Latinos entscheiden über Trumps Schicksal
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BLICK unterwegs in Florida:Latinos entscheiden über Trumps Schicksal

BLICK unterwegs im Sonnenstaat Florida
Latinos entscheiden über Trumps Schicksal

Gewinnt Trump in Florida nicht, kann er sich eine weitere Amtszeit vermutlich abschminken. BLICK ist im entscheidenden Swing State unterwegs und hat mit jenen Menschen gesprochen, die diese Wahl entscheiden werden: den Latinos.
Publiziert: 28.10.2020 um 22:44 Uhr
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Aktualisiert: 01.11.2020 um 19:29 Uhr
Javier Cordova gönnt sich einen Schluck aus seinem Trump-Shotglas. Der 49-Jährige ist 1987 aus Ecuador in die USA eingewandert.
Foto: Nicola Imfeld
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Nicola Imfeld aus Florida (USA)

Palmetto, Florida: Die letzten Sonnenstrahlen sind verblasst, der zuvor rötliche Abendhimmel ist von dunklen Wolken überzogen. Wie üblich im «Sunshine State» hat das Wetter urplötzlich umgeschlagen, starker Regen setzt ein. Javier Cordova (49) sitzt unter dem Vordach, neben ihm stützen zwei grosse Bierfässer eine Holzplatte. «Diese Bar habe ich selbst gebaut», sagt der Latino stolz. Passend zum Tresen holt Cordova ein Schnapsglas aus dem Wohnzimmer. «Donald Trump», ruft er freudig und zeigt auf das kleine Gläschen, dessen Umrandung ein Porträt des US-Präsidenten ziert.

Der Einwanderer aus Ecuador macht keinen Hehl daraus, wen er am 3. November unterstützt: «Wir haben einen Präsidenten, der für unsere Truppe, unser Volk und unsere Flagge steht.» Cordova liegt das Wohl der Soldaten besonders am Herzen. Um die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erlangen, hat er sich im Jahr 1987 dem US-Militär angeschlossen. Vor seinem Ruhestand Ende vergangenen Jahres erlangte er den Dienstgrad des «First Sergeant» – in etwa gleichbedeutend zum Wachtmeister in der Schweizer Armee.

Florida ist einer der entscheidendsten Staaten

Cordova stimmt im politisch hochumkämpften Bundesstaat Florida ab. Diesen Swing State hat vor vier Jahren Donald Trump (74) mit rund 100'000 Stimmen Vorsprung auf Hillary Clinton (73) noch gewonnen. Derzeit aber liegt der US-Präsident laut Umfragen hauchdünn hinter seinem Herausforderer Joe Biden (77) zurück. Wie wichtig die Sonnenstube Amerikas gerade für Trump ist, zeigt ein Blick in die Geschichtsbücher: Fast 100 Jahre ist es her, seit ein Republikaner letztmals ins Weisse Haus gewählt wurde – ohne Florida für sich zu entscheiden.

«Uns geht es besser als jemals zuvor», sagt Cordova. «Die Arbeitslosenrate ist vor der Pandemie unter Trump auf ein Rekordtief gesunken.» Mit «uns» meint der gebürtige Ecuadorianer die Latinos – zweieinhalb Millionen von ihnen dürfen in Florida heuer abstimmen. Dementsprechend viel Geld und Zeit investieren Trump und Biden hier für TV-Werbungen und Wahlkampfauftritte, die gezielt die lateinisch-stämmige Bevölkerung ansprechen sollen. Der US-Präsident trat am Samstag gleich zweimal in Florida auf, Ex-Präsident Barack Obama (59) kam am Dienstag für Biden in die Stadt Orlando, deren Bevölkerung mit über 30 Prozent von Latinos geprägt ist.

Biden-Befürworter neben Trumps Florida-Residenz

Bemerkenswert ist auch das Engagement von Michael Bloomberg (78). Der Milliardär unterstützt Biden mit 100 Millionen Dollar in Florida und brachte zuletzt mehr als 16 Millionen Dollar zusammen, um die Gerichtsstrafen und -gebühren von 32'000 schwarzen und lateinisch-stämmigen Wählern Floridas zu bezahlen. Ein Vorstoss, der von der Gegenseite als «Stimmenkauf» verurteilt wurde.

Vier Autostunden östlich, Palm Beach, Florida: Jorge Perez (24) schlendert die Strandpromenade entlang, sein T-Shirt ist verschwitzt. Zwei Kilometer weiter südlich steht das Mar-a-Lago, die Residenz von Donald Trump. «Ich habe bereits für Biden gestimmt», sagt Perez.

Schreckliche Bilder von der Grenze zu Mexiko

Der Sohn mexikanischer Einwanderer ist in Kalifornien aufgewachsen und für die Polizeischule nach Palm Beach gekommen. Was während Trumps Amtszeit an der Grenze zu seinem Heimatland abgelaufen ist, geht ihm besonders nah. «Trump hat Familien auseinandergerissen, Kinder von den Eltern separiert. Biden will sie alle wieder vereinen und dieser schrecklichen Politik ein Ende setzen», sagt Perez.

Imfelds US-Wahlcountdown

Am 3. November 2020 finden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Für die Demokraten wird aller Voraussicht nach Joe Biden (77) Donald Trump (73) herausfordern. Was hat sich in der Ära Trump seit 2016 verändert und vor welchen Herausforderungen steht das Land heute? BLICK geht in einer losen Serie den grossen und prägenden Themen nach. Dafür reist unser USA-Korrespondent Nicola Imfeld, wo immer es die Corona-Pandemie zulässt, durch verschiedene Bundesstaaten Amerikas und macht sich ein Bild vor Ort.

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Zurück in Palmetto: Cordova ist in Plauderlaune, gerät ins Schwärmen. Zu Trumps rigoroser Einwanderungspolitik sagt er: «Man soll nach Amerika kommen dürfen, aber nur auf legalem Weg.» Dass die Trump-Regierung die legale Einwanderung mit Gesetzen während seiner Amtszeit torpediert und mittlerweile wegen der Pandemie zum Erliegen gebracht hat, geht in der Lobhudelei unter. Siegessicher sagt Cordova: «2016 habe ich auf Trump gewettet und gewonnen. Ich weiss – er wird wiedergewählt und auch die kommenden vier Jahre das Richtige für die Amerikaner und uns Latinos tun.»

US-Wahlen 2020

Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.

Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.

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