Hier befreien die Täter den Häftling aus dem Transporter
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Neues Video zeigt Überfall:Hier befreien die Täter den Häftling aus dem Transporter

Bei Angriff auf Gefängnistransporter in Frankreich von Komplizen befreit
Jetzt fahndet Interpol nach Mohamed A.

Nach einem brutalen Überfall auf einen Gefangenentransport in Nordfrankreich sind zwei Beamte tot. Mehrere Personen wurden verletzt. Der transportierte Häftling und die Angreifer sind auf der Flucht. Blick informiert dich im Liveticker über die aktuellen Entwicklungen.
Publiziert: 15.05.2024 um 13:48 Uhr
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Aktualisiert: 15.05.2024 um 14:50 Uhr
15.05.2024, 14:41 Uhr

Jetzt fahndet Interpol nach Mohamed A.

Wie «Ouest France» berichtet, hat Interpol Mohamed A. zur Fahndung ausgeschrieben. Eine sogenannte «Red Notice» wurde herausgegeben. «Eine Red Notice ist eine Aufforderung an Strafverfolgungsbehörden auf der ganzen Welt, eine Person ausfindig zu machen und vorläufig festzunehmen, bis sie im Einklang mit dem Gesetz ausgeliefert, übergeben oder einer ähnlichen Massnahme unterzogen werden kann», schreibt Interpol auf seiner Webseite. 

Die «Red Notice» wird von Interpol auf Antrag eines Mitgliedslandes oder internationalen Tribunals erlassen, in diesem Fall mit hoher Wahrscheinlichkeit Frankreich, und basiert auf einem gültigen nationalen Haftbefehl. Sie ergeht an Polizeibehörden auf der ganzen Welt.

15.05.2024, 14:39 Uhr

Wo sind Mohamed A. und seine Komplizen?

Zwei Beamte der Strafverfolgungsbehörden wurden am Dienstag bei einem Angriff auf einen Gefängnistransporter in Frankreich getötet. Drei weitere von ihnen wurden schwer verletzt. Einer von ihnen wurde ins künstliche Koma versetzt und kämpft im Spital um sein Leben. Bei der Attacke entkam der Häftling Mohamed A. Die Suche nach ihm und seinen Komplizen läuft. Blick informiert dich im Liveticker über die aktuellen Entwicklungen. 

Ende des Livetickers

Bei einem bewaffneten Angriff auf einen Gefangenentransporter in Nordfrankreich sind am Dienstag zwei französische Strafvollzugsbeamte (52, 34) getötet und drei weitere verletzt worden. Einer der Verletzten lag am Mittwoch noch immer im künstlichen Koma. Wie aus Polizeikreisen verlautete, sollten die Beamten einen Häftling von Rouen nach Évreux bringen. Nach dem Angriff an einer Mautstelle in Incarville in der nordfranzösischen Region Eure seien der Häftling und die Täter geflüchtet.

Eine mit dem Fall vertraute Quelle sagte der französischen Nachrichtenagentur AFP, der entflohene Häftling heisse Mohamed A.* und sei 1994 geboren. Laut der französischen Zeitung «Le Figaro» trägt er den Spitznamen «La Mouche» – die Fliege – und sei mehrfach wegen Drogendelikten und versuchten Mordes verurteilt worden. 

Ein Video in den sozialen Medien soll die Angreifer zeigen.
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Mutter und Anwalt von A. melden sich zu Wort

A.s Anwalt Hugues Vigier äusserte sich gegenüber dem Fernsehsender BFM zu der mutmasslichen Aktion seines Mandanten. «Zu aller erst möchte ich sagen, dass ich fassungslos bin. Fassungslos, dass er in diese Tragödie verwickelt sein soll.» Der Jurist sei überrascht, dass der 30-Jährige zu einer solchen «Tragödie» fähig sei. «Eine solche Eskalation ist schockierend.» Der Strafverteidiger betont: Verurteilte müssen zu ihren Taten stehen. «Sie können sich nicht einfach der Verantwortung entziehen.»

Später nahm auch A.s Mutter gegenüber «RTL.FR» Stellung zur Flucht ihres Sohnes. Die Befreiung ihres Sohnes und die Attacke auf das Gefängnispersonal habe sie aus heiterem Himmel getroffen. «Ich verstehe es einfach nicht», gab sie zu. «Wie kann man einfach so zwei Leben auslöschen?»

Da ihr Sohn schon mehrmals in verschiedene Gefängnisse verlegt wurde, würde sie es begrüssen, «wenn er ein für alle Mal» verurteilt würde. Weiter erklärte sie dem Fernsehsender, dass ihr Sohn derzeit nicht mit ihr spreche. 

Französischer Justizminister: «Wir werden sie jagen»

Der Angriff auf den Gefangenentransporter wurde von einem Kommando aus mehreren Tätern «mit schweren Waffen» ausgeführt, die zwei Fahrzeuge benutzten. «Sie haben nicht gezögert, auf die Beamten zu schiessen», heisst es aus Regierungskreisen. Zuvor sollen die Täter den Transporter gerammt haben. Eines ihrer Fahrzeuge wurde kurz nach der Tat ausgebrannt gefunden. Die zuständige Staatsanwältin geht davon aus, dass der Wagen gestohlen war. Justizminister Éric Dupond-Moretti berief nach dem Angriff einen Krisenstab in seinem Ministerium ein.

Die Staatsanwältin von Paris, Laure Beccuau, sprach am Dienstagabend den Familien der beiden Opfer ihr Beileid aus. «Das erste Opfer war 52 Jahre alt. und Vater von 2003 geborenen Zwillingen. Der zweite Polizist, 34 Jahre alt, war verheiratet und erwartete die Geburt eines Kindes», führte Beccuau aus. Hunderte Polizisten seien derzeit an der Suche nach den Flüchtigen beteiligt. Den Tätern drohe gegebenenfalls eine lebenslange Freiheitsstrafe, unterstrich die Staatsanwältin.

In einem Statement bekräftigte Justizminister Dupond-Moretti: «Wir werden alles – und ich meine alles – tun, um die Täter dieses abscheulichen Verbrechens zu finden. Die Täter sind Menschen, für die das Leben keinen Wert hat. Wir werden sie jagen und sie werden in einer Weise bestraft werden, die dem Verbrechen angemessen ist.»

Darmanin: Beamte wie Hunde erschossen

In ganz Frankreich legten Gefängnismitarbeiter am Mittwoch die Arbeit nieder, um ihre Trauer über den Verlust ihres Kollegen zum Ausdruck zu bringen und für sicherere Arbeitsbedingungen zu protestieren. So blockierten etwa in Nantes rund 160 Gefängnisangestellte die Haftanstalten der Stadt. «Wir befinden uns in einer Trauersituation», sagte eine Gewerkschaftsvertreterin der Nachrichtenagentur AFP. «Wir hätten nie gedacht, dass Gefängnispersonal auf diese Weise getötet werden würde», erklärte Vanessa Lefaivre im Untersuchungsgefängnis Fleury-Mérogis. 

Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin (41) brachte seine Wut über die Attacke auf den Transporter bei RTL zum Ausdruck. Darmanin prangerte die «Barbarei und Grausamkeit» der Gefangenentransporter-Attacke an. «Alle» seien äusserst schockiert über die Gewalttätigkeit des Angriffs. Die Beamten seien «wie Hunde» erschossen worden. «Manchmal braucht es Zeit, aber in Frankreich gewinnt immer die Polizei», versicherte Darmanin. 

*Name bekannt

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