Virologe sieht Berichte über milde Verläufe skeptisch
Drosten «ziemlich besorgt» wegen Omikron

Der renommierte Virologe Drosten sagt, die neue Omikron-Variante des Coronavirus müsse ernst genommen werden. Zwar sei die gegenwärtige Delta-Winterwelle das eigentliche Problem. Omikron würde vor allem Ungeschützte treffen.
Publiziert: 29.11.2021 um 07:56 Uhr
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Aktualisiert: 29.11.2021 um 10:31 Uhr

Der Berliner Virologe Christian Drosten (49) zeigt sich «im Moment schon sehr besorgt» über die Omikron-Virusmutante, die sich aus dem südlichen Afrika über die Welt auszubreiten beginnt.

Omikron alarmiert Drosten mehr als die ursprüngliche Alpha- und die spätere Delta-Variante, die heute global vorherrschend ist. Noch wisse man nur wenig über den neuen Virusstrang, doch: «Ich muss sagen, dass ich im Moment schon ziemlich besorgt bin», sagt Drosten im ZDF-«heute journal». Er sei «überrascht, so viele Mutationen in dem Virus zu sehen».

Noch sei unklar, was die Mutationen dann im echten Leben machen würden. Was man nach ersten, rund tausend nachgewiesenen Fällen sagen könne, sei, dass diese Variante in Südafrika häufig bei jungen Leuten auftrete. Bei Leuten, die eine Infektion schon hinter sich haben und jetzt eine zweite oder dritte Ansteckung bekommen, noch dazu mit Symptomen.

Christian Drosten, Virologe an der Berliner Charité-Klinik, zeigt sich besorgt über die Omikron-Coronavirus-Variante.
Foto: Keystone
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In Europa andere Bedingungen als in Südafrika

Möglicherweise könne man durch Omikron viel aufgebauten Immun- oder auch Impfschutz verlieren. Omikron könnte «eine erste wirkliche Immunfluchtmutante» sein: «Alle sind natürlich da auch ein bisschen nervös und gespannt, ob man möglicherweise so viel Schutz verliert, sowohl durch die überstandene Infektion wie hoffentlich nicht durch die Impfungen, dass man sogar die Impfungen noch mal verändern müsste.»

Derzeit wisse niemand, was mit der Mutante auf die Menschen zukomme. «Was man aber wirklich mit Sicherheit sagen kann», so Drosten: «Es ist besser, wenn man geimpft ist. Und es ist noch besser, wenn man geboostert ist.»

Eine südafrikanische Ärztin, die rund zwei Dutzend Omikron-Patienten behandelte, beschrieb die Virusvariante als «ungewöhnlich, aber mild». Daraus lasse sich nicht schliessen, wie sich das Virus in Europa verhalte, sagt Drosten. «Denn hier hat das Virus andere Bedingungen als in Südafrika.»

«Müssen so schnell es irgend geht boostern»

Die nächsten zwei bis drei Wochen würden sicherlich die wichtigsten Fragen beantworten und ein klareres Bild verschaffen, wie es mit der Krankheitsschwere sei. Die Situation gehöre «ernst genommen», mahnt der Virologe. Auch wenn Impfstoffe technisch relativ einfach angepasst werden können, gehe es mehrere Monate bis zur Auslieferung von ersten Dosen.

Drosten gibt auch zu bedenken, dass die Omikron-Variante zunächst noch ein «Mini-Problem» bleibe: «Wir müssen so schnell es irgend geht boostern. Denn unser eigentliches Problem ist ja weiter die Delta-Variante, die Winterwelle, die wir jetzt haben.» Impflücken gehörten geschlossen: «Wenn man gar nicht geschützt ist, möchte man auch die Omikron-Variante nicht treffen.» (kes)

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