Harris kann bei einer Trump-Frage nur den Kopf schütteln
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Erstmals die Hand gegeben:Harris kann bei einer Trump-Frage nur den Kopf schütteln

Inflation, Klimawandel und Abtreibung
Faktencheck zum TV-Duell zwischen Trump und Harris

Rund zwei Monate vor der US-Wahl haben sich die beiden US-Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump bei ihrem ersten TV-Duell einen hitzigen Schlagabtausch geliefert – die Aussagen im Faktencheck.
Publiziert: 11.09.2024 um 07:23 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2024 um 21:32 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Trump und Harris beschuldigen sich gegenseitig der Misswirtschaft
  • Trump behauptet, Demokraten erlauben Abtreibung bis zum neunten Monat
  • Höchste Inflationsrate in den USA 1778 mit 29,78 Prozent
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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SDASchweizerische Depeschenagentur

In Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania warfen sich Trump und Harris vor, das Land heruntergewirtschaftet zu haben, keinen Plan für die drängenden Probleme zu haben und Lügen zu verbreiten. Ein prüfender Blick auf die Aussagen:

Inflation

Trump behauptet, er hätte während seiner Amtszeit «praktisch keine Inflation» gehabt. Präsident Biden und Kamala Harris hätten die höchste Inflation in der Geschichte der USA.

Bewertung: Das ist falsch. Seit Gründung der Vereinigten Staaten im Jahr 1776 wurde die höchste jährliche Inflationsrate im Jahr 1778 mit 29,78 Prozent verzeichnet. Im Zeitraum seit der Einführung des Verbraucherpreisindexes lag die höchste Inflationsrate im Jahr 1917 bei 20,49 Prozent.

Rund zwei Monate vor der US-Wahl haben sich die beiden US-Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump bei ihrem ersten TV-Duell einen hitzigen Schlagabtausch geliefert.
Foto: imago/UPI Photo
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Die Inflation war zu seiner Amtszeit niedriger als heute, aber sie existierte: Etwa kumulierte 8 Prozent für seine Präsidentschaft (gegenüber 19 Prozent unter Präsident Biden bisher) und 1,4 Prozent im Jahresvergleich im letzten Monat seiner Amtszeit gegenüber den aktuellen 2,9 Prozent (Stand: Juli 2024).

Abtreibung

Trump behauptet, die Politik der Demokraten erlaube es, das Leben eines Babys im neunten Monat zu nehmen.

Bewertung: Das ist falsch. Eine vorsätzliche Tötung eines Neugeborenen ist strafrechtlich als Kindstötung eingestuft und in den gesamten USA illegal. Harris' Vize-Kandidat, Tim Walz, Walz befürwortet die Beibehaltung der aktuellen Gesetzgebung, die Abtreibungen bis zur Lebensfähigkeit des Fötus erlaubt, normalerweise bis etwa zur 24. Schwangerschaftswoche. Danach sind Abtreibungen nur noch in Fällen erlaubt, in denen das Leben oder die Gesundheit der Mutter in Gefahr ist.

«Die Regierung und ganz sicher Donald Trump sollten einer Frau sicherlich nicht vorschreiben, was sie mit ihrem Körper zu tun hat», sagte Harris und versprach, im Fall eines Wahlsieges wolle sie das Recht auf Abtreibung per Gesetz festschreiben wollen. Dafür bräuchte Harris aber eine entsprechende Mehrheit im Kongress.

Klimawandel

Harris behauptet, dass Trump behauptet hätte, dass der Klimawandel erfunden sei.

Bewertung: Das ist richtig. Donald Trump ist seit seiner Kandidatur kein Verfechter des Klimawandels und hat die Existenz eines von Menschen verursachten Klimawandels regelmässig angezweifelt. 2012 behauptete er, das Konzept der globalen Erwärmung sei von den Chinesen erfunden worden, um der Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Industrie zu schaden. Im Wahlkampf versprach er den Ausstieg aus dem Pariser Klimavertrag. So wurde in seinem Wahlkampf gegen Hilary Clinton auch der ehemalige US-Präsident oftmals Zielscheibe seiner Behauptungen.

Republikaner mit den meisten Stimmen

Trump behauptet: «Ich hatte mehr Stimmen als jeder Republikaner in der Geschichte. Sogar bei weitem als jeder Präsident.»

Bewertung: Das ist falsch. Der Begriff «Popular Vote» steht für ein Wahlverfahren, bei dem die Wähler den Kandidaten direkt wählen. Obwohl Trump die Präsidentenwahl 2016 gegen Hillary Clinton gewann, lag seine demokratische Rivalin landesweit mit mehr als 2,8 Millionen dieser Wählerstimmen vor Trump. Letztlich gewann er mit den ausschlaggebenden Stimmen der Wahlleute des Electoral College.

Der Präsident und der Vizepräsident der USA werden formell durch ein sogenanntes Wahlkollegium (Electoral College) gewählt. Die Mitglieder dieses Kollegiums werden durch die Volksabstimmung in jedem Staat gewählt. Um zum Präsidenten gewählt zu werden, muss ein Kandidat die Mehrheit der Wahlstimmen erhalten. Erhält kein Kandidat die Mehrheit, wird der Präsident vom Repräsentantenhaus gewählt, das zwischen den drei Kandidaten mit den meisten Stimmen wählen kann.

Arbeitslosigkeit

Harris behauptet, Trump habe die schlimmste Arbeitslosigkeit seit der «Grossen Depression» hinterlassen.

Bewertung: Fehlender Kontext. Harris beklagte, Trump habe das Land 2021 in einem desaströsen Zustand hinterlassen – mit der grössten Arbeitslosigkeit seit der «Grossen Depression», der schlimmsten Epidemie im Gesundheitswesen seit einem Jahrhundert und mit dem schlimmsten Angriff auf die amerikanische Demokratie seit dem Bürgerkrieg. «Und was wir getan haben, ist Donald Trumps Chaos aufzuräumen.»

Die sogenannte «Grosse Depression» hatte bis 1933 in fast allen Industrieländern der Welt zu Massenarbeitslosigkeit, sinkenden Preisen und Löhnen sowie Bankenkrisen geführt. Im April 2020, als Trump damals noch im Amt war, erreichte die Arbeitslosenquote einen Höchststand von 14,8 Prozent – nach Angaben des «Bureau of Labor Statistics» war dies tatsächlich der höchste Stand seit der Grossen Depression.

Als Trump im Januar 2021 aus dem Amt schied, ging die Arbeitslosigkeit jedoch auf 6,4 Prozent zurück, da die Wirtschaft begann, sich wieder zu erholen. Diese Arbeitslosenquote von 6,4 Prozent ist entgegen Harris' Behauptung noch immer besser als der Höchststand von 10 Prozent während der «Grossen Rezession» im Oktober 2009.

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