Weil es zu ungenau schiesst
Skandal um neues Sturmgewehr der deutschen Bundeswehr

Das neue Sturmgewehr des deutschen Militärs ist Berichten zufolge nicht präzise genug. Um trotzdem nicht durchzufallen, sollen Tests abgeschwächt und Hilfsmittel geändert worden sein.
Publiziert: 27.01.2024 um 17:29 Uhr
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Aktualisiert: 28.01.2024 um 09:36 Uhr

Der Bundesrechnungshof hat Medienberichten zufolge die Präzisionsfähigkeit des neuen Sturmgewehrs G95A1 für die Bundeswehr infrage gestellt. «Die Bundeswehr benötigt ein Sturmgewehr, das mit der eingeführten Gefechtsmunition unter realen Bedingungen ausreichend präzise trifft», heisst es. Dies könne das Beschaffungsamt der Bundeswehr «nicht mehr sicherstellen».

«Aktuelle Untersuchungen der Bundeswehr unter Laborbedingungen zeigen, dass das Sturmgewehr Bw Präzisionsforderungen der Nutzer mit der eingeführten Gefechtsmunition nicht erfüllt», steht laut «Bild» in einem Bericht der Behörde. «Diese erreicht es allerdings mit der zivilen Präzisionsmunition.»

Hersteller bat um Spezialmunition

Hintergrund sind demnach unzureichende Nachweispflichten für die Treffsicherheit durch das Beschaffungsamt der Bundeswehr. Diese wurden nach Vertragsabschluss in einem Änderungsvertrag abgeschwächt.

Diese Waffe des deutschen Herstellers Heckler & Koch soll zu unpräzise schiessen.
Foto: Heckler & Koch
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Der «Spiegel» berichtet unter Berufung auf den gleichen Rechnungshofbericht, der Hersteller Heckler & Koch habe sich im Herbst 2022 an das Beschaffungsamt gewandt, mit der Bitte, die Schusstests mit ziviler Spezialmunition und nicht mit der bei der Bundeswehr gängigen Gefechtsmunition vornehmen zu dürfen.

Laut der «Bild» darf die Industrie infolge der Abschwächung bei den Tests nun ein Scharfschützen-Zielfernrohr verwenden. Zudem darf der Nato-Schiessbock demnach gegen ein herstellereigenen Präzisionsschiessbock ausgetauscht werden.

Verteidigungsministerium widerspricht

«Die nunmehr zulässigen Laborbedingungen und die zivile Präzisionsmunition lassen einen realistischen Nachweis der Präzision des Systems Sturmgewehr Bw nicht zu», heisst es im Bericht des Rechnungshofes.

Das Bundesverteidigungsministerium von Boris Pistorius (63) hingegen widerspricht den Darstellungen. Anders als berichtet, seien nicht die Anforderungen an den Hersteller Heckler & Koch gesenkt worden, sagte ein Sprecher am Freitag in Berlin. Diesbezügliche Vorwürfe seien «als unsachlich einzustufen». (AFP/obf)

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