Sieben Fragen zu den russischen Präsidentschaftswahlen vom 18. März
Wer kann Putin vom Sockel stürzen?

Am 18. März fordern sechs Männer und eine Frau Wladimir Putin heraus. Grosse Chancen werden sie aber nicht haben. BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen zu den russischen Präsidentschaftswahlen.
Publiziert: 13.03.2018 um 00:07 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:40 Uhr
Acht Kandidaten treten gegen den amtierenden Präsidenten an. Einer davon ist Boris Titow, seines Zeichens «Beauftragter des Präsidenten für Unternehmerrechte».
Foto: Getty Images
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Guido Felder

Was wird am 18. März gewählt?

Das russische Volk wählt für die nächsten sechs Jahre seinen Präsidenten, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist. Es braucht die absolute Mehrheit, sonst kommt es am 8. April zur Stichwahl. Es sind maximal zwei aufeinanderfolgende Amtszeiten möglich.

Wer sind die Kandidaten?

Es stellen sich sieben Männer und eine Frau zur Wahl. Der Politologe Dmitri Stratievski vom Osteuropa-Zentrum in Berlin beschreibt die Putin-Konkurrenten auf «focus.de».

  • Wladimir Putin (65): Präsidierte das Land schon 2000 bis 2008, dann wieder ab 2012. Unter seiner Hand verschärfte sich der Ton zwischen West und Ost wieder. Besonders belastend sind die Annexion der Halbinsel Krim und die Unterstützung von Syriens Machthaber Assad (52).
     
  • Wladimir Schirinowski (71): Der Vertreter der rechten, nationalistischen Liberaldemokratischen Partei kandidiert schon zum sechsten Mal.
     
  • Pawel Grudinin (57): Der kommunistische Millionär gibt sich einerseits sehr kritisch und offen, andererseits unterstützt er Thesen von Ex-Diktator Josef Stalin (1878–1953).
     
  • Maxim Suraikin (39): Ein Newcomer, der mit seiner Kleinpartei «Kommunisten Russlands» zur alten Kommunistischen Partei eine jüngere und weniger sture Alternative bietet.
     
  • Xenia Sobtschak (36): Fernsehmoderatorin mit wenig politischer Erfahrung. Gilt als gemässigt-oppositionell und wechselhaft. Viele betrachten sie als Quotenfrau, die dem Wahlkampf mit ihrem Aussehen etwas Farbe verleihen soll.
     
  • Boris Titow (57): Arbeitet für Putin und vertritt mit der Wachstumspartei die gut situierten Bevölkerungsschichten. Sein Slogan heisst «Stabilität».
     
  • Grigori Jawlinski (65): Machte sich schon zu Michail Gorbatschows (87) Zeit mit seinem Reformprogramm «500 Tage» einen Namen. Der ewige Oppositionelle gründete die sozialliberale Partei «Jabloko».
     
  • Sergej Baburin (59): Stimmte damals gegen die Auflösung der Sowjetunion. Der Nationalist der Partei «Russischer Volksbund» gründete verschiedene antiwestliche Bewegungen und leitete in der Duma eine «Anti-Nato-Kommission». 

Wer wird gewinnen?

Der alte Präsident wird der neue sein. Auch wenn Putins Umfragewerte laut dem staatlichen Meinungsforschungs-Institut WZIOM in den Metropolen Moskau und Sankt Petersburg auf 57 Prozent gefallen sind, kann man mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit von einer Wiederwahl ausgehen.

Wer könnte Putin gefährlich werden?

Wichtige Putin-Kritiker sind mundtot gemacht worden. Vor drei Jahren wurde Boris Nemzow (†55) in Moskau erschossen. Am meisten müsste sich Putin heute vor dem Oppositionellen Alexei Nawalny (41) fürchten. Doch der wurde wegen einer Verurteilung von der Wahl ausgeschlossen. Nawalny wird Unterschlagung vorgeworfen – das Urteil ist laut dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte aber rechtswidrig. Kreml-Kritiker Wladimir Kara-Mursa (36), der zwei Giftanschläge überlebt hat, sagt zu BLICK: «Wenn man seine Gegner ausschaltet, ist es nicht schwierig, eine Wahl zu gewinnen.»

Putin, der ewige Präsident

Dem Westen ist er ein Dorn im Auge. Für die Russen aber ist Wladimir Putin ein Segen. Weil er die Interessen seines Landes über alle anderen – ausser seiner eigenen – stellt. Deshalb hält er sich seit knapp zwei Jahrzehnten an der Macht und wird nächstes Jahr erneut als Präsident gewählt werden.

Wer ist Putin eignetlich? Hier weiterlesen

Ein Mädchen das das Bild mit Putin fotografiert
Putin als Eishockey-Profi.
AP

Dem Westen ist er ein Dorn im Auge. Für die Russen aber ist Wladimir Putin ein Segen. Weil er die Interessen seines Landes über alle anderen – ausser seiner eigenen – stellt. Deshalb hält er sich seit knapp zwei Jahrzehnten an der Macht und wird nächstes Jahr erneut als Präsident gewählt werden.

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Wird die Wahl manipuliert?

Während der Wahlprozess in Städten recht genau überwacht wird, sind entlegene Gebiete sehr anfällig auf Manipulation. In der Teilrepublik Tschetschenien etwa holte Putin 2012 auffällige 99 Prozent der Stimmen. Wladimir Kara-Mursa: «Es sind keine freien Wahlen, sie sind manipuliert.»

Was spielen die Parteien für eine Rolle?

Es gibt eine Trennung zwischen Kandidaten mit und ohne Parteimitgliedschaft. Die vier Duma-Parteien können direkt Kandidaten aufstellen. Für Parteien, die im Parlament nicht vertreten sind, sind die Hürden hoch: Sie müssen für ihre Kandidaten 300’000 Unterschriften sammeln, wovon maximal 7500 aus der gleichen Region stammen dürfen.

Wie geht es nach der Wahl weiter?

Bei einer Wiederwahl wird Putin in die gleiche Kerbe hauen wie bisher. Keine Spur von Entspannung gegen aussen. Innenpolitisch sind mehr Investitionen für Bildung und Gesundheit in Diskussion.

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