US-Vorwahlen in Iowa
Hillary hauchdünn - Trump geschlagen

Eine Beinahe-Schlappe für Ex-Aussenministerin Hillary Clinton, ein Triumph des erzkonservativen Senators Ted Cruz vor Donald Trump und ein lachender Dritter bei den Republikanern. Klare Verhältnisse? Mitnichten. Die erste US-Vorwahl in Iowa war gespickt mit Überraschungen.
Publiziert: 02.02.2016 um 02:14 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 17:15 Uhr
Selfie-Königin des Wahlkampfs: Hillary Clinton in Des Moines, Iowa.
Foto: AP Photo/Andrew Harnik

Am Schluss setzte Hillary Clinton zwar ein Siegerlächeln auf, doch die Zitterpartie in der ersten US-Vorwahlnacht wird ihr zu denken geben. Mit 49,9 Prozent schlug sie ihren Herausforderer Bernie Sanders (49,5 Prozent) in Iowa nur hauchdünn. In mindestens sechs Wahlbezirken der Demokraten war das Wahlergebnis gar so knapp, dass die Münze entscheiden musste, wer die Delegierten bekommt.

Senator Bernie Sanders.
Foto: Keystone

Kommentatoren werten den Wahlausgang als ungünstig für die ehemalige US-Aussenministerin und Gattin des Ex-Präsidenten Bill Clinton - bedeutet er doch eine Entzauberung der bisher unangreifbar wirkenden Kandidatin.

Um fast 30 Prozentpunkte hatte sie in einer Umfrage kürzlich noch vorne gelegen. Spätestens jetzt dürfte die Illusion eines Clinton-Durchschmarsches aber zerplatzt sein. «Ich bin erleichtert. Danke, Iowa», verkündete die ehemalige First Lady entsprechend demütig und rief die Demokraten einmal mehr zur Geschlossenheit gegenüber den Republikanern auf.

Sanders, der in Iowa vor allem junge Leute mobilisieren konnte, kam Clinton gefährlich nahe. Es ist der erste grosse Erfolg des 74-jährigen Senators aus Vermont, der sich dem Kampf gegen den Kapitalismus verschrieben hat.

«In Iowa hat heute Abend eine politische Revolution begonnen», verkündete er lauthals vor seinen Unterstützern. Sein Erfolg sei eine Botschaft an die Medien sowie das politische und wirtschaftliche Establishment. Und dieses Establishment hat einen Namen: Clinton.

Der Dritte im Bunde, Martin O'Malley, konnte nur 0,6 Prozent der Demokraten überzeugen und hat seine Bewerbung aufgegeben.

Cruz: «Ein Triumph für Konservative»

Bei den Republikanern setzte sich der erzkonservative Senator Ted Cruz mit 27,7 Prozent der Stimmen durch. Donald Trump, seit Monaten der Umfragekönig im republikanischen Lager, wurde nur Zweiter – und selbst das nur knapp. Er erreichte 24,3 Prozent und lag damit nur äusserst knapp vor Marco Rubio, der mit 23,1 Prozent auf dem dritten Platz landete.

Der Republikanische Kandidat Ted Cruz.
Foto: AP Photo/Mary Altaffer

Der 44-jährige Senator aus Florida, schnitt damit deutlich besser ab als erwartet und geht als eigentlicher Sieger der Iowa-Vorwahl hervor, wie BLICK-Autor Peter Hossli in seinem Kommentar ausführt.

Cruz feierte das Ergebnis als «Sieg für engagierte Konservative in Iowa und im gesamten Land». Sein Triumph sei Teil einer grösseren Bewegung von Konservativen, die sich gegen das «Washington-Kartell» richte. Der 45-jährige Texaner ist gegen Abtreibung und gegen die Homo-Ehe. In der Einwanderungspolitik vertritt er ähnliche Positionen wie Trump.

Letzterer will nach seinem zweiten Platz nun alle Kräfte auf die nächsten Vorwahlen in New Hampshire und South Carolina richten. «Wir werden uns diese Nominierung für die Präsidentschaft holen», rief Trump seinen Anhängern in Des Moines zu. Und fügte hinzu: «Ich fühle mich sehr geehrt.» Zu Beginn des Rennens habe niemand gedacht, dass er in Iowa überhaupt unter die ersten Zehn kommen könne.

Geschlagen: Donald Trump will sich nun auf die nächsten Vorwahlen konzentrieren.
Foto: Reuters

Ein Debakel ist das Ergebnis in Iowa für den New Yorker Milliardär zwar nicht, dennoch wird sein Abschneiden von den Kommentatoren als erste schwere Niederlage gewertet – hatte er die Erwartungen, nicht zuletzt wegen der Umfrageergebnisse, in den vergangenen Monaten enorm hochgeschraubt.

Abgeschlagen wurden bei den Republikanern in Iowa Ben Carson, Rand Paul und Jeb Bush. Insgesamt waren zwölf republikanische Kandidaten angetreten. Der Ex-Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, kündigte das Ende seiner Kandidatur an.

Kampf um definitive Kandidatur eröffnet

In Iowa fiel der Startschuss zu den Vorwahlen, in denen sich entscheidet, wen die Republikaner und die Demokraten offiziell ins Rennen um die Nachfolge von US-Präsident Barack Obama schicken.

Die Wahl des Präsidenten - oder der Präsidentin - selbst findet am 8. November 2016 statt.

Die Iowa-Vorwahl ist zahlenmässig als eine von mehr 50 Vorwahlen kaum bedeutend, sondern hat vor allem symbolischen Charakter: Wer das Momentum für sich nutzen kann, hat gute Chancen auf den Sieg und somit Chancen als definitiver Kandidat ins Rennen um die Präsidentschaft zu gehen.

Nach Iowa finden am 9. Februar die zweiten Vorwahlen in New Hampshire statt. Die letzten der 50 Bundesstaaten halten ihre Vorwahlen im Juni ab, einen Monat später nominieren beide Parteien dann offiziell ihre Kandidaten. (gr)

Lesen Sie hier: Die Kandidaten im Porträt.

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