Warum liess China den Bericht so schnell verschwinden?
Grösstes Teleskop der Welt empfängt rätselhafte Signale

Chinesische Forscher haben eigenen Angaben zufolge Anzeichen für ausserirdisches Leben aufgespürt. Doch der Bericht ist bereits wieder verschwunden. Was steckt dahinter?
Publiziert: 17.06.2022 um 20:00 Uhr
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Aktualisiert: 18.06.2022 um 08:54 Uhr

Das chinesische Radioteleskop Fast ist mit einem Durchmesser von 520 Metern das grösste der Welt. Und mit genau diesem Teleskop haben chinesische Wissenschaftler eigenen Angaben zufolge elektromagnetische Signale empfangen. Diese sollen auf ausserirdisches Leben hindeuten, wie «Bloomberg» schreibt.

Am Dienstag veröffentlichten die Forscher der Beijing Normal University ihre Entdeckungen im «Science and Technology Daily», der offiziellen Zeitung des Ministeriums für Wissenschaft und Technologie in China. Der Beitrag ging kurze Zeit später viral und wurde von internationalen Medien aufgegriffen. Auch die chinesischen Staatsmedien berichteten darüber.

Seltsam: Inzwischen wurde die spektakuläre Entdeckung wieder gelöscht. Ruft man den Link zum Beitrag auf, erscheint auf der Webseite nur noch eine Fehlermeldung. Warum die Meldung der Forscher nicht mehr verfügbar ist, gibt es keine Erklärung.

China meldete, dass mit dem «Sky Eye» Signale ausserirdischen Lebens aufgespürt wurden. Der Bericht wurde kurze Zeit später aber wieder gelöscht.
Foto: imago
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Bau kostete 160 Millionen Franken

Dem Kosmologen Zhang Tongjie zufolge unterschieden sich die empfangenen Strahlen von denen, die in der Vergangenheit aufgespürt wurden. Im gelöschten Bericht erwähnte der Forscher aber auch: «Die Möglichkeit, dass es sich bei dem verdächtigen Signal lediglich um eine Art von Funkstörung handelt, ist sehr hoch.» Womöglich war dem chinesischen Staat der potenzielle Fehler so peinlich, dass er den Text umgehend verschwinden liess.

Die Chinesen begannen im Jahr 2020 mit der Suche nach ausserirdischem Leben. Dazu wurde fünf Jahre lang am grössten Radioteleskop der Welt gebaut. Das «Sky Eye» (zu Deutsch: «Himmelsauge»), wie es oft genannt wird, kostete rund 160 Millionen Franken und steht in der südwestlichen Provinz Guizhou. Es soll so empfindlich sein, dass es Signale von Handys und Computern auf dem Mond empfangen könnte. Für den Bau mussten übrigens mehr als 9000 Menschen umgesiedelt werden, um elektromagnetische Störungen zu vermeiden.

Erste Ufo-Sichtung vor 75 Jahren

Schon seit langem sind die Menschen von ausserirdischem Leben fasziniert. Vor bald 75 Jahren, am 24. Juni 1947, berichtete der US-Amerikaner Kenneth Arnold (1915–1984) von Lichterscheinungen über dem Mount Rainier im US-Bundesstaat Washington. Diese vermeintliche Sichtung von Ufos (unbekannte Flugobjekte) sollte dem Phänomen zu weltweiter Aufmerksamkeit verhelfen.

Neun in der Sonne glitzernde Objekte seien in Staffelformation wie «über Wasser springende Untertassen» an ihm vorbeigerast, sagte Arnold später. In den Berichten über seine Sichtung wurde diese Beschreibung jedoch so verstanden, als ob die Objekte wie Untertassen geformt gewesen wären. Der Begriff «fliegende Untertasse» als Synonym für das Ufo war geboren.

Es war der Beginn der Ufo-Forschung. «Ohne einen Auslöser wie Arnolds Sichtung und das erste grosse Presseecho darauf würde es diese heute nicht in dem Sinne geben», so Danny Ammon, Fallermittler bei der Gesellschaft zur Erforschung des Ufo-Phänomens. Dass solche Erscheinungen ausserirdischen Ursprungs sein könnten, bleibt jedoch reine Spekulation. In den meisten Fällen konnten natürliche oder künstliche Phänomene wie Sterne, Satelliten, Ballons oder verglühender Weltraumschrott als Ursache ausgemacht werden. (SDA/obf)

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