Video zeigt Explosion beim Flughafen von Kabul
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Tote und viele Verletzte:Video zeigt Explosion beim Flughafen von Kabul

Selbstmordanschläge in Kabul
Das ist die tödliche Splittergruppe IS-K

Bei den verheerenden Explosionen rund um den Flughafen von Kabul sterben über hundert Menschen, mehr als 140 werden verletzt. Die verantwortlichen Attentäter gehören der IS-K an. Die Terrorgruppe ist ein Erzfeind der Taliban.
Publiziert: 27.08.2021 um 13:44 Uhr

Zwei Selbstmordattentäter zünden am Donnerstag mitten im Gedränge rund um den Flughafen von Kabul ihre Sprengstoffgürtel. Über hundert Menschen sterben bei den Explosionen, mehr als 140 werden teils schwer verletzt. Den Anschlag reklamieren nicht die Taliban für sich, sondern eine Splittergruppe der Terrormiliz Islamischer Staat (IS): die IS-K.

Das K steht für den Zusatz Khorasan, benannt nach einer historischen Region in Zentralasien, die einen Teil Afghanistans umfasst. Die IS-K gibt es seit 2015, als der IS in Syrien und im Irak so weit vorgedrungen war, dass die Terrormiliz ein Kalifat in der Region ausrief. Seither verübte IS-K immer wieder Anschläge in Afghanistan.

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Joe Biden erklärte IS-K als gemeinsamen Feind der USA und der Taliban. Doch warum bekämpfen sich zwei militante islamistische Gruppierungen? Für die IS-K sind die Taliban nicht ausreichend dem fundamentalistischen Islam verpflichtet, wie die «New York Post» schreibt. Und: Laut Experten kämpfen die beiden Gruppen um Macht, Einfluss und die religiöse Deutungshoheit in der Region.

Die IS-K ist eine Splittergruppe der IS und mit den Taliban verfeindet. Sie ist verantwortlich für den Anschlag am Donnerstag in Kabul.
Foto: zvg
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Taliban und IS-K sind Todfeinde

Der ehemalige CIA-Chef für Terrorismusbekämpfung, Douglas London, sagt gegenüber der «USA Today», dass die beiden Gruppen schon tödliche Angriffe aufeinander verübt hätten. «Die Taliban und der IS-K sind Todfeinde, weil IS-K ein Konkurrent darstellt», sagt London der Zeitung. «Sie kämpfen um Ressourcen, Ausrüstung und Macht, auch wenn sie relativ klein sind.»

Zu ihrer stärksten Zeit im Jahr 2016 gehörten der IS-K 3000 bis 4000 Kämpfer an. Aufgrund der Intervention der USA in Afghanistan mussten sie viele Verluste hinnehmen: Territorium, Führung, Personal und Finanzierung der IS-K schrumpften.

Laut Experten musste sich der IS-K dezentralisieren und konnte nur noch autonom mit kleinen Gruppen agieren. Heute besteht die IS-K einem UN-Bericht zufolge aus einer Kerntruppe von etwa 1500 bis 2200 Kämpfern, die östlich von Kabul stationiert sind. Angeführt werden sie von Schahab al-Muhajir.

Anschläge der IS-K

Vor der Explosion in Kabul war der letzte Anschlag der IS-K ein Autobombenanschlag vor einer Mädchenschule in Kabul, dem zwei weitere Explosionen folgten, die auf fliehende Überlebende abzielten. Die meisten der mindestens 68 Todesopfer waren Schüler, weitere 165 Menschen wurden verletzt.

Im November 2020 reklamierte IS-K einen stundenlangen Amoklauf zweier bewaffneter Männer an der Universität von Kabul für sich. Dabei wurden mindestens 22 Menschen getötet. Hunderte Menschen konnten fliehen und über die Schutzmauern und Zäune der Schule klettern. (gin)


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