Alter Mann, monotone Stimme, tiefe Atmung, Stotterer, Wiederholungen und froh, wenn er sich zwischendurch bei Journalistenfragen von seinem Sermon erholen konnte: Joe Biden? Falsch. Donald Trump (78) gab am Donnerstag seine erste Pressekonferenz seit Monaten. Wer eine Kampfansage erwartete oder Entscheidungen – etwa die Auswechslung seines peinlichen Vize J.D. Vance (40) –, lag falsch.
Trump jammerte über eine Stunde über den «schlechtesten Präsidenten» und die «schlechteste Vizepräsidentin», die die USA je hatten. «Radikale Linke», «15 Millionen Migranten», die USA «ein krankes Land»: Seine Vorwürfe hatte man zur Genüge schon gehört. Auch dass sein Publikum bis 30 Mal grösser sei als jenes von Harris, auch damit hatte er sich schon zuvor gebrüstet.
Wo waren die Perspektiven, die man von einem Präsidenten erwartet? Wo war die Lebensfreude, mit der ein Präsident sein Volk motiviert?
Trump ist jetzt das, was die Republikaner Biden immer vorwarfen: ein alter Mann. Wie hatte man gemeint, das Attentat würde ihn direkt ins Weisse Haus katapultieren. Doch die lebenslustige und beredte Kamala Harris, die kruden Aussagen seines Vizes J.D. Vance und nun seine perspektivlose Rede lassen ihn zu einem blassen Präsidentschaftskandidaten werden. Das muss auch einem Teil der Republikaner auffallen.
Vor zwei Monaten hätte ich noch auf Trump gesetzt. Nach dieser Jammerparade würde ich wetten, dass das Duo Harris/Walz das Rennen machen wird.