Selbstmord-Crash in den Alpen
Auch Easy Jet ändert Cockpit-Regeln

Germanwings-Co-Pilot Andreas Lubitz flog mit Absicht in den Tod. Erste europäische Airlines ziehen die Konsequenzen aus dem Crash.
Publiziert: 26.03.2015 um 17:26 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 18:26 Uhr
Bei der NOrwegian Airlines müssen ab sofort immer zwei Personen im Cockpit sein.

Der Captain war ausgesperrt, Co-Pilot Andreas Lubitz war alleine im Cockpit. Er manipulierte den Autopiloten, ging in den Sinkflug und crashte das Flugzeug in den Berg - 150 Menschen verlieren ihr Leben.

Hätte das Drama mit der Zwei-Personen-Regel verhindert werden können? Ja, glauben Norwegian Airlines und auch Easy Jet. «Ab sofort müssen immer zwei Leute im Cockpit sein», sagte eine Sprecherin der norwegischen Fluglinie der Deutschen Presse-Agentur. Auch die britische Billigfluglinie führt die Regelung ab Morgen bei allen ihren Flügen ein.

«Das bedeutet, dass wenn einer der Piloten das Cockpit verlässt, etwa um auf Toilette zu gehen, eines der Crewmitglieder ins Cockpit gehen muss.» Diese Regel wurde bisher von den europäischen Airlines nicht befolgt.

SVP-Nationalrat und Pilot Thomas Hurter sieht keinen Handlungsbedarf

Thomas Hurter, Linien-Pilot und SVP-Nationalrat, ist skeptisch. Einzelne US-Airlines hätten heute bereits eine Stewardess als Aufpasserin dabei. «Was soll die? Seelsorgerin spielen? Fliegen kann sie ja nicht», bemerkt Hurter.

Das heutige Sicherheits-Dispositiv sei gut - auch was die Handhabung bei einer verriegelten Cockpit-Tür betreffe. Wer den Code hat, könne nicht automatisch ins Cockpit. Der Pilot kann die Tür blockieren - etwa bei einer Geiselnahme. Er sieht über eine Kamera, wer vor der Tür steht.

Keinen Handlungsbedarf ortet Hurter auch bei der Piloten-Rekrutierung. Diese würden sorgfältig ausgewählt und dann auch begleitet. «Ich gehe heute jedes halbe Jahr zum Arzt, da rede ich auch über meine persönliche Situation».

So traurig das Germanwings-Drama sei, «ausschliessen kann man so etwas nie», so Hurter.

Swiss macht jährliche Gesundheitschecks

Die Swiss kontrolliert die Gesundheit ihrer Piloten und Pilotinnen regelmässig - auch die psychische. «Diese sind ein wichtiger Bestandteil des Assessments», sagte Swiss-Sprecher Mehdi Guenin auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Nachdem die Anwärter für die Ausbildung alle Auswahlverfahren durchlaufen haben, findet ein längeres Interview mit dem Bewerber statt, an welchem auch Psychologen und ein Pilot anwesend sind.

Anschliessend entscheidet ein sogenanntes Board mit Mitgliedern aus den relevanten Fachbereichen von Swiss, ob die Person die ins Ausbildungsprogramm aufgenommen wird, wie Guenin erklärte. Nach der Pilotenausbildung wird ein zweiter, finaler Board-Entscheid gefällt, der die Ausstellung des Arbeitsvertrages bei Swiss beinhaltet.

Ein psychologisches Gespräch gehört dazu

Aktive Piloten müssen zwei Mal im Jahr jeweils zwei Tage eine Simulator-Session absolvieren. «Dort müssen sie beweisen, dass sie gute Piloten sind», sagte Guenin. Zusätzlich werden die Piloten einmal pro Jahr einem Gesundheitscheck unterzogen. Dieser beinhaltet auch ein psychologisches Gespräch. Nur wenn der Pilot den Gesundheitscheck besteht, darf er weiter arbeiten.

Alle fünf Jahre werden die Piloten zudem einem ausführlichen medizinischen Test unterzogen. Mitarbeitende könnten selbstverständlich auch melden, wenn sie bei einem Kollegen psychische oder medizinische Probleme bemerkten, sagte Guenin.

Ob der Absturz der Germanwings-Maschine Auswirkungen auf die Tests bei der Swiss haben wird, konnte der Sprecher nicht sagen. Derzeit seien keine Massnahmen geplant. (rsn/zeb/sda)

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