Verschwörungstheorien machen die Runde – Republikaner kritisieren Trump
Von wem sind die Paketbomben?

In den USA stehen in knapp zwei Wochen die Halbzeitwahlen an, doch derzeit interessiert nur ein Thema: Wer steckt hinter den Paketbomben von Mitte Woche? Wie nervös und gespalten das Land derzeit ist, zeigt sich an der rasanten Verbreitung der Verschwörungstheorien zum Fall.
Publiziert: 26.10.2018 um 04:26 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2018 um 13:04 Uhr
«Medien nutzen Briefbomben-Serie politisch gegen mich»
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Nicola Imfeld, San Diego

Die USA ist in Alarmbereitschaft: Seit am Mittwoch mehrere an Trump-Kritikern adressierte Paketbomben abgefangen wurden, mahnen die Behörden Firmen, Politiker und auch Privatpersonen zur Vorsicht. Derweil spekuliert das ganze Land, wer der Attentäter oder die Attentäterin ist. Die Spur soll laut der Bundespolizei FBI nach Südflorida führen. Dies habe eine Analyse der amerikanischen Post ergeben.

Am Donnerstag setzte die US-Bundespolizei die Jagd nach dem Attentäter oder Attentäterin fort. Die Spur führt nach Südflorida.
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Angefangen hat die Bombenserie am Dienstag: Am Wohnsitz des Milliardärs und Demokraten-Unterstützers George Soros hat ein Angestellter eine Briefbombe entdeckt. Am Mittwoch und Donnerstagmorgen tauchten insgesamt neun weitere Paketbomben auf. Unter den Betroffenen ist Ex-Präsident Barack Obama, die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton und der TV-Sender CNN.

Alle Päckchen haben drei Dinge gemeinsam: Als Absenderadresse wurde das Büro der Demokratin Debbie Wassermann Schultz angegeben, sie sehen beinahe identisch aus und keine der Bomben ist bislang von selbst explodiert. Die Ermittler gehen neben der Suche nach dem Attentäter auch der Frage nach, ob der Inhalt der Pakete überhaupt in der Lage war, zu detonieren. Der New Yorker Polizeipräsident James P. O'Neill sagte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz, dass die Pakete «lebende Geräte» enthielten, die «mit grösster Ernsthaftigkeit behandelt werden sollten».

Rechte beschuldigen Demokraten

Währenddem das FBI die Spur nach Südflorida verfolgt und davon ausgeht, dass eine Einzelperson seine Opfer gezielt aufgrund ihrer Nähe zu den Demokraten auswählte, entstehen bereits die ersten Verschwörungstheorien. Die populärste wird von konservativen Medienschaffenden und Twitter-Nutzern verbreitet: Die Anschlagsserie sei Teil einer Operation der Demokraten, um den Ausgang der anstehenden Zwischenwahlen zu beeinflussen. Radiomoderator Rush Limbaugh begründete seine Theorie in seiner Show mit den folgenden Worten: «Republikaner tun solche Sachen einfach nicht».

Eine gespaltene USA

Wie nervös und gespalten die USA vor den Halbzeitwahlen («midterms») im November sind, zeigt sich auch durch die rasante Verbreitung dieser Verschwörungstheorie. Nachdem am Mittwochabend vorwiegend konservative Kommentatoren darüber diskutierten, fand sie bereits am Donnerstagmorgen ihren Weg in die Mainstream-Medien. So berichteten zum Beispiel renommierte US-Zeitungen wie die «Washington Post» oder die «New York Times» über die Theorie der «False-Flag-Operation».

Auch die Linken halten sich mit Verschwörungstheorien nicht zurück: MSNBC-Journalist Chuck Todd brachte in seiner Sendung die Russen ins Spiel: «Ich habe diese Befürchtung, dass es eine russische Operation ist.» Seine Begründung: Putin und seine Gefolgsleuten würden alles dafür tun, um die USA zu spalten. Deshalb sollen sie nun auch Paketbomben verschickt haben. 

Trumps Reaktion auf die Anschläge

Auch Donald Trump gab an Tag 1 nach der Bombenserie zu reden. In einer ersten Stellungnahme am Mittwoch gab sich der US-Präsident noch staatsmännisch und verurteilte die Attacken aufs Schärfste. «Wir müssen zusammenkommen und eine ganz klare Botschaft senden», sagte er. Am selben Abend bei einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Wisconsin ging Trump aber bereits wieder zum Angriff über: Er rügte die Journalisten: «Die Medien stehen auch in der Verantwortung, einen zivilisierten Ton zu setzen und die endlosen Anfeindungen sowie die ständigen negativen und oft falschen Angriffe und Geschichten zu stoppen.»

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Am Donnerstagmorgen legte der US-Präsident bei seinem Kampf gegen die Medien nach. Auf Twitter machte er sich mitverantwortlich für die Attentate: «Ein sehr grosser Teil der Wut, die wir heute in unserer Gesellschaft beobachten, wird verursacht durch absichtlich falsche und ungenaue Berichterstattung der Mainstream-Medien, die ich als Fake News bezeichne. Es ist so schlimm und hasserfüllt geworden, dass es dafür keine Beschreibung gibt», so Trump. 

Auch Republikaner kritisieren Trump

Mit seiner Reaktion auf die Bombenpakete handelte sich Trump viel Kritik ein. John O. Brennan, ehemaliger C.I.A.-Direktor und eines der beabsichtigten Ziele des Attentäters, schrieb am Donnerstag auf Twitter: «Sieh in den Spiegel. Deine aufrührerischen Rhetorik, Beleidigungen, Lügen und die Ermutigung zu körperlicher Gewalt sind schändlich. Versuchen Sie, sich staatsmännisch zu verhalten. Das amerikanische Volk verdient viel mehr.»

Auch Republikaner stimmten in die Kritik ein. John Kasich, Gouverneur von Ohio, sagte gegenüber CNN: «Tatsächlich bin ich überzeugt davon, dass Donald Trump nicht weiss, wie man persönliche Verantwortung übernimmt und er deshalb immer anderen die Schuld gibt.» 

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