Wegen vermissten Journalist Khashoggi
USA und Saudi-Arabien gehen auf Konfrontation

In der Affäre um den vermissten saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi hat sich am Wochenende der Ton zwischen Washington und Riad verschärft: Saudi-Arabien drohte im Fall möglicher Sanktionen mit Vergeltung.
Publiziert: 14.10.2018 um 16:14 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2018 um 17:09 Uhr
Wurde Khashoggi im Konsulat ermordet?
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Saudi-Arabien bestreitet alle Vorwürfe:Wurde Khashoggi im Konsulat ermordet?

Vom saudische Regierungskritiker Jamal Khashoggi fehlt seit dem 2. Oktober jede Spur. Türkische Ermittler gehen davon aus, dass der Regierungskritiker in der Botschaft von Saudi-Arabien in Istanbul von saudiarabischen Agenten ermordet wurde.

Nun hat US-Präsident Donald Trump gegenüber Saudi-Arabien eine «schwere Strafe» angedeutet. Riad reagierte daraufhin mit möglichen Sanktionen. Das Königreich werde «jedwede Massnahme mit einer grösseren beantworten«, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur SPA am Sonntag eine amtliche Quelle. Das Königreich lehne jeglichen Versuch ab, durch Androhungen wirtschaftlicher Sanktionen oder politischen Drucks geschwächt zu werden, hiess es in Riad.

Regimekritiker und Journalist Jamal Khashoggi verschwand in der saudischen Botschaft in Istanbul.
Foto: AP
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Westliche Unternehmen distanzieren sich

Wegen des Verdachts der Ermordung an Khashoggi waren zahlreiche westliche Unternehmen auf Distanz gegangen. Selbst Firmen, die den Reformkurs des mächtigen Kronprinzen Mohammed bin Salman unterstützen, sagte ihre Teilnahme an einem Wirtschaftsgipfel Ende Oktober ab - darunter etwa der britische Milliardär Richard Branson und der Vorstandsvorsitzende des Fahrdienstes Uber, Dara Khosrowshahi.

US-Präsident Trump deutete am Samstag an, dass er den vermissten saudiarabischen Journalisten für tot hält. Nach Khashoggis Verschwinden habe noch die Hoffnung bestanden, ein Lebenszeichen zu erhalten, sagte Trump in Washington. «Das war unsere erste Hoffnung, unsere erste Hoffnung war es, dass er nicht getötet wurde, aber vielleicht sieht es nicht allzu gut aus», fügte der Präsident hinzu.

Riad bestreitet die Vorwürfe, ist bisher aber den Beweis dafür schuldig geblieben, dass der damals 59-jährige Khashoggi das Gebäude lebend verliess.

Die Türkei warf Saudi-Arabien am Samstag vor, bei den Untersuchungen nicht ausreichend zu kooperieren. Aussenminister Mevlüt Cavusoglu forderte Riad erneut auf, türkischen Ermittlern Zugang zum Konsulat in Istanbul zu verschaffen.

Vor seinen Äusserungen im Weissen Haus hatte Trump bereits deutlich gemacht, dass aus seiner Sicht Saudi-Arabien, ein wichtiger Verbündeter der USA, für das Verschwinden Khashoggis verantwortlich sein könnte. «Könnten sie es sein? Ja», sagte Trump in der CBS-Sendung «60 Minutes». «Wir werden der Sache auf den Grund gehen und es wird eine schwere Strafe geben.»

Türkische Regierung berichtet über Folter

Laut US-Zeitung «Washington Post» informierten türkische Regierungsvertreter US-Vertreter über Audio- und Videoaufnahmen, auf denen zu sehen und zu hören sei, wie Khashoggi in dem saudiarabischen Konsulat in Istanbul verhört, gefoltert und ermordet worden sei. Anschliessend sei seine Leiche zerteilt worden, berichtete das Blatt, für das Khashoggi seit seiner Flucht aus seiner Heimat vergangenes Jahr Kolumnen geschrieben hatte.

Saudi-Arabiens Börse erlebte am Sonntag einen schlimmen Kurseinbruch. Die Aktien sackten zwischenzeitlich um sieben Prozentpunkte ab. 

Der Leitindex Tasi fiel am Mittag unter die wichtige Grenze von 7000 Punkten und machte damit alle Kursgewinne seit Jahresbeginn zunichte. Auch wenn sich die Kurse wieder etwas erholten, handelte es sich immer noch um die schlimmsten Kurseinbrüche innerhalb eines Tages seit drei Jahren. (SDA)

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