US-Experten vermuten, dass er «humanitäre Hilfe» missbraucht
Baut Kim mit Corona-Mitteln an Biowaffen?

Ein ehemaliger Vize-Minister von Barack Obama warnt: Der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un missbraucht Zutaten für Corona-Impfstoffe für die Entwicklung seines Biowaffen-Programms.
Publiziert: 29.07.2020 um 14:42 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2021 um 16:40 Uhr

Nordkorea überraschte kürzlich mit der Nachricht, einen Covid-19-Impfstoff zu entwickeln. Doch Experten glauben, dass Diktator Kim Jong Un (36) andere Absichten hat: Er könnte die Krise nutzen, um sein Arsenal an biologischen Waffen auszubauen.

«Nordkorea könnte vom Westen oder China Material kaufen, das für die Entwicklung von Impfstoff nötig ist, das aber genauso gut für biologische Waffen eingesetzt werden kann.» Das sagt Andrew Weber, der unter US-Präsident Barack Obama (58) als stellvertretender Verteidigungsminister für nukleare, chemische und biologische Verteidigungsprogramme amtete.

Sanktionen umgehen

Die Pandemie, so sagen sowohl Weber als auch andere Experten gegenüber «Politico», biete für das autoritäre Regime eine einzigartige Gelegenheit, Material zu importieren, das sonst durch internationale Sanktionen belegt sei.

Der nordkoreanische Diktator an einem Raketentest: Was führt Kim Jong Un im Schilde?
Foto: AFP
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Bruce Bennett, Verteidigungsforscher beim US-Think-Tank Rand Corporation: «Alles, was mit Coronaviren zu tun hat, wird als humanitär angesehen, und humanitäre Waren sind nicht verboten.» Zwar müsste man Artikel für Artikel genehmigen lassen, aber es würden viele humanitäre Sendungen nach Nordkorea geschickt. Bennett: «Darin können viele Dinge enthalten sein.»

Bio-Angriff in New York

Die zur Herstellung bestimmter Impfstoffe verwendeten Bio-Reaktoren könnten auch zur Produktion des gefährlichen Anthrax verwendet werden. Durch genetische Veränderungen könnten nicht nur Impfstoffe, sondern auch neuartige, tödliche Krankheitserreger hergestellt werden. Ein Versprühen über ein Belüftungssystem hätte katastrophale Folgen!

Von den 16 Ländern, die unter dem Verdacht von Biowaffen-Produktion stehen, war für Weber stets Nordkorea das grösste Sorgenkind. Er geht davon aus, dass Kim Jong Un eher mit biologischen als mit nuklearen Waffen den Westen angreifen würde. Weber: «Sie könnten leicht einen Bio-Angriff in New York starten. Man braucht nur kleine Mengen, um Tausende, Zehntausende Menschen zu töten.»

Südkorea ist vorbereitet

2002 sagte John Bolton (71), der damals Unterstaatssekretär für Rüstungskontrolle und internationale Sicherheit war und später Trumps Sicherheitsberater wurde: «Die US-Regierung glaubt, dass Nordkorea über eines der robustesten Biowaffen-Programme der Welt verfügt.»

Die US-Regierung war so besorgt, dass sie 2011 mit Südkorea einen Biowaffen-Angriff auf der koreanischen Halbinsel durchspielte und dabei auch Quarantäne und Tracking übte. Ein Vorteil für Südkorea. Weber: «Ich denke, dass Südkorea gerade wegen dieser Übung die Corona-Pandemie so hervorragend bewältigt hat.»

Gefährliches Spiel von Kim

Laut nordkoreanischen Überläufern und Beobachtungen des US-Geheimdienstes forscht Nordkorea seit den 1960er-Jahren an Biowaffen. 1993 berichtete der russische Geheimdienst, dass Nordkorea militärische Experimente mit Anthrax, Cholera, Beulenpest und Pocken durchführte.

Andrew Weber geht davon aus, dass Covid-19 für Nordkorea eine Chance bietet, neuere und bessere Technologien zu entwickeln und vielleicht sogar zu lernen, wie man eine corona-ähnliche Krankheit entwickelt, die einem Impfstoff widerstehen würde. (gf)

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