Wahlkampfveranstaltungen abgesagt
Erdogan wirft Deutschland «Nazi-Praktiken» vor

Der Ton zwischen Berlin und Ankara wird immer schärfer. Der türkische Präsident hat die Absage von Wahlkampf-Veranstaltungen in Deutschland heute mit Nazi-Methoden verglichen.
Publiziert: 05.03.2017 um 14:47 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:44 Uhr

Der Konflikt zwischen Deutschland und der Türkei schwelt seit Tagen, nun giesst der türkische Präsident weiter Benzin ins Feuer. In einer Rede wirft er den deutschen Behörden heute Nazi-Methoden vor. 

«Eure Praktiken unterscheiden sich nicht von den früheren Nazi-Praktiken», sagte Recep Tayyip Erdogan in Istanbul anlässlich einer Grossveranstaltung vor mehreren Tausend Anhängerinnen, auf der er für ein Ja beim Verfassungsreferendum im April warb. Er habe gedacht, diese Zeit sei in Deutschland längst vorbei. Doch, fügte er an, «wir haben uns geirrt».

Erdogan will mehr Macht

In Deutschland hatten die Kommunalbehörden mehrere Wahlkampfveranstaltungen von Ministern aus Erdogans Kabinett unter Verweis auf Sicherheitsbedenken abgesagt. Diese Absagen hatte Erdogan bereits am Freitagabend in einer Rede zu schweren Vorwürfen an Deutschland bewogen.

Die türkischen Minister dürften dort nicht sprechen, während Vertreter verbotener Kurdenorganisationen öffentlich das Wort ergreifen dürften, hatte Erdogan kritisiert. Die deutsche Behörden müssten deshalb «wegen Unterstützung und Beherbergung von Terrorismus vor Gericht gestellt werden».

Zuvor hatte der Entscheid der türkischen Strafverfolgungsbehörden, den deutsch-türkischen «Welt»-Korrespondenten Deniz Yücel in Untersuchungshaft zu stecken, für grosses Aufsehen und heftige Kritik in Deutschland gesorgt.

Die Türken entscheiden am 16. April in einem Referendum über die Einführung eines Präsidialsystems, welches die Machtbefugnisse Erdogans erheblich ausweiten und die des Parlaments beschneiden würde. Auch 1,4 Millionen in Deutschland lebende Türken sind dabei stimmberechtigt. (SDA/lha)

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