Video aus Berlin zeigt ausgebüxtes Tier
0:15
Löwin – oder doch nicht?Video aus Berlin zeigt ausgebüxtes Tier

Wildtier-Suche nach Fehlalarm
So teuer war die Löwen-Jagd in Berlin

Die Suche nach der vermeintlichen Löwin in Berlin ist beendet. Wie sich herausstellte, war es gar kein Raubtier. Eins steht fest: Günstig war die Jagd nach dem Biest nicht.
Publiziert: 21.07.2023 um 18:48 Uhr
RMS_Portrait_AUTOR_250.JPG
Marian NadlerRedaktor News

Polizisten, Jäger, Tierärzte und Feuerwehrleute: Sie alle suchten am Rande der deutschen Hauptstadt Berlin seit Donnerstag nach einer angeblichen Löwin. Zeitweise waren bis zu 320 Polizisten im Einsatz, 220 in Berlin, 100 weitere in Brandenburg.

Doch damit nicht genug: Auch mit einem Panzerfahrzeug wurde nach der vermeintlichen Raubkatze gesucht. Schliesslich stellte sich heraus: Es gab keine Löwin, das Raubtier erwies sich als nicht ganz so gefährliches Wildschwein.

Bei der Polizei-Gewerkschaft stösst die Wende sauer auf. Das berichtet die «Bild». Der Vize-Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Heiko Teggatz (50), war ausser sich: «Bei diesem Einsatz handelt es sich zweifelsfrei um die teuerste Safari, die es in Deutschlands Wäldern je gegeben hat!» Er ist überzeugt: Ein solcher Einsatz koste den Steuerzahler schnell mehrere 100'000 Euro. Das Geld könnte womöglich verpufft sein – «ein Skandal».

Polizisten, Jäger, Tierärzte und Feuerwehrleute: Sie alle suchten am Rande der deutschen Hauptstadt Berlin seit Donnerstag nach einer angeblichen Löwin.
Foto: Keystone
1/6

Personalkosten von 200'000 Euro pro Tag

Nach Angaben von Teggatz koste ein Einsatz mit einem grossen Helikopter inklusive Technik, Personal und Wartung schnell mal 5000 Euro pro Stunde. Das Geld hätte man «besser in die Bekämpfung der Clan-Kriminalität investiert», wettert er. Auch die Feuerwehr-Fahrzeuge dürften nicht günstig gewesen sein. So berechnet die Feuerwehr in der Grossstadt Köln beispielsweise für einen Kranwagen 401 Euro pro Stunde, ein normaler Feuerwehr-Wagen kostet immerhin noch 205 Euro.

Wenn die Polizei grundlos zu einem Einsatzort anrückt, stellt sie das in Rechnung. Die Gebühren betragen dabei zwischen 50 und 80 Euro pro Polizist, schreibt der «WDR». Rechnet man die Personalkosten für die Raubtierhatz in Berlin hoch, kommt man allein für das Personal auf mindestens 200'000 Euro am Tag.

Versicherung schützt vor Kosten

Eine Sprecherin des Innenministeriums des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen mutmasste, dass es sich bei der teuren Safari um einen Einsatz zur Gefahrenabwehr gehandelt haben könnte. In diesem Fall bleiben die Kosten für den Polizeieinsatz am Steuerzahler hängen. Ihre Einschätzung deckt sich mit der von Polizeigewerkschafter Teggatz. Besitzer exotischer Tiere können sich allerdings in Deutschland gegen Kosten, die entstehen, wenn Wildkatze oder Alligator ausbüxen, mithilfe einer Versicherung absichern. So versichert beispielsweise der Spezialversicherer Werner Hahn einen Zirkus.

1500 Euro kostet die Versicherung, teilt ein Sprecher gegenüber dem «WDR» mit. «Eine exotische Schlange kostet maximal 50 Euro im Jahr», so der Mitarbeiter. Damit wäre der Besitzer gegen alle Schäden, die der ausgebrochene Exot anrichtet, abgesichert. Die Agentur Werner Hahn versichert auch Löwen. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass der Besitzer das Tier legal halte und es bei den Behörden angemeldet habe.

CDU-Politiker Philipp Amthor (30) hält derweil nichts von den Rechenspielen der Polizeigewerkschaft. «Für den potenziellen Schutz von Kindern und Erwachsenen in gefährlichen Situationen darf nicht zuerst der Taschenrechner herausgeholt werden», sagte er «Bild».


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?