«Die Soldaten spüren die angespannte Lage»
1:18
Swisscoy-Chef Roman Camenisch:«Die Soldaten spüren die angespannte Lage»

Trotz Spannungen mit Serbien ist ein Rückzug der Swisscoy-Soldaten zurzeit kein Thema
Müssen die Schweizer nun den Kosovo verteidigen?

Die angespannte Lage an der Grenze zu Serbien könnte für die Schweizer Soldaten im Kosovo gefährlich werden. Ein Rückzug ist aber zurzeit kein Thema. Was wäre ihre Aufgabe, wenn die Serben ins Land einfallen würden?
Publiziert: 28.12.2022 um 20:01 Uhr
|
Aktualisiert: 29.12.2022 um 11:43 Uhr
RMS_Portrait_AUTOR_242.JPG
Guido FelderAusland-Redaktor

Zwischen Serbien und dem Kosovo herrscht höchste Anspannung. Nachdem Serbien die Armee in Alarmbereitschaft versetzt hatte, hat der Kosovo bei Podujevo einen dritten Grenzübergang – den grössten – geschlossen. Vom Konflikt betroffen sind auch die 195 Schweizer Armeeangehörigen der Swisscoy, welche die Nato-geführte Sicherheitstruppe Kfor im Kosovo unterstützt.

Serben errichten Strassenblockaden
0:58
Drohnenaufnahmen zeigen:Serben errichten Strassenblockaden

Daniel Seckler (33), Mediensprecher bei Swissint, dem Kompetenzzentrum für militärische Friedensförderung der Schweizer Armee, beruhigt fürs Erste. Er sagt gegenüber Blick: «Die jüngsten Ereignisse im Nordkosovo zeigen auf, dass die Situation in diesem Teil des Landes fragil und aktuell angespannt ist. Trotzdem kann – auch dank des Einsatzes der Kfor – die Lage im Kosovo in den meisten Landesteilen grundsätzlich als ruhig und stabil betrachtet werden.»

Waffen nur zum Selbstschutz

Die Schweizer Soldaten sind zum Selbstschutz mit Pistole oder Sturmgewehr sowie Reizstoff-Sprühgeräten bewaffnet. Würde die Lage eskalieren und Serbien in den Kosovo eindringen, wäre es nicht die Aufgabe der Schweizer, den Kosovo zu verteidigen. Seckler: «Bewaffnete Eingreifelemente werden durch andere truppenstellende Nationen bereitgestellt.»

Trainieren für den Ernstfall: Bei einer Übung räumten Schweizer Armeeangehörige im Kosovo eine Strassensperre weg.
Foto: Swissint
1/12

Die Swisscoy sei lediglich zuständig im Bereich «der Gewährleistung eines sicheren und stabilen Umfelds sowie der Sicherstellung der Bewegungsfreiheit» im Kosovo. Eine Rückholung der Schweizer sei aktuell kein Thema. Seckler: «Es wäre dennoch grundsätzlich jederzeit möglich, dass die Schweiz die Angehörigen der Swisscoy abzieht.»

Seit 20 Jahren im Einsatz

Die Swisscoy arbeitet seit 20 Jahren im Kosovo. Der Einsatz eines Soldaten – zurzeit sind 16 Prozent Frauen – beträgt jeweils sechs Monate. Das Parlament hat 2020 eine Verlängerung des Mandats bis Ende 2023 bewilligt.

Ausgebildet werden die Swisscoy-Angehörigen beim Kompetenzzentrum Swissint in Stans-Oberdorf NW. Dazu zählt auch die Ausbildung über die aktuelle Lage im Einsatzraum und die Vorgehensweise im Falle von politischen oder ethnischen Spannungen. Seckler: «Die Angehörigen der Swisscoy besitzen dementsprechend das notwendige Wissen, um auch im Falle von Lageverschärfungen ihre Aufträge auszuführen sowie Risiken abschätzen und reduzieren zu können.»

Seckler betont: «Die Sicherheit der Soldatinnen und Soldaten hat höchste Priorität und geht den operationellen Bedürfnissen vor.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?