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Seltenes Interview:Saluschni spricht über ukrainischen Sieg

«Hatte nicht genug Kraft»
Ukraine-General weinte im Krieg nur ein einziges Mal

Waleri Saluschni versucht seit über einem Jahr, Russlands Armee aus seinem Land zu vertreiben. Das hat tiefe Spuren in ihm hinterlassen. In einem Interview erzählt er nun von schwierigen Momenten.
Publiziert: 13.05.2023 um 02:58 Uhr
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Aktualisiert: 13.05.2023 um 09:27 Uhr
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Roman NeumannBlattmacher Digital

Der Vier-Sterne-General Waleri Saluschni (49) ist der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee und seit Kriegsbeginn wohl der wichtigste Mann von Präsident Wolodimir Selenski (45). Nun hat er dem Journalisten Dmitro Komarow eines seiner seltenen Interviews gegeben und gibt ungewöhnlich persönliche Einblicke in sein Innenleben.

Er wird von Komarow gefragt, wie er mit dem Tod umgehe, der ein ständiger Begleiter im Krieg ist. Wie er damit umgehe, ständig Nachrichten über gefallene Soldaten zu erhalten, auch von denjenigen, die er persönlich kennt.

«Ich habe noch nicht die Kraft dazu»

Saluschni sagt: «Ich bin ein Mensch wie alle anderen auch, mein Herz reagiert genauso wie das eines normalen Menschens.» Dass er das aber nicht mit Emotionen gegen aussen zeige, habe nicht zu bedeuten, dass er nicht genau so fühle.

Für Waleri Saluschni begann der Krieg schon 2014 mit der Annektierung der Krim.
Foto: Screenshot youtube
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Seine Kontakte in seinem Telefon sei voll von Namen gefallener Freunde – aber er könne diese noch nicht löschen. «Ich habe noch nicht die Kraft dazu.»

Er dürfe als Oberbefehlshaber eigentlich keine Schwäche zeigen – aber er gibt zu: «Ich habe im Krieg ein einziges Mal geweint.» Saluschni habe mit einer Mutter Kontakt gehabt, die ihren Sohn, einen Helikopterpiloten im Einsatz in Mariupol, suchte.

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«Ich hatte noch Hoffnung, dass er am Leben ist.»
Ukraine-General Waleri Saluschni
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Dieser habe ihr vor dem Einsatz eine Nachricht geschickt, dass er ein Patriot sei. «Als ich mit ihr schrieb, hatte ich noch Hoffnung, dass er am Leben ist.» Doch dann habe ihn die Nachricht erreicht, dass der Soldat gefallen ist. Ihr zu sagen, dass ihr Sohn gestorben sei, dazu habe er keine Kraft gehabt.

Anrufer aus dem Ausland habe sich entschuldigt

Saluschni erzählt weiter, dass der Krieg für ihn nicht am 24. Februar 2022 begann, sondern schon 2014, bei der Annektierung der Krim durch Russland. Der 24. Februar selbst bleibe ihm wegen zwei Momenten in Erinnerung. «Ich rief alle Kommandanten an, die für bestimmte Gebiete verantwortlich waren. Diese Anrufe waren sehr kurz.»

Der zweite Moment sei ein morgendlicher Anruf aus dem Ausland von einer Person gewesen, die «nicht sehr nett» war. Diese Person habe sich bei Saluschni entschuldigt, sagt er. Der General will aber keine Auskunft geben, wer das war – er werde dies nach dem Krieg erzählen. «Ich will ihm jetzt nicht schaden», erklärt Saluschni.

«Danach begann der Alltag eines Kommandanten – mit Nervosität und schlaflosen Nächten.» Saluschni glaubt noch immer an einen Sieg der Ukraine. Aber das werde nicht einfach. «Es ist ein langer und schwieriger Weg bis dorthin.»

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