Eklat im US-Parlament
Demokraten beenden Sitzstreik

Mehr als 200 Demokraten wollen im US-Kongress ein strengeres Waffenrecht erzwingen. Über 15 Stunden befanden sich die Politiker in einem Sitzstreik – ohne Ergebnis.
Publiziert: 22.06.2016 um 19:29 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 07:35 Uhr
Ein langer Sitzstreik wurde angekündigt
Foto: Twitter
Demokraten im Sitzstreik
1:04
Eklat im US-Parlament:Demokraten im Sitzstreik

Im US Kongress herrschen tumultartige Zustände. Über 15 Stunden waren dort die Demokraten in einem Sitzstreik. Sie wollten bleiben bis eine Abstimmung über eine Gesetzesinitiative für ein schärferes Waffengesetz angesetzt wird. Das hat jedoch nicht geklappt.

Die Repubikaner setzten zu einer anderen Abstimmung durch. So musste der Streik abgebrochen werden. «Wir werden weiterkämpfen», versprach Lewis, der seit den 1960er Jahren an der Bürgerrechtsbewegung beteiligt ist. Die Demokraten wollten ihren Kampf nach einer Tagungspause am 5. Juli wieder aufnehmen.

Emotionale Nacht im US-Kongress

Beim Sitzstreik kam es zu emotionalen Reden.
Foto: Printscreen

Die offizielle Übertragung aus dem US-Kongress wurde bereits kurze Zeit nachdem der Sitzstreik initiiert wurde, unterbrochen. Dank dem Handy-Streaming einiger Demokraten, kann ihre Aktion jedoch in der ganzen Welt verfolgt werden.

Zahlreiche Redner haben sich die ganze Nacht durch zu Wort gemeldet. Teilweise wurde die Situation sehr emotional: Es wurden Bild-Collagen von Opfern von Schiessereien gezeigt. Besonders Kinder waren darauf zu sehen. Zwischen den Reden skandierten die Sitzenden immer wieder ihre Parolen.

Die Demokraten wurden die Nacht durch von Sympathisanten von ausserhalb verpflegt.

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Sogar Pizzalieferungen aus Kalifornien sind im US Kongress für die Streikenden eingetroffen:

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Ein Ende des Streiks ist derzeit nicht in Sicht.

Orlando war der Ausschlag für Aktion

In der Initiative soll nach dem Willen der Demokraten festgelegt werden, dass jemand, der auf einer Terror- oder Flugverbotsliste geführt wird, keine Waffe kaufen darf. «Wie viele Mütter, wie viele Väter werden noch Tränen der Trauer vergiessen müssen, bevor wir etwas tun?», sagte der Abgeordnete John Lewis.

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Der Ruf nach einer Verschärfung des Waffenrechts ist nach dem Attentat von Orlando, bei dem 49 Menschen erschossen wurden, wieder deutlich lauter geworden. Erst am Montagabend scheiterten mehrere Gesetzentwürfe für eine strengere Regelung im Senat - der anderen Kammer des Kongresses.

Den Demokraten gingen die Vorschläge der Republikaner nicht weit genug; die Konservativen kritisierten die Vorhaben der anderen Seite als zu strikt. Die Republikaner haben in beiden Kammern des Kongresses die Mehrheit.

«Wir würden diese Abstimmung gewinnen»

Die Sitzblockade am Mittwoch begann gegen 11.25 Uhr (Ortszeit) und dauerte am Abend noch an. Die demokratische Fraktionschefin Nancy Pelosi erklärte: «Unsere Abgeordneten haben sich auf dem Boden gesetzt, um dagegen zu protestieren, dass wir nicht mal eine Abstimmung abhalten können. Wir glauben nämlich, dass wir diese Abstimmung gewinnen würden.»

Die Demonstranten forderten, die geplante Parlamentspause nächste Woche zu verschieben, damit über die Gesetzesinitiative abgestimmt werden könne.

Den Demokraten ginge es nur um Schlagzeilen

Paul Ryan, Vorsitzender des Repräsentantenhauses und Republikaner, liess über eine Sprecherin mitteilen, dass die Kammer nicht arbeiten könne, wenn Abgeordnete sich nicht an die Regeln hielten. Er selbst nannte den Protest später eine PR-Aktion. Den Demokraten gehe es nur um Schlagzeilen, sagte er CNN.

Der Sprecher von US-Präsident Barack Obama sagte, die Aktion der demokratischen Abgeordneten spiegele Frust und Ärger vieler Menschen über eine republikanische Blockadehaltung wider. Ihr Anliegen sei weder kontrovers noch radikal.

Sie würden schlicht dafür werben, in überparteilichem Konsens über eine Politik abzustimmen, für die es im Land eine breite Mehrheit gebe. Obama bedankte sich via Twitter beim Abgeordneten Lewis für die Aktion.

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Der Parlamentssender C-Span griff unterdessen zu einer ungewöhnlichen Massnahme, um auf seinem Kanal Bilder von der Sitzblockade zu zeigen. Der Sender hat selbst keine Kontrolle über seine Kameras, die von der Verwaltung des Repräsentantenhauses abgeschaltet wurden. C-Span zeigte deshalb Live-Streams, die die Abgeordneten mit ihren Handys machten. (sda/nbb)

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