Unbekannter Erreger könnte tödliche Pandemie auslösen
WHO setzt «Krankheit X» auf Prioritätenliste

Die Weltgesundheitsorganisation WHO setzt die «Krankheit X» auf eine Liste von Erkrankungen, die intensiver erforscht werden sollen. Die Angst geht um, dass ein bisher unbekannter Erreger unverhofft zu einem tödlichen Killer-Virus mutieren kann.
Publiziert: 17.03.2018 um 20:44 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 18:05 Uhr
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat eine Liste, auf der besonders gefährliche Krankheitserreger aufgeführt sind mit der noch unbekannten «Krankheit X» ergänzt...
Foto: CDC/ L. Palmer/M. L. Martin
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Auf der Liste, welche im Dezember 2015 erstmals veröffentlicht wurde, führen die Wissenschafter der WHO Erkrankungen oder Erreger auf, die allesamt hoch ansteckend sind und für die es noch keine zuverlässigen Impfungen oder andere Behandlungsmethoden gibt. Wegen dieser Kombination gelten diese Erreger als wahrscheinlichste Ursachen von tödlichen Epidemien.

Bisher standen darauf ausschliesslich bereits bekannte Killerviren wie Zika, SARS oder Ebola, das zwischen 2013 und 2016 in Westafrika mindestens 11'000 Opfer gefordert hat. Nun wurde ein weiterer möglicher Pandemie-Auslöser aufgenommen. Die mysteriöse «Krankheit X».

«Etwas, was wir noch nie gesehen haben»

Damit ist allerdings keine spezifische Erkrankung gemeint. «Krankheit X» ist eher eine Art Platzhalter, der deutlich machen soll, dass sich der Forschungsfokus auch auf gänzlich unbekannte Erreger und solche, die dem Menschen bisher noch nicht schaden können, gelegt werden muss. 

John-Arne Rottingen, wissenschaftlicher Berater der WHO, erklärt gegenüber der britischen Zeitung «Telegraph»: «Die Geschichte zeigt, dass der nächste grosse Krankheitsausbruch sehr wahrscheinlich etwas sein wird, was wir noch nie zuvor gesehen haben.»

Es sei wohl ein wenig gewöhnungsbedürftig, dass mit der «Krankheit X» eine unbekannte Grösse auf der Liste stehe. «Aber wir wollen damit erreichen, dass wir vorbereitet sind und flexibel planen können.» Nur so könnten im Ernstfall rechtzeitig Lösungen gefunden werden.

«Das ist kein futuristisches Albtraum-Szenario»

Das grösste Risiko für eine verheerende Pandemie gehe heute von Erregern aus, die von Tieren auf Menschen übertragen werde und sich dann rasch verbreite, sagt Rottingen. Dazu gehören beispielsweise das HI-Virus oder der Schweinegrippe-Erreger H1N1. Wenn Menschen und Tiere nahe beieinander lebten, gebe es immer die Möglichkeit, dass eine Krankheit von den Wirt wechsle. «Das ist ein natürlicher Vorgang und es ist entscheidend, dass wir uns dem bewusst und darauf vorbereitet sind.»

Dass sich eine bisher nicht identifizierte Krankheit global verbreitet und mehrere Millionen Tote fordert, sei indes «kein futuristisches Albtraum-Szenario», wie WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom im Februar dieses Jahres während einer Rede am «World Government Summit» in Dubai sagte. «Genau das ist vor 100 Jahren mit der spanischen Grippe passiert.»

Öffentliche Gesundheitswesen entscheidend

Selbst die grössten Anstrengungen zur Forschung und Entwicklung an Impfstoffen und anderen Behandlungsmöglichkeiten können Epidemien aber nicht ganz verhindern, meint Adhanom. Entscheidend für die Bekämpfung von hoch ansteckenden Krankheiten seien vor allem die lokalen Gesundheitssysteme. «Die Grundursache von globalen Gesundheitskrisen ist der mangelhafte Zugang zu medizinischen Angeboten für die Schwächsten.» Deshalb brauche es überall auf der Welt starke und bezahlbare öffentliche Gesundheitswesen.

Nur so könnten aufkeimende Epidemien frühzeitig erkannt und bekämpft werden. Und das müsste im Interesse aller in der globalen Gemeinschaft sein. Denn, so Adhanom, die wichtigste Lektion, die wir aus dem Ebola-Ausbruch in Sierra Leone lernen müssten, sei diese: «Auch nur ein unzureichendes Gesundheitswesen in einem einzelnen Land kann die gesamte Welt in eine Katastrophe stürzen.» (krj)

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