Seine Heimat im Chaos
Ted Cruz unter heftigem Beschuss nach Mexiko-Trip

Der texanische Senator Ted Cruz (50) reist mit seiner Familie nach Cancún (Mexiko) – obwohl in seinem Staat gerade eine Krise herrscht: Die Bevölkerung muss ohne Strom und mit knapper Wasserversorgung auskommen. Jetzt kriecht er zu Kreuze.
Publiziert: 19.02.2021 um 11:48 Uhr
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Aktualisiert: 19.02.2021 um 13:06 Uhr
Der texanische Senator Ted Cruz (50) wird am Mittwochabend fotografiert, als er eine Reise nach Mexiko antritt.
Foto: GC Images
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Ted Cruz (50), Senator im Bundesstaat Texas, fliegt am Mittwochabend mit seiner Familie ins warme Mexiko und lässt «seine» Bevölkerung im texanischen Schneechaos allein. Diese versucht derweil, bei Minustemperaturen und ohne Strom durch den Tag zu kommen.

Dann tauchen die Fotos von ihm am Flughafen in den Sozialen Medien auf – und es hagelt heftige Kritik und empörte Kommentare. Jetzt gesteht er ein: «Es war offensichtlich ein Fehler, und im Nachhinein hätte ich es nicht getan. Ich kann verstehen, warum die Menschen verärgert sind.» Später räumt er ein, dass er ursprünglich das Wochenende mit seiner Familie in Cancún bleiben und von dort per Telefon und Videoschalte arbeiten wollte.

Er wollte ein guter Vater sein

Die Demokraten in Texas forderten per Tweet den Rücktritt des Republikaners. Vor seinem Haus versammelten sich Demonstranten, die dies ebenfalls fordern. Nach Stunden der Funkstille zitierten US-Medien am Donnerstag zunächst aus einer Stellungnahme, in der Cruz die Reise als väterliche Pflicht rechtfertigte. Da der Schulunterricht gestrichen sei, hätten seine Töchter einen Trip mit Freunden machen wollen. Weil er «ein guter Vater» habe sein wollen, sei er mit ihnen geflogen.

Dem TV-Sender Telemundo sagte er am Donnerstag vor seinem Rückflug nach Texas, er habe seine Töchter lediglich in Cancún abgesetzt und sei nun auf dem Weg, «um zu versuchen, den Strom wieder zum Laufen zu bringen». Später erklärte er vor Reportern, dass er das Wochenende mit der Familie in Mexiko verbringen wollte. Er habe aber «fast in dem Moment, als ich mich ins Flugzeug setzte» Zweifel bekommen.

Anfang der Woche hatte Cruz in einem Radiointerview noch gewarnt: «Es könnte passieren, dass in dieser Woche bis zu 100 Menschen in Texas ums Leben kommen, also riskieren Sie es nicht, bringen Sie Ihre Familie in Sicherheit und bleiben Sie einfach zu Hause und drücken Sie Ihre Kinder.»

Stromnetz knapp vor Komplett-Zusammenbruch

Tage nach Beginn des ungewöhnlichen Wintereinbruchs in Texas wurde am Donnerstag deutlich, dass das Stromnetz in dem Bundesstaat knapp an einem folgenschweren Komplett-Zusammenbruch vorbeigeschrammt ist. Der Chef des Stromnetzbetreibers Ercot, Bill Magness, erklärte, es sei um «Sekunden und Minuten» gegangen, weshalb das Netz rasch durch kontrollierte Unterbrechungen der Stromversorgung entlastet werden musste.

Auch bei der Wasserversorgung gab es grosse Probleme. In mehreren Städten in Texas, darunter in der Hauptstadt Austin, wurden Millionen Menschen angewiesen, das Leitungswasser wegen zu geringen Drucks vor dem Gebrauch abzukochen. In der Stadt Kyle bei Austin ging ein dramatischer Appell an die Bürger: «Bitte verwenden Sie Wasser nur, um das Leben aufrechtzuerhalten. Wir stehen kurz davor, dass die Wasservorräte in Kyle zur Neige gehen.»

Nicht ausreichend auf den Klimawandel vorbereitet

Die «extremen Wetterereignisse», welche die USA in dieser Woche in der Mitte, im Süden und am Donnerstag auch im Osten des Landes erlebten, hätten wieder einmal gezeigt, «dass der Klimawandel real ist und jetzt stattfindet, und dass wir nicht ausreichend darauf vorbereitet sind», sagte die Heimatschutzberaterin von US-Präsident Joe Biden, Liz Sherwood-Randall, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

Die Stromnetze – insbesondere in Texas – seien den Anforderungen nicht gewachsen, und die Infrastruktur sei nicht darauf ausgelegt, solchen extremen Bedingungen standzuhalten. «Wir wissen, dass wir nicht einfach nur auf extreme Wetterereignisse reagieren können; wir müssen mit ihnen rechnen und auf sie vorbereitet sein», sagte Sherwood-Randall.

Das Winterwetter in den USA hat auch Auswirkungen auf das Nachbarland Mexiko. Nachdem es zu Engpässen bei der Erdgasversorgung gekommen war, rief Präsident Andrés Manuel López Obrador am Donnerstag zum Energiesparen auf. Alle Mexikaner sollten abends zur Stosszeit zwischen 18 und 23 Uhr nicht unbedingt nötigen Energieverbrauch vermeiden. (SDA/une)

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