Dakar-Rallye 2017
Peugeot nicht zu schlagen

Peugeot trotzt Konkurrenz und Wetterkapriolen und sicherte sich beim härtesten Rallye-Marathon der Welt, der «Dakar», einen Dreifach-Triumph!
Publiziert: 15.01.2017 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 03:15 Uhr
Peugeot dominierte mit seinen 3008 DKR die Dakar 2017.
Foto: Jürg A. Stettler
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Jürg A. Stettler

Überschwemmungen und Erdrutsche, als ob fast 9000 Rennkilometer nicht schon genug wären! Wetterkapriolen verlangten den 316 Teilnehmern der beschwerlichsten Marathon-Rallye der Welt in Paraguay, Bolivien und Argentinien alles ab. «Die Dakar 2017 war deutlich härter als letztes Jahr», konstatierte Peugeot-Pilot Sébastien Loeb am Ziel. Vor allem in der zweiten Hälfte mussten die Dakar-Organisatoren diverse Anpassungen an der Strecke vornehmen. Mehrere Etappen mussten gar ganz gestrichen werden!

Zu den 316 Teilnehmern der beschwerlichen Marathon-Rallye gehören auch mehrere Lastwagen, die mit eindrücklichem Tempo durch die Wüste brettern.
Foto: Jürg A. Stettler

Die Opfer

Doch schon zuvor zeigte sich die wahre Härte des Rallye-Klassikers. Mitfavorit Nasser Al-Attiyah (Sieger 2011 und 2015) riskierte zu viel, prallte mit seinem Toyota Hilux schon in der 3. Etappe auf einen Felsen. Der Katari schleppt sich zwar noch auf drei Rädern und mit zwei Stunden Rückstand ins Etappenziel, doch der Schaden an seinem Toyota war irreparabel. In der nächsten Etappe erwischte es Peugeot-Pilot Carlos Sainz. «El Matador» überschlug sich im Peugeot 3008 DKR mehrfach und stürzte einen Hang hinunter – zum Glück blieb er dabei unverletzt. Nicht so viel Glück hatte der einzige Schweizer Motorrad-Pilot Marco Filippi. Der Genfer kollidierte schon auf dem 39 Kilometer langen Dakar-Prolog mit einem Pferd und brach sich das Schulterblatt. Auch der zweite Schweizer schaffte es leider nicht ins Ziel. Copilot Steven Griener und sein Toyota-Fahrer Marco Piana mussten in Etappe 10 auf Platz 41 liegend aufgeben.

Eine Kiste zum Glück Die wahren Helden oder Verrücktesten (!) der Dakar sind die 14 Teilnehmer der Kategorie «Malle-Moto». Sie legten vom 2. bis 14. Januar nicht nur 8818 Rennkilometer zurück, sondern waren am Ziel auch völlig auf sich alleine gestellt. Denn dort wartete kein Team, das sich nach 7 bis 8 Stunden Offroad-Fahrt ums meist völlig verdreckte und teils beschädigte Bike kümmerte, oder ein Physiotherapeut, der den geschundenen Körper knetete, sondern schlicht eine grosse Kiste (franz. Malle). In den silbernen Kisten vorne rechts im Bild sind alle Ersatzteile, Werkzeuge, etc. denn diese 14 Jungs machten alles selbst. Statt zu Schlafen hiess es dann halt oft, Reparaturarbeiten bis in den Morgen hinein und mit wenig oder keinem Schlaf los zur nächsten Etappe – Wahnsinn!
Foto: Jürg A. Stettler

Das «Dorf»

Damit sah der 40-Jährige nicht mal das erste Biwak, das kleine, autarke «Dorf» am Etappenziel. Vom Fahrerlager über Medien- und Rennleitungszentrum, bis zum Feldspital und 24-Stunden-Restaurant ist hier alles vorhanden. Im Restaurant werden pro Tag über 8000 Mahlzeiten ausgegeben. Bei einem Länderwechsel gibts sogar eine eigene Zollstation, denn auch Dakarstars wie Sainz und Loeb müssen für den Grenzübertritt einen gültigen Pass haben und den mitten in der Pampas abstempeln lassen, geht schlecht! Das Biwak gibts übrigens gleich dreifach. Denn während das eine Biwak genutzt wird, wird dasjenige der nächsten Etappe gerade aufgebaut und das der vorherigen Etappe abgebaut. Eine logistische Meisterleistung – auch wenn es vor Ort oftmals etwas chaotisch wirken mag, hat jeder und alles seinen fix zugewiesenen Platz, dafür sorgen 35 Dakar-Logistiker.

