«Ich habe schlechte Nachrichten»
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Serbiens Präsident zu Danka:«Ich habe schlechte Nachrichten»

Was passierte mit dem Mädchen?
Die letzten Minuten der kleinen Danka (†1)

Die ganze Welt fragte sich, was mit der kleinen Danka geschah. Nun wurde sie tot aufgefunden. Doch was ist wirklich passiert?
Publiziert: 05.04.2024 um 12:42 Uhr
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Aktualisiert: 08.04.2024 um 08:34 Uhr
Danka ist tot – die kleine Serbin wurde auf einer Mülldeponie gefunden.
Foto: Interpol
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Natalie ZumkellerRedaktorin News

Der Fall um die kleine Danka (†1) beschäftigte tagelang die Welt. Von einer Fahndung von Interpol über ein Grossaufgebot in ihrem Heimatland Serbien bis zur Hilfe in den sozialen Medien – um das Mädchen zu finden, wurde jeder Stein umgedreht. Am Donnerstag dann die traurige Nachricht: Das Mädchen ist tot. Blick rollt den gesamten Fall noch mal auf und erklärt, was passiert ist.

Das Verschwinden

Es ist der 26. März in Banjsko Polje, einer Siedlung in der Vorstadt von Bor (Serbien): Die kleine Danka spielt zusammen mit ihrer Mutter im Garten des Hauses der Familie. Ihr Mami geht kurz hinein, um sich ein Glas Wasser zu holen. Als sie zurückkommt, ist ihre Tochter verschwunden. Als sie das Mädchen nach einiger Zeit noch immer nicht gefunden hat, alarmiert sie die Polizei und ihren Mann.

Die Suche

Der Fall füllt daraufhin die Titelseiten der serbischen Medien, auch internationale Zeitungen berichten über Danka. Interpol gibt einen Fahndungsaufruf heraus, woraufhin viele Behörden in Europa Hilfe bei der Suche nach dem Mädchen anbieten. So auch die österreichische Polizei – denn diese hat eine Spur: Ein Serbe, der in Wien wohnt, übergibt der Polizei am 30. März ein Video, das angeblich die kleine Danka zeigt.

Obwohl die Wiener Polizei zuvor noch davon ausging, «dass es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um das besagte Mädchen aus Serbien handeln könnte», ist jedoch bald klar: Es handelt sich um eine Fehleinschätzung. Die beiden Frauen, die in Begleitung der vermeintlichen Danka waren, melden sich bei der Polizei und klären die Verwechslung auf.

Gleichzeitig sucht in Serbien ein Grossaufgebot, darunter Polizisten, die Feuerwehr, Tausende Helfer und Spürhunde, die Umgebung um Banjsko Polje ab. Sogar ein sieben Kilometer langer Kanalisationstunnel wird trockengelegt, um abgesucht werden zu können.

Die Verdächtigen

Während mit Hochdruck nach dem kleinen Mädchen gesucht wird, rückt die Familie von Danka immer mehr in den Fokus der Ermittler. Speziell eine Auswertung der Handydaten der Mutter wirft Fragen auf. Einige Tage vor dem Verschwinden ihrer Tochter soll sie unzählige Nachrichten, Fotos und Videos gelöscht haben.

Ausserdem habe sie sich über den Grenzübergang Kladovo-Turnu-Severin, der von Serbien nach Rumänien führt, informiert. Auch ihr Google-Suchverlauf soll auffällig gewesen sein: So suchte sie nach der Höhe für Strafen für verschiedene Verbrechen. Die Mutter beharrt auf ihrer Unschuld – zurecht.

Die traurige Gewissheit

Am Donnerstag folgt dann die traurige Botschaft: Serbiens Präsident Aleksandar Vučić (54) bestätigt den Tod des kleinen Mädchens, dessen Leiche auf einer Mülldeponie nahe Banjsko Polje vermutet wird. Zwei Männer, Srdan J.* (50) und Dejan D.* (50), werden festgenommen. Sie rückten ins Visier der Ermittler, nachdem in einem sichergestellten Auto – einem weissen Fiat Panda – Spuren von Dankas Blut gefunden wurden.

Die beiden Beschuldigten gestehen daraufhin, dass sie mit überhöhter Geschwindigkeit in dem Firmenwagen unterwegs gewesen waren, als Danka an jenem Tag plötzlich aus dem Hof des Familienhauses gelaufen kam. Sie waren auf einem Arbeitseinsatz unterwegs, um einen Schacht zu überprüfen, wie der serbische «Blic» berichtet. Sie überfuhren Danka. Danach soll die Kleine allerdings noch gelebt haben. Anstatt sie in ein Spital zu bringen, packten die Männer das Mädchen in ihren Kofferraum und luden sie auf einer Mülldeponie ab.

Erwürgt und belogen?

Serbische Medien berichten, dass die Männer Danka nicht nur anfuhren, sondern anschliessend erwürgten. Eine offizielle Bestätigung gibt es dazu noch nicht. Klar ist allerdings, dass Dankas Vater den Fiat stoppte, als die Täter auf ihrem Weg zur Müllhalde waren. Der Vater fragte, ob sie Danka gesehen hätten – woraufhin sie verneinten. Das bewusstlose Kind lag jedoch in ihrem Kofferraum. Auch die Mutter sagte aus, den Fiat zuvor noch gesehen zu haben. Sie habe nach Danka gesucht, als sie das Auto am Strassenrand stehen sah, daneben ein Mann. Besonders dreist: J. habe sich laut «Blic» am selben Tag noch der Suche nach dem Mädchen angeschlossen. Bei den Verhören machen die Verdächtigen offenbar zum Teil unterschiedliche Angaben. So soll der eine behauptet haben, Danka sei nach dem Aufprall sofort tot gewesen, schreibt die «Kronenzeitung». Der andere habe gesagt, das Mädchen habe vor Schmerzen laut geschrien: «Darum mussten wir sie stumm machen, erwürgen.» Die Kripo geht davon aus, dass es in dem Fall noch Wendungen geben könnte.

Seit der traurigen Gewissheit ist Serbien in Trauer. Nicht nur in Banjsko Polje zündeten Bewohner Kerzen an und legten Blumen nieder – das ganze Land gedenkt der kleinen Danka. Auch Dankas Eltern zeigten sich öffentlich: In einer traurigen Szene sieht man ihren Vater, der den Teddy seiner verstorbenen Tochter küsst.

* Namen bekannt

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Vermisstenmeldung hatte die serbische Polizei Danka als Zweijährige bezeichnet. Das Mädchen hätte laut Interpol allerdings erst am 6. Mai ihren zweiten Geburtstag gefeiert.

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