Dreiste E-Auto-Kopie aus China
Der gefälschte Tesla

Dreister als dieses Elektroauto kann man kaum ein Auto kopieren: Design, Logo, Cockpit und Antrieb des Youxia X stammen quasi 1:1 vom Tesla Model S. Aber es gibt noch weit mehr Absurditäten rund um die chinesische Tesla-Fälschung.
Publiziert: 07.02.2020 um 05:01 Uhr
|
Aktualisiert: 23.11.2020 um 13:54 Uhr
Timothy Pfannkuchen

Diese Woche stiess unsere Auto-Hitliste «Die 7 frechsten Asien-Kopien» auf viel Resonanz. Inzwischen hat BLICK eine noch dreistere Kopie entdeckt: In China gibts eine Fälschung des Tesla Model S, die fast absurd identisch wirkt.

Nicht verrückt genug? Na dann: Gerüchten zufolge war der erste öffentlich gezeigte Youxia X gar keine Kopie. Sondern ein umgebautes Model S!

Sogar Webpage ist ähnlich

Dazu unten mehr. Denn beim Youxia X dürfte Tesla-Anwälten schon bei der Ankündigung 2015 das Juristenblut in den Adern gefroren sein: Auto, Logo, Cockpit – Tesla ohne Tesla. Noch frecher: Die mit viel Werbeprosa («Your big Toy» heissts da, «Dein grosses Spielzeug») aufwartende Youxia-Homepage imitiert nonchalant den typischen Webauftritt des US-Stromer-Pioniers.

Der chinesische Youxia X sieht zum Verwechseln ...
Foto: zvg
1/14

Nicht vorwerfen mögen wir Youxia ungelenkes Englisch – auch wir sprechen ja kein Mandarin. Unbeholfen steht da etwa gross «Car in Fantasy», was sich nach Artikel und Personalpronomen sehnt, weils sonst nur «Auto in Fantasie» heisst. Unter «Sicherheit» gibts keine fünf Crashtest-Sterne, sondern einen «Sedan with Five-Start-Collision»: «Limousine mit Fünf-Start-Aufprall».

Verwirrung beim Akku

Der Akku bestehe aus 18'650 Einzelakkus – was wohl ein Übersetzungs- oder Verständnis-Fail des Shanghaier Start-ups ist: Im Model S mit 85 kWh sinds 7104 Akkus des Batterietyps 18'650. Weitere Zufälle: Wie bei Tesla gibts diverse Akkus: 40, 60 und – na so was – 85 kWh für 220 bis 460 Kilometer. In 5,6 Sekunden solls auf 100 km/h gehen mit 260 kW, also 353 E-PS.

Das von Tesla gelinde gesagt «inspirierte» Cockpit ist quasi chinesisiert: Da gibts – die Gender-Debatte hat das Reich der Mitte bei Autos noch nicht ganz erreicht – «für Frauen» ein «geheimes Schuh-Ablagefach». In die Mittelkonsole passe eine «Tissue-Box». Ach so, und natürlich fährt der Youxia autonom.

Lauflicht wie bei K.I.T.T.

In der Front erfreut uns Buben ein Display, auf dem der Fahrer Markenlogo, Emojis oder rotes Lauflicht à la K.I.T.T. aus «Knight Rider» zeigen kann: Youxia-Gründer Huang Xiuyuan (32) ist David-Hasselhoff-Fan. Übrigens ist der Touchscreen wie bei Tesla 17 Zoll gross. Wie klein die Welt doch ist.

Wars ein originaler Tesla?

Als wir recherchieren, was aus dem Start-up geworden ist, das 2018 noch den Produktionsstart 2019 und Preise ab rund 30'000 Franken verkündet hatte, stossen wir auf Branchengerüchte: War der einzige real an einer Autoshow gezeigte Youxia X möglicherweise ein echtes, nur umgebautes Tesla Model S? Manche Journalisten vermuten das, denn dicht an den X ran durfte niemand.

Das wäre ähnlich absurd wie der von Nordkorea eingekaufte Mercedes, den man als Eigenprodukt zeigte. Warum also? Den Gerüchten zufolge reichte das Geld bei Youxia nicht für den Prototyp – aber um die Investoren zu locken, musste ein Showcar her. Kauf und Demontage des Model S räumt Youxia ein, nicht einen Umbau. Inzwischen ists still um Youxia geworden. Und dürfte es bleiben.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?