Weil ihm die CEOs davonlaufen
Trump feuert seine Wirtschafts-Berater

Immer mehr Wirtschaftsbosse verliessen nach Trumps kontroversen Äusserungen zum Rechtsextremistenaufmarsch in Charlottesville die Beratergremien der US-Regierung. Nun zog der Präsident die Notbremse – und machte kurzerhand zwei Beiräte dicht.
Publiziert: 16.08.2017 um 19:38 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:05 Uhr
Ken Frazier, CEO des Pharmaunternehmens Merck, gab den Beraterjob auf.
Foto: AP
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Eigentlich ist es ein Prestige-Job: Im Industrierat (Manufacturing Council) von Donald Trump (71) sitzen Top-Manager, die den US-Präsidenten beraten. Doch das Beratergremium sorgte in den letzten Tagen vor allem durch die vielen Abgänge für Schlagzeilen.

Nun hat der US-Präsident auf die schlechte PR reagiert – in gewohnter Manier: Er feuerte die Wirtschafts-Berater kurzerhand via Twitter. Statt weiter Druck auf seine Wirtschaftsleute auszuüben, setze er dem Industrierat sowie seinem Strategieforum (Policy Forum) lieber ein Ende, liess Trump am Mittwochabend verlauten.

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Die letzte Abgangswelle war am vergangenen Wochenende angerollt. Grund: Der US-Präsident distanzierte sich nicht klar von der rechtsextremen Gewalt in Charlottesville, Virginia. Er beharrte darauf, dass es «Verschulden auf beiden Seiten» gäbe.

«Politische Spaltung ist eine Gefahr»

Für einige Mitglieder des Gremiums war das zu viel: Ken Frazier (62), Chef des Pharmakonzerns Merck, kündigte am Montag seinen Rücktritt an. Der Afroamerikaner erklärte auf Twitter, die Führung des Landes müsse «Fanatismus und eine Überlegenheit bestimmter Gruppen klar zurückweisen».

Auch Kevin Plank (45), Gründer des Sportartikelherstellers Under Armour, trat am Montag aus dem Beratergremium zurück. «Wir sind entschlossen, den Produktionsstandort Amerika zu stärken. Doch Under Armour engagiert sich für Innovation und Sport, nicht für Politik», so die Begründung.

Weiter kündigte Intel-Chef Brian Krzanich (57) am Montagabend seinen Abgang an. «Mit meinem Rücktritt will ich darauf aufmerksam machen, welche Gefahr die politische Spaltung für Amerika darstellt», schrieb der Chef des Computerchip-Herstellers auf seinem Blog.

Am Dienstag ging die Kündigungswelle in die nächste Runde. Richard Trumka (68), Chef des Gewerkschaftsdachverbands AFL-CIO, gab seinen Beraterposten auf. «Wir können nicht dem Beirat eines Präsidenten angehören, der Intoleranz und heimischen Terrorismus toleriert», erklärte er. Zurück trat auch Scott Paul, Präsident des Industrieverbands Alliance for American Manufacturing. Er sagte am Dienstag lediglich, dies sei für ihn das Richtige.

Trump: «Das sind Wichtigtuer»

Trump hatte von Beginn weg dünnhäutig auf die Rücktritte reagiert. «Für jeden CEO, der den Beirat verlässt, habe ich viele, die ihren Platz einnehmen können», twitterte er noch am Dienstagabend. Zudem bezeichnete er die Abtrünnigen als Wichtigtuer, die sich gar nicht erst der Manufacturing-Jobs-Initiative hätten anschliessen sollen.

Mehrere Konzernchefs hatten sich bereits in den vergangenen Monaten aus Gremien des Präsidenten zurückgezogen, darunter Tesla-Chef Elon Musk (46) und Disney-Chef Robert Iger (66). Sie reagierten damit auf den umstrittenen Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen. Als Reaktion auf Trumps Einwanderungspolitik verliess der damalige Uber-Chef Travis Kalanick (41) im Frühjahr den Wirtschaftsrat. (bam/gr)

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