Trump-Enthüllungsbuch steht unter Fake-News-Verdacht
Nichts als die Wahrheit?

Michael Wolff sorgt mit seinem Enthüllungsbuch über Donald Trump mächtig für Wirbel. Der Autor ist für seine zweifelhaften Methoden bekannt – und nimmt es mit den Fakten nicht immer so genau.
Publiziert: 08.01.2018 um 19:35 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 19:05 Uhr
Roman Rey

«Fire and Fury» führt die Bestseller-Listen an, ist in vielen US-Buchhandlungen bereits ausverkauft und seit Tagen das dominierende Gesprächsthema in Washington. Das Enthüllungsbuch über die ersten Monate der Präsidentschaft von Donald Trump (71) hat ein kleines Erdbeben ausgelöst.

Kühner hätte es sich Michael Wolff (64) nicht erträumen können. «Danke, Herr Präsident», schrieb der Autor dann auch auf Twitter, als bekannt wurde, dass sein Buch vier Tage früher als geplant erscheinen würde. Die US-Regierung hatte damit gedroht, die Veröffentlichung auf dem Rechtsweg stoppen zu wollen.

Trump isst Cheeseburger im Bett, seine Tochter Ivanka witzelt über seine Frisur, Trump liebt McDonald's, weil er Angst vor einer Vergiftung hat (BLICK berichtete). Das 336-Seiten-Buch ist süffig geschrieben und gespickt mit intimen Anekdoten aus dem Weissen Haus. Doch stimmt wirklich alles, was darin steht?

Mehrere sachliche Fehler

Es bestehen Zweifel. Denn Faktentreue ist nicht Wolffs Ding. An einer Stelle zitiert er die «New York Times» falsch. Er schreibt Enthüllungen des Portals «Buzzfeed» dem Sender CNN zu. Und er behauptet, der Medienmogul Rupert Murdoch habe Trump als «verdammten Idioten» bezeichnet – in einer Kolumne von Wolff selbst ist jedoch nur von einem «verdammten Dummkopf» die Rede.

«Fire and Fury» führt die Bestseller-Listen an, ist in vielen US-Buchhandlungen bereits ausverkauft.
Foto: AP

Das sind Kleinigkeiten, mag man sagen. Aber wenn Wolff schon zu schludrig war, es bei nachweislichen Fakten genau zu nehmen, wie steht es dann um den Rest des Buches? Viele Szenen schildert der Autor in der dritten Person, ohne einen Hinweis auf Quellen. Welche Informationen aus erster Hand stammen und welche nur auf Gerüchten basieren, lässt sich ebenfalls nicht überprüfen. 

Maggie Haberman ist Korrespondentin der «New York Times» im Weissen Haus. Zu CNN sagt sie: «Ich glaube Teilen davon, andere Teile sind faktisch falsch.» Wolffs Stil sei es, einen groben Erzählungsstrang zu schaffen, er liege aber bei vielen Details daneben.

Informanten missbraucht

Auch für seine Methoden muss Wolff Kritik einstecken: Journalisten werfen ihm vor, das Vertrauen seiner Informanten missbraucht zu haben. Unmöglich sei alles, was er zitiere, für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen. Andere Reporter bestätigen, sie hätten Ähnliches erfahren, ihren Quellen jedoch Stillschweigen versprochen.

Hat seine Aussagen zu Donald Trump aus dem Buch inzwischen relativiert: Ex-Berater Steve Bannon.
Foto: EPA

Wolff ist kein unbeschriebenes Blatt. Der New Yorker Journalist, der sich gerne im Dunstkreis der Reichen und Mächtigen bewegt, ist berüchtigt dafür, seine Berichte mit erfundenen Einzelheiten auszuschmücken. Und bereits in einem Buch über den Medienmogul Rupert Murdoch soll er Aussagen von Informanten ohne deren Einverständnis abgedruckt haben.

Bei Trump eingeschmeichelt

Irreführung war Teil von Wolffs Strategie. Nach der Wahl verteidigte er den Präsidenten öffentlich und griff dessen Kritiker scharf an. In einem Interview gibt Wolff zu, dass er sich so bei Trump und dessen Umfeld angebiedert habe, um Zugang zum Weissen Haus zu bekommen. «Ich habe alles gemacht, was nötig war, um an die Story zu kommen», sagt Wolff in einem Interview mit NBC.

Trump selbst schreibt auf Twitter, er habe den Schriftsteller nie ins Weisse Haus gelassen. «Was tat ich denn dort, wenn sie nicht wollten, dass ich dort bin?», sagte Wolff im NBC-Interview. Und zu den Vorwürfen Trumps, er habe alles erfunden, verteidigte er sich. «Ich stehe zu absolut allem, was ich im Buch geschrieben habe», sagte er im NBC-Interview. 

Um US-Präsident Donald Trump will einfach keine Ruhe einkehren.
Foto: AFP

Tatsächlich dürften seine Kernaussagen der Wahrheit entsprechen – sie decken sich mit zahlreichen, sauber recherchierten Medienberichten, die über Monate hinweg erschienen sind. Vieles im Buch ist nicht neu. Wolff ist es aber gelungen, das erste Kapitel der historischen Präsidentschaft zu einer spektakulären Erzählung zu verweben – auch wenn er die Wahrheit dafür an der einen oder anderen Stelle ein bisschen zurechtbiegen musste.

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