Sie chattete mit dem Tinder-Schwindler
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Ein Betrüger par excellence:Sie chattete mit dem Tinder-Schwindler

Shimon Hayut (29) zockte weltweit Frauen ab. Trotzdem könnte er bald aus dem Knast rauskommen
Macht der Tinder-Schwindler bald wieder Jagd auf Frauen?

Shimon Hayut (29) hat als Tinder-Schwindler etliche Frauen abgezockt. Derzeit sitzt er in seiner Heimat Israel eine Haftstrafe ab, doch schon bald könnte er wieder auf freiem Fuss sein.
Publiziert: 13.01.2020 um 21:09 Uhr
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Aktualisiert: 14.01.2020 um 07:46 Uhr
Shimon Hayut gab sich als reicher Geschäftsmann auf Tinder aus.
Foto: zvg
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Der Tinder-Schwindler Shimon Hayut (29) hat Frauen erst um den Finger gewickelt und dann schamlos abgezockt. Mit unterschiedlichen Identitäten war er auf der Dating-App Tinder unterwegs. Er gab sich als vermögender Unternehmer aus. Mal mimte er den Waffenhändler Mordechay Tapiro, dann den Diamantenhändler Simon Lewiew. Immerzu auf der Suche nach Frauen, auf der Suche nach seinem nächsten Opfer.

Vor dem Amtsgericht Tel Aviv wurde dem Möchtegern-Milliardär wegen Scheckbetrugs und Diebstahls mittlerweile der Prozess gemacht. Vor zwei Wochen, am 30. Dezember 2019, wurde der Tinder-Schwindler gegen eine Zahlung von 170'000 Schekel – 47'574 Franken – zu 15 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Noch sitzt der Tinder-Schwindler in Israel hinter Gittern. Wohl aber nicht mehr lange, denn Shimon Hayut könnte bei guter Führung im ersten Halbjahr 2020 bereits entlassen werden, wie der «Spiegel» berichtet.

Auch SonntagsBlick-Redaktorin wollte er um den Finger wickeln

Auf der ganzen Welt hatte der Scharlatan Frauen um ihr Vermögen betrogen, dabei hat er sie eiskalt ausgenommen. Hayut war ebenso dreist wie eloquent. Opfer beschwindelte er schonungslos. Er gab zum Beispiel an, dass er der Sohn des russischen Geschäftsmanns Lew Lewiew (63) sei, der in der Diamanten-, Immobilien- und Chemieindustrie tätig ist. Ein anderes Mal war er der CEO des weltweit führenden Diamantenherstellers LLD Diamonds. Indem er sich als alleinerziehender Vater ausgab, versuchte er auch das Vertrauen von SonntagsBlick-Redaktorin Dafina Eshrefi zu gewinnen. Doch sie liess sich nicht von ihm blenden.

Doch bei vielen Frauen ging seine Masche auf. Erst liess er seinen Charme spielen, eroberte die Herzen der Frauen, holte sich ihr Vertrauen. Dazu «investierte» er in seine Opfer. Liess die Frauen im Glauben, sie seien sein Ein und Alles. Doch in Wahrheit wartete er nur ab, bis sie sich in ihn verliebten. Dann begann er, sie finanziell zu schröpfen – «milking» – wie es im Love-Scammer-Jargon heisst. Mit dem Geld des einen Opfers investierte er jeweils bereits in sein nächstes Opfer. Wenn sie es schliesslich bemerkten, war es bereits zu spät.

Tinder-Schwindler am Flughafen Athen verhaftet

Seine Taten fliegen irgendwann auf. Zusammen mit zwei seiner Opfer kommt die norwegische Tageszeitung «Verdens Gang» den Machenschaften des Tinder-Schwindlers auf die Schliche. Das Lügengerüst bröckelt, bricht schliesslich in sich zusammen. Alles war nur ein grosser Schwindel, eine filmreife Inszenierung. Der Traum vom Traumprinzen platzte.

In seiner Heimat Israel wurde der Tinder-Schwindler bereits seit 2011 wegen Diebstahls, Fälschung und Betrugs gesucht. Auch in Schweden, Finnland, Grossbritannien und der Schweiz hat Hayut zugeschlagen. Auf der Flucht vor den Behörden klickten am 28. Juni 2019 am Flughafen Athen in Griechenland schliesslich die Handschellen. Im Zuge einer gemeinsamen Aktion von Interpol und der israelischen Polizei konnte Shimon Hayut verhaftet werden. Er war aufgeflogen, als er mit einem gefälschten Ausweis weiterreisen wollte. Seither ist er in Haft.

Keine Auslieferungsanträge für Love-Scammer Shimon Hayut (29)

Der Tinder-Schwindler sitzt nicht das erste Mal im Gefängnis. Im Januar 2016 wurde ihm in Helsinki wegen Betrugs der Prozess gemacht. Als vermeintlicher Waffenhändler Mordechay Tapiro hatte er drei Frauen abgezockt, dafür musste er eineinhalb Jahre hinter finnischen Gardinen verbringen. Das hielt ihn nicht davon ab, weiterzumachen, als er wieder in Freiheit war. Von da an unter seinem Pseudonym Simon Lewiew.

Die Taten, für die Hayut derzeit einsitzt, sind in den Jahren 2010 und 2011 passiert. Sie haben nichts mit seinen Tinder-Betrügereien zu tun. Die Verfahren gegen ihn sind im Gange, wohl aber ist es schwer, ihm etwas nachzuweisen. Ausserdem soll es bisher gegen ihn keine Auslieferungsanträge gegeben haben. Kommt Hayut frei, wird er wohl untertauchen. (rad)

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