«Das grösste Polit-Verbrechen der US-Geschichte»
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Trump beschuldigt Obama:«Das grösste Polit-Verbrechen der US-Geschichte»

Trump beschuldigt Obama – ohne den Grund zu nennen
«Das grösste Polit-Verbrechen der US-Geschichte»

Der Streit der US-Präsidenten eskaliert. Trump beschuldigt seinen Amtsvorgänger eines Verbrechens mit historischem Ausmass. Worum es geht und wie Obama die Corona-Politik seines Nachfolgers übers Wochenende bewertet hat.
Publiziert: 12.05.2020 um 08:01 Uhr
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Aktualisiert: 08.11.2020 um 15:53 Uhr
Nicola Imfeld aus San Diego (USA)

Die USA rätseln über das angebliche «Obamagate». Donald Trump (73) vertwitterte am Sonntag mehrere Nachrichten mit Anschuldigungen gegen seinen Amtsvorgänger. Einmal kommentierte der US-Präsident einen Tweet so: «Das bei weitem grösste politische Verbrechen in der Geschichte Amerikas». Was Barack Obama (58) genau verbrochen haben soll, führte Trump nicht aus. Nur so viel: Schon bald werde die ganze Welt mehr erfahren.

Neu dürften Trumps Anschuldigungen nicht sein. Ein Blick auf sein Twitter-Profil zeigt, dass sich der US-Präsident am Sonntag mit gängigen Verschwörungstheorien von Rechts beschäftigt hatte. So teilte Trump den Tweet eines konservativen Talkshow-Moderators, der davon sprach, dass Obama «seine letzten Wochen im Amt dazu genutzt hatte, neue Beamte ins Visier zu nehmen und die neue Regierung zu sabotieren».

Es geht wohl um die Russland-Affäre

Beim Hashtag #Obamagate, der seit einigen Tagen in den Twitter-Trends auftaucht, dürfte es also um alte konservative Vorwürfe in der Russland-Affäre gehen. Trump wiederholte in den vergangenen drei Jahren immer wieder das Mantra, dass er «so schlecht behandelt wurde wie noch kein US-Präsident vor ihm». Er bezeichnete die Untersuchungen wiederholt als «Hexenjagd».

US-Präsident Donald Trump bringt ein «Obamagate» ins Spiel.
Foto: Getty Images
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Zur Erinnerung: Sonderermittler Robert Mueller (75) untersuchte zwei Jahre lang die erwiesene Einflussnahme Russlands auf die US-Wahlen 2016. In seinem Abschlussbericht legte er die Geheimabsprachen zwischen Trumps Wahlkampfteam und Moskau dar, sprach ihn aber vom Vorwurf der «Verschwörung» wegen mangelnder Beweise frei. In der Frage, ob der US-Präsident die Justiz behindert hatte, wollte sich Mueller nicht festlegen.

Trump beflügelt von Verfahren gegen Flynn

Der Zeitpunkt für den Vorwurf – «das grösste Polit-Verbrechen der US-Geschichte» – kommt nicht von ungefähr. In letzter Zeit ist die Russland-Affäre wieder vermehrt Thema in den US-Medien. Vergangene Woche hat das US-Justizministerium ein Ende des Verfahrens gegen Michael Flynn (61), Trumps ehemaliger Nationaler Sicherheitsberater, beantragt. Er räumte im Zuge der Russland-Ermittlungen ein, die Bundespolizei FBI belogen zu haben und bekannte sich im Dezember 2017 dessen schuldig.

Ende April waren im Rahmen der juristischen Auseinandersetzung um Flynn Dokumente bekannt geworden, die nach Ansicht von Trump und dessen konservativen Verbündeten nahelegen, dass Flynn vom FBI hereingelegt worden war. In einer handschriftlichen Notiz eines FBI-Ermittlers stand demnach etwa, man müsse Flynn zu einer Lüge bewegen, damit er strafrechtlich verfolgt oder gefeuert werden könne.

Trump wollte auch am Montag nicht erklären

Bei einer Pressekonferenz am Montag legte Trump nach. Das «Obamagate» gebe es schon seit geraumer Zeit. «Es ist eine Schande, dass es passiert ist», so der US-Präsident. «Wenn man sich ansieht, was geschehen ist, und wenn man sich jetzt all diese Informationen ansieht, die veröffentlicht werden, dann sind einige schreckliche Dinge geschehen.» Dabei handle es sich «erst um den Anfang», so Trump.

Auf Nachfrage eines Journalisten wollte der US-Präsident aber immer noch nicht erklären, was er seinem Amtsvorgänger genau vorwirft. Seine nebulöse Antwort: «Sie werden sehen, was in den kommenden Wochen vor sich geht.»

Obama über Trumps Corona-Politik: «Chaotisches Desaster»

Der Streit der beiden erreicht damit einen neuen Höhepunkt. Obama machte von sich am Wochenende reden. In einer Telefonkonferenz mit rund 3000 früheren Mitarbeitern nannte er Trumps Umgang mit der Corona-Krise ein «absolut chaotisches Desaster». Die Konferenz war nicht öffentlich, es gelangte jedoch ein Mitschnitt an die Öffentlichkeit, den die Website «Yahoo» veröffentlichte. Obama kündigte weiter an, «intensiven Wahlkampf» für Trumps Herausforderer Joe Biden (77) zu machen.

Bislang kommentierte der Ex-US-Präsident die amerikanischen Politik nur selten. Jetzt aber, sechs Monaten vor den Wahlen, scheint der Kampf ums Weisse Haus so richtig lanciert zu sein. Und wie das Wochenende zeigte, dürfte es wie schon 2016 wieder äusserst schmutzig werden.

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Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.

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