Singapur-Gipfel zeigt Medienkluft in den USA auf
«Ich weiss nicht, wem ich glauben soll»

Das Treffen zwischen Trump und Kim in Singapur ist Geschichte. Der Gipfel zeigt eindrücklich auf, wie unterschiedlich die Medien in den USA politische Ereignisse bewerten. Trump erklärte derweil CNN und Co. «zum grössten Feind» des Landes.
Publiziert: 15.06.2018 um 05:21 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 18:10 Uhr
Abgang nach dem Gipfel: Kim Jong Un und Donald Trump.
Foto: Getty
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Nicola Imfeld, San Diego

Diese Woche wurde Weltgeschichte geschrieben: Donald Trump reichte Kim Jong Un am Dienstag in Singapur die Hand. Es war die erste Begegnung eines US-Präsidenten mit einem nordkoreanischen Machthaber überhaupt. (BLICK berichtete)

In Nordkorea feierte die Staatsagentur KCNA den «historischen Gipfel» von Singapur. Die Agentur beschrieb fast jeden Schritt der beiden Staatsmännern. Wenig überraschend fehlte jegliche kritische Replik in der nordkoreanischen Berichterstattung.

Ganz anders das Bild in den USA: Der TV-Sender «CNN» hob in seiner Analyse heraus, dass Trump den Nordkoreaner Zugeständnisse machte, ohne dafür etwas Handfestes zu erhalten. Die «New York Times» konstatierte: «Trump wurde in Singapur überlistet». Und die «Washington Post» erklärte Kim Jong Un zum «eindeutigen Sieger» des Treffens.

«Trump hat das Maximum herausgeholt»

Der Singapur-Gipfel zeigt einmal mehr die riesige Kluft auf, die in der US-Medienlandschaft herrscht. Denn in den Staaten gibt es auch noch eine andere Sichtweise auf das Treffen von Trump und Kim — eine ganz andere. 

Der konservative Sender «Fox News» berichtete geradezu euphorisch über die Ergebnisse aus Singapur. Reporter Sean Hannity sagte, dass es «nicht hätte besser sein können». Sebastian Gorka, ebenfalls bei «Fox News» angestellt, bilanzierte: «Trump hat in Singapur das absolute Maximum herausgeholt.» 

Fox-News-Reporter beschimpft Journalisten als «Clowns»

Geradezu in Rage redete sich Fox-Kommentator Dan Bongino. Angesprochen auf die negative Berichterstattung der anderen Medien polterte der konservative Kommentator: «Diese Reporter haben in ihrem Leben nur die Journalistenschule gemacht und sonst noch nie richtig gearbeitet.» Und weiter: «Die US-Journalisten sind alles Clowns! Sie sind die grössten Feinde des Landes.» 

Damit stimmte Bongino in einen Tweet ein, den Trump am Mittwoch absetzte. Der US-Präsident schrieb: «So lustig, die Fake News zu sehen, besonders NBC und CNN. Sie kämpfen hart, um den Deal mit Nordkorea herunterzuspielen. Vor 500 Tagen hätten sie um diesen Deal ‹gebettelt›, als ob ein Krieg ausbrechen würde. Der grösste Feind unseres Landes sind die Fake News, die von Narren verkündet werden!»

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«Mir kommt es vor, als hätte ich ein anderes Gipfeltreffen verfolgt»

Für die US-Bürger sind es undurchsichtige Zeiten. «Ich weiss nicht, wem ich glauben soll», sagt Joe (23) aus San Diego zu BLICK. Er hat von den Ergebnissen des Singapur-Gipfels aus der lokalen Zeitung erfahren. Seine Eltern haben das Trump-Kim-Treffen bei Fox-News verfolgt. «Wenn wir zuhause diskutieren, kommt es mir vor, als hätte ich einen anderen Gipfel verfolgt.»

Joe (23) aus San Diego: «Weiss nicht, wem ich glauben soll»
Foto: zvg

Joe sieht die US-Medienlandschaft nicht nur negativ. «Einerseits haben wir die Chance, verschiedene Standpunkte zur gleichen Geschichte zu hören, andererseits führt dies auch zu vielen Fehlinformationen.»

«Die Fakten sind nicht auf der Seite von Trump»

Mittlerweile hat CNN-Starjournalist Don Lemon auf den Tweet von Donald Trump reagiert. «Die anderen Präsidenten haben die Presse meistens auch nicht gerne gehabt, aber immerhin hatten sie eine genügend dicke Haut, um die Fakten hinzunehmen.» Lemon schloss sein Statement mit den Worten: «Nicht wir Journalisten sind nicht auf der Seite des Präsidenten, sondern die Fakten sind nicht auf seiner Seite.» 

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