Weil sie ihm Pistole schenkte
Teenager erschiesst vier Schüler – Mutter verurteilt

Das hat es so noch nie gegeben: Ein Jugendlicher richtet an einer US-Schule ein Blutbad an, seine Mutter wird dafür verurteilt. Der Grund: Sie hat ihm die Tatwaffe vor dem Verbrechen geschenkt.
Publiziert: 07.02.2024 um 07:01 Uhr
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Aktualisiert: 07.02.2024 um 07:14 Uhr

Die Mutter eines Teenagers, der 2021 vier Schüler im US-Bundesstaat Michigan erschoss, ist wegen fahrlässiger Tötung verurteilt worden. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge ist es das erste Mal, dass in den USA ein Elternteil eines Todesschützen aufgrund persönlicher Verantwortung für solch ein Verbrechen verurteilt worden ist. 

Die Tatwaffe war demnach ein Geschenk der Eltern an ihren damals 15 Jahre alten Sohn. Der Mutter drohen nun bis zu 15 Jahre Haft – das Strafmass soll im April verkündet werden.

Gegen die Eltern des Jugendlichen waren nach der Tat schwere Vorwürfe erhoben worden, weil sie die Tatwaffe gekauft und ihrem minderjährigen Sohn Zugang dazu gewährt hatten. Sie sollen ausserdem Warnungen aus dem schulischen Umfeld des Jungen ignoriert haben. Die 45-jährige Mutter plädierte in dem Verfahren auf «nicht schuldig». Ihr Mann soll sich im März vor Gericht verantworten. Der Sohn hatte sich in allen 24 Anklagepunkten schuldig bekannt. Im vergangenen Jahr war er zu einer lebenslangen Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt worden. Im Prozess gegen seine Mutter sagte er nicht aus.

Jennifer C., die Mutter des Schützen, nahm das Urteil gefasst entgegen.
Foto: Keystone-SDA
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Geschworenenjury debattierte zehn Stunden über Entscheid

Der Fall hat die Frage nach der Verantwortung von Eltern für die Handlungen ihrer Kinder einmal mehr in den Fokus gerückt. Eine Anklage und Verurteilung der Eltern bei solchen Gewalttaten durch Minderjährige in Schulen ist eher selten. Zwar wurden Elternteile in der Vergangenheit mitunter für fahrlässiges Verhalten zur Verantwortung gezogen, in diesem Fall aber wurde offenbar zum ersten Mal ein Elternteil eines minderjährigen Schützen der fahrlässigen Tötung schuldig gesprochen. Die zwölfköpfige Geschworenenjury hatte den Berichten zufolge mehr als zehn Stunden über ihr Urteil beraten.

In den USA kommt es immer wieder zu tödlichen Schüssen an Schulen und Universitäten. Das Waffenrecht in den USA ist je nach Bundesstaat unterschiedlich, aber Schusswaffen wie Pistolen und Sturmgewehre sind meist verhältnismässig leicht zu bekommen. Strengere Waffengesetze scheitern in der Regel an den Republikanern im Kongress und an der mächtigen Waffenlobby. US-Präsident Joe Biden (81) hat Massnahmen zur Eindämmung von Waffengewalt in Aussicht gestellt, bislang aber ohne konkrete Ergebnisse. (SDA)

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