Vereinte Nationen «extrem alarmiert»
Uno wirft China Organraub an Häftlingen im grossen Stil vor

Die Uno spricht von «extrem alarmierenden Informationen», dass Gefangenen in China Organe geraubt werden. Begehrt für die «Organ-Ernte» seien Herzen, Nieren, Lebern und die Augenhornhaut. Familien von solchen Organspendern würden daran gehindert, die Opfer zu bestatten.
Publiziert: 16.06.2021 um 00:38 Uhr
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Aktualisiert: 16.06.2021 um 07:24 Uhr
Ein Vater in Peking spendet seinem kranken Sohn einen Teil seiner Leber. Doch nicht alle Organspenden in China sind freiwillig.
Foto: Keystone
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Daniel Kestenholz

Beim Nato-Gipfel in Brüssel demonstrierten die Bündnispartner das Ende der Zurückhaltung gegenüber China. Nato richtete klare Worte an China, das laut der nationalen Sicherheitsstrategie von US-Präsident Joe Biden (78) «eine nachhaltige Herausforderung für ein stabiles und offenes internationales System darstellt». Jetzt wird das Reich der Mitte auch vom Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen scharf angegriffen. Demnach gebe es «extrem alarmierende» und «glaubwürdige Informationen», dass Häftlingen in China systematisch Organe geraubt werden.

Die begehrtesten Teile der «Organ-Ernte»: Herzen, Nieren, Lebern und Augenhornhäute würden am häufigsten entnommen, heisst es in dem am Montag veröffentlichten Bericht des Uno-Menschenrechtsrates. Seltener würden auch Teile von Lebern entnommen.

Der Bericht spricht von einer eigentlichen Industrie des Organhandels: «An dieser Form des Menschenhandels mit medizinischem Charakter sind angeblich Fachleute aus dem Gesundheitssektor beteiligt, darunter Chirurgen, Anästhesisten und andere medizinische Fachkräfte.»

Uno schlägt Alarm

Dabei haben es die Verantwortlichen offenbar auf Minderheiten abgesehen: darunter Falun-Gong-Praktizierende, Uiguren, Tibeter, Muslime und auch Christen. «Die erzwungene Organentnahme in China scheint sich gegen bestimmte ethnische, sprachliche oder religiöse Minderheiten zu richten, die an verschiedenen Orten in Haft gehalten werden», heisst es.

Organe würden Häftlingen gestohlen, «ohne dass ihnen die Gründe für die Verhaftung erklärt werden oder Haftbefehle vorliegen». Die betroffenen Gefangenen würden «ohne ihre informierte Zustimmung zwangsweise Blutproben und Organuntersuchungen wie Ultraschall und Röntgen unterzogen» – Untersuchungen, denen sich andere Gefangene nicht unterziehen müssten. Die Untersuchungsergebnisse würden dann in einer Transplantationsdatenbank registriert.

Offiziell hat China die Praxis von Organraub im Januar 2015 verboten. Doch es sei «besorgniserregend», so die Uno, dass es keinerlei unabhängige Aufsicht darüber gebe, ob Gefangene einer Organspende auch zustimmen. Zudem würden «Familien von verstorbenen Häftlingen daran gehindert, ihre Leichname zu bestatten». China weist Vorwürfe der erzwungenen Organentnahmen standardgemäss als «kategorische Verleumdung» zurück.

Todesspritze vor «Organspende»

Seit Jahren kursieren Berichte, dass China Hingerichteten sofort Organe entnimmt. Der 2001 in die USA geflohene Chirurg Wang Guoqi sagte aus, dass hingerichteten Häftlingen in Krankenhäusern der Polizei und Armee Haut, Augenhornhäute und andere Gewebeteile für den Organmarkt entnommen würden. Organe würden auch an Ausländer verkauft.

2006 behaupteten Mitglieder von Falun Gong erstmals, dass ihre inhaftierten Glaubensanhänger hingerichtet würden, um ihre Organe zu rauben. Ein Untersuchungsbericht von 2006/2007 der kanadischen Menschenrechtsanwälte David Kilgour und David Matas bestätigte die Vorwürfe.

Aufgeführt wird ein Chirurg, der innerhalb von zwei Jahren bei 2000 Inhaftierten die Augenhornhaut herausoperiert haben soll. Vorab verabreichte Giftspritzen sorgten bei den «Organspendern» für Herzversagen.

Seit Jahren kursieren Berichte, dass China Hingerichteten sofort Organe entnimmt. Der 2001 in die USA geflohene Chirurg Wang Guoqi sagte aus, dass hingerichteten Häftlingen in Krankenhäusern der Polizei und Armee Haut, Augenhornhäute und andere Gewebeteile für den Organmarkt entnommen würden. Organe würden auch an Ausländer verkauft.

2006 behaupteten Mitglieder von Falun Gong erstmals, dass ihre inhaftierten Glaubensanhänger hingerichtet würden, um ihre Organe zu rauben. Ein Untersuchungsbericht von 2006/2007 der kanadischen Menschenrechtsanwälte David Kilgour und David Matas bestätigte die Vorwürfe.

Aufgeführt wird ein Chirurg, der innerhalb von zwei Jahren bei 2000 Inhaftierten die Augenhornhaut herausoperiert haben soll. Vorab verabreichte Giftspritzen sorgten bei den «Organspendern» für Herzversagen.

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