«Zweiter Tesla trifft World Trade Center», «Nestlé – wir klauen euer Wasser und verkaufen es euch zurück» oder «Chiquita – wir haben die brasilianische Regierung gestürzt».
Alles echte Nachrichten. Oder zumindest solche, die auf Twitter mit von einem Account mit einem blauen Verifizierungs-Haken verschickt worden sind.
Problem: Alles fake!
Nach seiner Twitter-Übernahme hatte Elon Musk (51) angekündigt, knapp 8 Dollar für die Verifizierung zu verlangen. Bislang war das weisse Häkchen auf einem blauen Verifikationsabzeichen, das die Echtheit des Twitter-Profils garantierte, kostenlos.
Während die neue Regel bei zahlreichen Promis und Politikern für Frust sorgte, nutzen Fake-Accounts die Gunst der Stunde, um sich ein Häkchen zu erkaufen. So tauchten plötzlich täuschend echt aussehende Profile von Basketball-Star LeBron James (37), der Spielefirma Nintendo oder Ex-US-Präsident Donald Trump (76) auf.
«Vermisse es, Iraker zu töten»
So schreibt der unechte George W. Bush (76): «Ich vermisse es, Iraker zu töten.» Unter dem ehemaligen US-Präsidenten war der Irak-Krieg ausgebrochen. Die Amerikaner hatten den Irak völkerrechtswidrig angegriffen, um einen angeblich bevorstehenden Angriff des Iraks mit Massenvernichtungsmitteln auf die USA zu verhindern.
Nach dem neuen System bekommt das Häkchen jeder, der dafür bezahlt. Eine Identitätsprüfung gibt es nicht. Das Häkchen sieht dabei in beiden Fällen gleich aus. Ob man es mit einem früheren tatsächlich verifizierten Account oder mit einem neuen gekauften Häkchen zu tun hat, erfährt man nur aus dem Text nach Anklicken des Symbols.
Der Pharmakonzern Eli Lilly entschuldigte sich bei Twitter-Nutzern, die ein Fake-Account glauben liess, Insulin werde künftig kostenlos vertrieben.
Warnung von Verbraucherschutz
Nach dem Chaos hat sich Twitter eine scharfe Warnung der US-Verbraucherschutzbehörde FTC eingehandelt. «Wir beobachten die jüngsten Entwicklungen bei Twitter mit grosser Sorge», teilte ein Sprecher am Donnerstag mit.
Twitter hatte sich nach früheren Verstössen bei der FTC unter anderem verpflichtet, neue Funktionen vor der Einführung einer Prüfung in Bezug auf Datenschutz und Sicherheit zu unterziehen. Musk versicherte laut Medienberichten in einer E-Mail an die Mitarbeiter nach der FTC-Warnung, Twitter werde alles tun, um die Vereinbarung mit der Behörde einzuhalten.
Wie aufmerksame User einen Tag nach der Verbreitung der Fake-Accounts melden, sei die Option, sich ein Häkchen für 8 Dollar zu kaufen, bereits wieder von der Plattform verschwunden, schreibt «The Verge». Und auch die Fake-Accounts wurden mittlerweile gesperrt bzw. das blaue Häkchen entfernt. Zudem werden nun wieder graue «Offiziell»-Häkchen vergeben – ein Feature, das Elon Musk vor wenigen Tagen eben erst gekillt hat.
Chaos-Tage bei Twitter – und kein Ende in Sicht.
