Wegen Baustelle in Nachbarsgemeinde
Chaos bei Bauamt versetzt ganzes Dorf in Lockdown

Ein ganzes Dorf ist in Thüringen (D) von der Aussenwelt abgekapselt. Tagsüber kann man nur während einer Stunde ins Dorf rein- oder rausfahren. Grund dafür ist eine Baustelle im Nachbardorf.
Publiziert: 07.08.2023 um 11:29 Uhr
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Aktualisiert: 07.08.2023 um 13:00 Uhr

Nur eine kleine Strasse führt ins 400-Seelen-Dorf Langendembach (D). Nun sind die Bewohner im Lockdown – unfreiwillig. Wegen einer Baustelle im Nachbardorf ist die Zufahrtsstrasse während einer ganzen Woche gesperrt. Für die Bewohner gibt es keinen Laden, keinen Arzt und keine Möglichkeit, das Dorf während der Bürozeiten zu verlassen.

«Fahrverbot, täglich von 7 – 12 und 13 – 17 Uhr», steht auf einem Schild am Ortseingang. «Die einzige Zufahrt zum Ort wird aufgrund der Massnahme der Thüringer Energienetze gesperrt», so das Landratsamt gegenüber der «Bild». Mit der «Massnahme» ist der Rückbau einer Freileitung sowie ein neuer Hausanschluss gemeint. Zusätzlich werde am Trinkwassernetz gearbeitet.

Erneute Sperrung unumgänglich

Es ist nicht das erste Mal, dass Langendembach unter «Dorfarrest» steht, stören sich die Bewohner. Bereits im vergangenen Jahr wurde die Strasse gesperrt, damals zur Verlegung von Glasfaserrohren. «Aus Sicht des Landratsamtes hätten die Arbeiten schlicht besser koordiniert werden müssen», sagt das Amt zur «Bild».

Wegen einer Baustelle im Nachbardorf ist diese Strasse während einer ganzen Woche gesperrt.
Foto: Google maps
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Bereits zweimal wurde die Sperrung abgelehnt, nun sei sie jedoch unumgänglich und nicht länger aufschiebbar. «Eine halbseitige Sperrung wurde geprüft, ist aber durch die geringe Breite der Strasse nicht möglich», so Bürgermeister Lars Fröhlich. Die Dorfbewohner sind dennoch genervt.

Sindy (40) verlässt das Dorf eigentlich mehrmals täglich: «Es gibt auch Leute, die arbeiten in Schichten, und da fährt man hier früh raus, wartet irgendwo, dass man mit der Schicht anfängt, und das ist halt Mist», so die Reinigungskraft zur «Bild».

Für den Notfall gäbe es einen Plan

Auch Rentner Manfred Blumenstein (83) ist besorgt: «Das betrifft uns sehr, weil meine Frau und ich dienstags und donnerstags zur Therapie müssen. Die können wir nicht wahrnehmen, weil wir einfach nicht wissen, wie wir dahin kommen sollen», so der 83-Jährige. Er fürchtet sich auch um die Sicherheit: «Ein Unfall und das Dorf steht still.»

Bürgermeister Fröhlich versucht, zumindest dieses Bedenken aus der Welt zu schaffen. Für Notfälle gebe es einen Plan. Wenn Rettungsfahrzeuge ins Dorf kommen müssten, könnte die Baugrube abgedeckt werden. Für Pflegedienstleistungen und Mittagsversorgungen werde die Strasse zudem von 12 bis 13 Uhr freigegeben. (jl)

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