protestiert die Bevölkerung gegen die Regierung von Premier Benjamin Netanyahu (74). Und: Ägypten deutet erfolgreiche Verhandlungen für eine Feuerpause an. Doch steht tatsächlich ein Ende des Konflikts bevor? Blick erklärt in fünf Punkten, warum die Zeichen auch trügerisch sein könnten.

Wie ist die Lage in Gaza, ein halbes Jahr nach dem Massaker?

Gut 56 Prozent der Gebäude im Gazastreifen wurden zerstört, rund 1,7 Millionen Menschen vertrieben. Gemäss Gesundheitsministerium der Hamas wurden 33'000 Menschen durch die israelische Armee getötet und 76'000 verletzt. Laut Israel sind 13'000 Hamas-Kämpfer gefallen, darunter 113 ihrer Führer. In Gaza herrscht Hunger, das Gesundheitssystem ist zusammengebrochen, die Versorgung der Bevölkerung bleibt katastrophal. Während die Hamas noch immer vereinzelt Raketen auf Israel abfeuert, hat Netanyahu rund drei Viertel seiner Armee vor Ort abgezogen. Nur noch eine Einheit sichert weiter den Korridor zwischen Norden und Süden.

Dreiviertel der israelischen Armee im Gaza-Streifen zog sich aus dem Kampfgebiet zurück. Darunter auch Panzerdivisionen.
Foto: DUKAS
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Wie viele Geiseln sind noch in der Hand der Hamas?

Eine genaue Zahl ist nicht bekannt. Am 7. Oktober haben Terroristen der Hamas 253 Menschen verschleppt. Davon kamen bisher 109 Geiseln frei. Von den verbliebenen Geiseln sind nach Angaben Israels vermutlich 34 tot. Für Israels Regierung ist eine Feuerpause nur nach der Freilassung aller Geiseln denkbar. Dies wird zurzeit mithilfe Ägyptens, Katars und den USA verhandelt. Am Wochenende verkündeten ägyptische Medien, man habe sich auf eine Feuerpause geeinigt. Gleichzeitig schwindet die Hoffnung in der israelischen Bevölkerung. Immer wieder kommt es zu Massendemos. Allein am Sonntag gingen 100'000 Menschen für die Freilassung der Geiseln und gegen die Netanyahu-Regierung auf die Strasse.

Dreiviertel der israelischen Armee im Gaza-Streifen zog sich aus dem Kampfgebiet zurück. Darunter auch Panzerdivisionen.
Foto: DUKAS

Ist nun ein Ende des Gaza-Krieges in Sicht?

Israel hat seine Kriegsziele noch nicht erreicht. Die Armee zog zwar einen Grossteil der Truppen ab, kündigt aber eine weitere Bodenoffensive in die südliche Stadt Rafah an. «Wir sind nur noch einen Schritt vom Sieg entfernt», sagte Netanyahu bei einer Ansprache am Sonntag. Ziel des Premiers ist die vollständige Zerschlagung der Hamas.

Insider kritisieren, Netanyahu setze aus persönlichen Gründen den Krieg fort, um im Amt zu bleiben und Korruptionsverfahren gegen ihn zu verschleppen. Doch auch Israels Generalstabschef Herzi Halevi (56) betont: «Der Krieg in Gaza dauert an.» Sowohl Israel als auch die Hamas haben die Medienmeldungen der verhandelten Waffenruhe bisher dementiert. Davon sei man noch weit entfernt, liessen beide Kriegsparteien verlauten.

Wie sieht die Zukunft in Gaza aus?

Vieles ist hier unklar. Auch wenn eine Waffenruhe gelingen sollte, wäre die Zukunft für Gaza finster. Die rechtspopulistische Regierung Israels akzeptiert keine Zweistaatenlösung, wie sie die USA und andere Länder vorschlagen. Gaza würde wohl militärisch besetzt, möglicherweise sogar durch Israelis neu besiedelt, wie es Ultrarechte aus der Koalition fordern. Palästinenser könnten zu Tausenden aus dem Gebiet vertrieben werden.

Wie geht es in Israel weiter?

Kein Frieden ist in Sicht. Denn in Israel geht der Krieg an einer anderen Front weiter. Mit ein Grund für den Abzug der Armee aus Gaza könnte eine Mobilisierung gegen die Hisbollah im Libanon sein. Ausserdem ist Israel in höchster Alarmbereitschaft, nachdem der Iran Vergeltungsschläge angekündigt hat für das Attentat auf das iranische Botschaftsgelände im syrischen Damaskus. Bei einem Raketenangriff waren am vergangenen Montag sieben ranghohe Revolutionsgardisten getötet worden. In Israel nimmt die Kritik aus der Protestbewegung an Netanyahu zu. Sie fordert baldige Neuwahlen, eine Zweistaatenlösung und eine Kehrtwende in der Siedlungspolitik.

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