Riesige Menschenmassen drängen sich jeweils vor der Einfahrt zum Biwak, um die Rallye-Boliden zu bestaunen.
Foto: Jürg A. Stettler
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 Die Dominatoren

Eine wahre Meisterleistung bot an der Dakar 2017 vor allem Peugeot. Die Franzosen traten mit Carlos Sainz, Cyril Depres, Sébastien Loeb und Stéphane Peterhansel gleich mit vier Siegesanwärtern an. Doch die vier Toppiloten zerfleischten sich nicht etwa gegenseitig, sondern ergänzten sich perfekt und zermürbten so die Konkurrenz von Mini und Toyota komplett. Am meisten Druck auf die Franzosen konnte noch Nani Roma, Dakarsieger von 2014, ausüben. Der Toyota-Pilot kämpfte nach Sainz' Ausfall lange, aber vergeblich mit dem dritten Peugeot-Werkspiloten Cyril Despres um Rang 3.

Der Erfolg in Zahlen Peugeot trat bei der 39. Ausgabe der Dakar mit vier erfahrenen Teams und mit dem Peugeot 3008 DKR mit 3,0-Liter-V6-Biturbo-Diesel (340 PS, 800 Nm) an. Insgesamt arbeiteten 88 Personen in 22 verschiedenen Jobs fürs Team. 26 Mechaniker und 12 Ingenieure kümmern sich um die Dakar-Renner mit Heckantrieb, 2 Physiotherapeuten und 1 Sportdirektor um die Fitness von Fahrer und Copiloten. 15 Fahrzeuge, 5 Camper und 5 Lastwagen mit je einer Tonne Material sorgten für Mobilität und transportierten die ganzen Ersatzteile, darunter alleine 250 Pneus! Wichtig zudem: Sogar 1 Kartograph war in Südamerika im Einsatz. Er machte Piloten und Copiloten anhand von GoogleEarth-Daten auf Schlüsselstellen bei der Rallye aufmerksam.
Foto: Jürg A. Stettler

Der Dakar-König

Heisser war nur der Kampf um den Gesamtsieg. Stéphane Peterhansel lieferte sich bis zum Schluss ein packendes Duell mit Sébastien Loeb. «Fünf Tage auf über 3000 bis 5400 m ü. M. und wegen der dünnen Luft nur mit halber Leistung Dünen zu fahren», bilanziert der 51-jährige Altmeister, «oder auf der gleichen Etappe mit Hitze, Schnee und Hagel zu kämpfen, war an der diesjährigen Dakar schon sehr speziell.» Der Wahlschweizer brillierte einmal mehr und gewann trotz Kollision mit einem Motorrad auf der zehnten Etappe ganz knapp vor seinen Teamkollegen Loeb und Despres. Damit sicherte er sich den 13. Dakarsieg und Peugoet den totalen Triumph! Alles zur Dakar 2017 unter www.dakar.com.

Die Ur-Dakar lebt wieder

Die ursprüngliche Dakar führte von Paris nach Dakar (Senegal). 2008 wurde sie wegen Terrorgefahr abgesagt. Die politische Situation in Afrika verschärfte sich gar, daher verlegte man die Dakar ab 2009 nach Südamerika. Nicht alle Teilnehmer goutierten den Wechsel. Daher findet seit 2009 parallel zur Dakar auch das «Africa Eco Race» statt. Organisator ist der frühere F1-Pilot und zweifache Dakar-Sieger (1999 und 2000) Jean-Louis Schlesser. Und bei dieser über zwölf Etappen und 6500 Kilometer führenden Wüstenrallye nahmen 2017 auch drei Schweizer teil. Rémy Vauthier und Jean Brucy mit ihrem Buggy Optimus MD (Bild) sowie Herbert Brunner auf einer KTM. Weitere Infos: www.africarace-live.com

Die ursprüngliche Dakar führte von Paris nach Dakar (Senegal). 2008 wurde sie wegen Terrorgefahr abgesagt. Die politische Situation in Afrika verschärfte sich gar, daher verlegte man die Dakar ab 2009 nach Südamerika. Nicht alle Teilnehmer goutierten den Wechsel. Daher findet seit 2009 parallel zur Dakar auch das «Africa Eco Race» statt. Organisator ist der frühere F1-Pilot und zweifache Dakar-Sieger (1999 und 2000) Jean-Louis Schlesser. Und bei dieser über zwölf Etappen und 6500 Kilometer führenden Wüstenrallye nahmen 2017 auch drei Schweizer teil. Rémy Vauthier und Jean Brucy mit ihrem Buggy Optimus MD (Bild) sowie Herbert Brunner auf einer KTM. Weitere Infos: www.africarace-live.com

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Der Schweizer Buggy Optimus MD fährt am parallel statt findenden «Africa Eco Race».
Foto: Werk
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