Verblüffende Studie zeigt
Dieser Büsi-Parasit kann uns erfolgreich machen

Gerade Katzen-Besitzer kennen den die Krankheit Toxoplasmose. Dahinter steckt ein Parasit, der auch den Menschen befallen kann. Klingt erstmal übel. Doch laut einer Studie kann der Schmarotzer unter Umständen auch helfen.
Publiziert: 04.08.2022 um 20:15 Uhr

Es klingt unheimlich. Ein Parasit macht uns Menschen offenbar zu Unternehmern. Konkret geht es um den Toxoplasma gondii (TG). Er kann bei Menschen und Tieren die Infektionskrankheit Toxoplasmose auslösen. Und die Krankheit ist gar nicht so selten.

Jeder zweite Erwachsene hat Antikörper gegen den Erreger als Zeichen eines durchgemachten Infekts. In vielen Fällen verläuft das Ganze unbemerkt. Die Diagnose ist nur über die Bestimmung der Antikörper im Blut möglich.

Wissenschaftler haben beobachtet, wie der Erreger bei Mäusen das Verhalten verändert hat. Sie wurden aktiver und neugieriger. Und: Sie haben weniger Angst. Deswegen werden infizierte Mäuse auch häufiger von Katzen gefressen. Über den Kot der Büsis können sich auch Menschen infizieren.

Dieser Parasit kann Toxoplasmose auslösen.
Foto: Shutterstock
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Mehr BWL-Studenten und Gründer

Und genau diese Wesensveränderung hat Daniel Lerner, Assistant Professor für Entrepreneurship an der IE Business School in Madrid, untersucht. Wenn sich Mäuse verändern, dann vielleicht auch wir Menschen.

Und in der Tat: Infizierte Menschen zeigen Veränderungen. «Sie sind auch extrovertierter, geraten öfter in Verkehrsunfälle und gehen häufiger alkoholisiert schwimmen. Diese Verhaltensweisen deuten auf eine höhere Risikoneigung hin», sagt Lerner im Interview mit dem «Harvard Business Manager».

Für die Untersuchung wurden von rund 1500 Studierenden Speichelproben genommen. Und siehe da: Wer Toxoplasmose-positiv war, schlug eher in Richtung Wirtschaft. Lerner weiter: «TG-Infizierte waren 1,4-mal häufiger für BWL eingeschrieben und hatten 1,7-mal häufiger Management oder Entrepreneurship als Schwerpunkt. In einer anderen Studie mit 200 Berufstätigen waren die Infizierten 1,8-mal so häufig Gründer.»

Daten von mehr als 74'000 Frauen

Neben diesen Speichelproben analysierten die Forscher Daten aus Dänemark. Dort werden Schwangere auf den Parasiten getestet.

Denn: Toxoplasmose kann gerade für immungeschwächte Menschen und ungeborene Kinder durch die Infektion der Mutter tödlich enden. Daher testen viele Länder gerade Schwangere auf den Erreger.

«Wir konnten auf Daten der dänischen Behörden zurückgreifen und anonymisierte Gesundheitsdaten mit Informationen über die wirtschaftlichen Aktivitäten der einzelnen Personen verknüpfen: Beschäftigung, Unternehmensgründungen und andere Dinge. Die Daten reichten mehr als ein Jahrzehnt zurück. Insgesamt konnten wir mehr als 74'000 Frauen analysieren, von denen 7000 TG hatten.» Auch hier zeigte sich: Wer infiziert ist, hat einen grösseren Drang zum Unternehmertum.

Parasit ist nicht zu unterschätzen

Sich deswegen absichtlich mit dem Parasiten zu infizieren, hält Lerner aber für keine gute Idee. «Das wäre sehr dumm. Zwar verbuchten die Unternehmen der infizierten Gründerinnen in unserer Studie im Mittel etwa acht Prozent höhere Gewinne. Aber im Einzelfall fielen die Ergebnisse sehr unterschiedlich aus. Es gab sowohl beeindruckende Erfolge als auch grosse Reinfälle», erklärt der Wissenschaftler im Interview weiter.

Zudem haben die Infizierten eine Tendenz dazu, Einzelgänger zu werden und hätten nicht so viel Ausdauer wie Nicht-Infizierte. Bedeutet: Sie würden schneller aufgeben als andere. Und man dürfe nicht vergessen, dass es sich immer noch um einen Parasiten handelt, der ein Leben lang im Körper bleibt. «Sogar in seiner latenten Form kann er Menschen sehr krank machen, wenn ihr Immunsystem geschwächt ist, etwa durch eine Krebsbehandlung oder eine Organtransplantation.» Auch psychische Probleme können der Erreger auslösen.

Um gar nicht Gefahr zu laufen, sich den Parasiten einzufangen, sollte man daher Obst und Gemüse gut waschen, bevor man es verzehrt und rohes Fleisch ganz meiden. Büsi-Besitzer sollten dazu die Hände immer gut reinigen, wenn sie in Berührung mit dem Kot kommen, wie etwa bei der Reinigung des Katzenklos. (jmh)


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