Ungelöster FBI-Fall
Schüler kommen Serienkiller nach 40 Jahren auf die Spur

Was der Polizei nicht gelungen ist, haben ein paar Schüler in den USA geschafft: Sie sind einem Serienkiller auf die Spur gekommen.
Publiziert: 26.01.2024 um 10:01 Uhr
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Aktualisiert: 28.01.2024 um 14:27 Uhr

«Ihr solltet davon ausgehen, dass ihr daran scheitern werdet!» Mit diesen Worten gab ein Lehrer für Soziologie und Geschichte in Tennessee seiner Klasse vor sechs Jahren eine schier unmögliche Semesterarbeit. Sie sollten als Gruppe einem möglichen Serienmörder aus den 80er-Jahren auf die Spur kommen – etwas, was weder dem FBI noch den örtlichen Polizeibehörden in fast vier Jahrzehnten gelungen war.

Das Unglaubliche: Die Highschool-Kids schafften es nicht nur, Verbindungen zwischen sechs Opfern in vier Bundesstaaten herzustellen, sondern auch die Identität des möglichen Killers herauszufinden.

Täter wurde «Bibelgürtel-Würger» genannt

Alex Campbell gab seinen Schülern der Elizabethtown Highschool eine Liste von 14 weiblichen Mordopfern aus den 80er-Jahren, deren Tode nie aufgeklärt wurden. Die einzige weitere Info, die die 14- bis 17-Jährigen noch bekamen: Zeitungen hatten damals spekuliert, dass es sich um die Taten eines Serienkillers, den sie «Bibelgürtel-Würger» tauften, handelte. Als Bible Belt («Bibelgürtel») wird in den USA eine Region genannt, in der besonders konservative und religiöse Menschen leben.

Unter Verdacht, ein Serienkiller zu sein: Jerry J. wurde 1985 wegen Mordes an einer Prostituierten in Kentucky zu lebenslanger Haft verurteilt.
Foto: Polizei
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Doch die Polizei hatten nie Verbindungen zwischen den Frauen gefunden – ausser, dass diese höchstwahrscheinlich als Prostituierte gearbeitet hatten. Campbell zur «New York Post»: «Meine Schüler sollten prüfen, ob sie Anhaltspunkte finden können, die auf denselben Täter hinweisen. Weil das die Polizei nie geschafft hat, war ich mir sicher, dass auch sie scheitern würden – und habe mich getäuscht.»

Schüler ermittelten in ihrer Freizeit weiter

Der Lehrer brachte einen ehemaligen FBI-Profiler namens Scott Barker als Gastdozent mit in die Klasse, der den Schülern verriet, worauf sie achten mussten. Bis zum Ende des Schuljahrs gelang es den Schülern, ein gemeinsames Opfer-Profil zwischen sechs der toten Frauen – Lisa N.*, Michelle I.*, Tina M.*, Elizabeth L.*, Tracy W.* und Cynthia T.* – herzustellen. Alle waren rothaarig, wurden zwischen 1983 und 1985 an Highways in Tennessee, Kentucky, Arkansas und West Virginia gefunden und aus nächster Nähe (höchstwahrscheinlich durch Erwürgen) getötet.

Auch nach Ende des Semesters ermittelte die 23-köpfige Schülergruppe in ihrer Freizeit weiter. So schafften sie es im letzten Jahr, einen möglichen Täter ausfindig zu machen. Jerry J.* wurde 1985 wegen Mordes an einer Prostituierten in Kentucky zu lebenslanger Haft verurteilt. Er hatte als LKW-Fahrer gearbeitet und sein Opfer erwürgt. 2015 starb er in Haft.

FBI erwähnte Schüler nicht

Die Schüler berichteten über ihre Theorie in einem Podcast namens «Murder 101», wo sie dem Moderator Shane Waters ihre Beweise und Ermittlungsschritte verrieten. Worauf die Bundespolizei von Tennessee verkündete, dass die Ermittlungen in den Morden wieder aufgenommen wurden und dass sie Jerry J. als möglichen Täter für die sechs Gewaltverbrechen und potenziell weitere Morde in Betracht ziehen.

Campbell ist sehr enttäuscht, dass das FBI seine Schüler als Grund für den Durchbruch nicht erwähnt hat: «Die Kids sagen allerdings, dass ihnen das egal ist. Ihnen geht es nur um Gerechtigkeit für die Familien dieser toten Frauen.» (jmh)

*Namen bekannt

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