Von der Impfung hielt er nichts
US-Amerikaner macht sich über Corona lustig – und stirbt am Virus

Ein US-Amerikaner starb, weil er nicht an Corona glaubte. Sein Schicksal ist stellvertretend für das vieler US-Amerikaner, die derzeit ungeimpft in Spitälern landen. Viele davon sehr jung.
Publiziert: 27.07.2021 um 14:28 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2021 um 09:15 Uhr

Im Juni machte sich Stephen Harmon (†34) über Corona lustig. Im Juli starb er, nachdem er sich mit dem Virus infiziert hatte.

Harmon stammte aus dem Grossraum Los Angeles, war ein regelmässiger Kirchgänger. Im Juni twitterte er auf seinem mittlerweile nicht mehr öffentlichen Kanal: «Ich habe 99 Probleme. Aber die Impfung ist keins davon.» Eine Anspielung auf den «99 Problems»-Hit des US-Rappers Jay-Z.

Auch US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci bekam sein Fett weg: «Der Bibel soll man nicht trauen, weil sie von Menschen geschrieben wurde. Aber den Fauci-Regeln soll man glauben, weil sie von Menschen geschrieben wurden. Das macht sehr viel Sinn», so sein ironischer Kommentar.

Stephen Harmon ist an Corona gestorben.
Foto: Stephen Harmon/Facebook
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«Hier gibt es keinen Platz für Ungläubige»

Einige Tage später infizierte er sich mit Corona und musste ins Spital. Seinen Aufenthalt dokumentierte er auf Social Media, berichtete von einer Lungenentzündung und sehr tiefem Sauerstoffgehalt. Drei Tage vor seinem Tod schrieb er: «Wenn du nicht daran glaubst, dass Gott dich eher heilen kann als diese idiotischen Beatmungsgeräte, dann kommt nicht in mein Spitalzimmer. Hier gibt es keinen Platz für Angst oder Ungläubige.»

Am Tag seines Todes der letzte Eintrag: «Ich habe entschieden, mich intubieren zu lassen. Ich habe dieses Ding (Corona, Anm. der Redaktion) so hart bekämpft, wie ich konnte. Aber nun bin ich an einen Punkt gelangt, bei dem ich eine kritische Entscheidung treffen muss. Und obwohl ich es hasse, entscheide ich mich lieber dafür als für eine aufgezwungene Notfalloperation. Ich weiss nicht, wann ich aufwache. Bitte betet für mich.»

Junge und ansonsten Gesunde werden hospitalisiert

Harmons Tod sei demoralisierend gewesen, wird der Arzt Dr. Oren Friedman in US-Medien zitiert. Er behandelt Corona-Patienten in Los Angeles und sieht viel zu viele von ihnen. Die Zahl der Corona-Patienten hätte sich in seinem Spital verzehnfacht und «wirklich jeder, der krank genug war ins Spital zu müssen, war nicht geimpft».

Im Gegensatz zum Start der Pandemie würden nun junge und ansonsten gesunde Menschen wegen Corona hospitalisiert werden, fügte der Arzt an.

«Ein frustrierendes und schreckliches Gefühl»

In Kalifornien ist die Zahl der Infektionen in den vergangene Wochen stark angestiegen. Die meisten Fälle waren auf die Delta-Variante zurückzuführen. Am Freitag meldete Los Angeles County, in dem rund ein Viertel der Kalifornier lebt, zum ersten Mal seit Februar mehr als 3000 neue Fälle an einem Tag. 655 Personen lagen mit Corona im Spital. 200 mehr als die Woche zuvor.

«Es ist so ein frustrierendes und schreckliches Gefühl für die Intubationsspezialisten, Pfleger und Ärzte, die in diese Zimmer müssen», sagt Friedman weiter. «Sie wissen, sie müssten sich um all diese Kranken nicht kümmern, hätten sich diese nur impfen lassen.»

Er selber habe einen Patienten gehabt, der ihn ängstlich und tränenüberströmt angeschaut hätte, Sekunden bevor sie ihn an die Maschine angeschlossen hätten. Und gesagt habe: «Oh mein Gott. Ich denke, ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht.» (vof)

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