Vom Baby-Bugatti bis zur 007-Miniatur
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So fahren sich die Little Cars:Vom Baby-Bugatti bis zur 007-Miniatur

Gefahren: Aston Martin DB5, Ferrari Testa Rossa und Bugatti Type 35
Fahrbare Kult-Klassiker im Mini-Format

Eine fahrbare Mini-Version des James-Bond-Aston-Martin oder ein Baby-Bugatti? Das gibts. Die britische Firma The Little Car Company baut detailgetreue Mini-Klassiker der Autogeschichte. Wir haben sie probegefahren.
Publiziert: 07.05.2023 um 09:31 Uhr
Kim Hüppin

Als hätte jemand Auto-Klassiker der vergangenen Jahre geschrumpft, stehen die Mini-Exemplare aufgereiht nebeneinander. Einer schnuckeliger als der andere. Die Rede ist von den Junior-Autos der britischen Little Car Company. Das Unternehmen hat sich auf originalgetreue Mini-Replika von klassischen Oldtimern bekannter Automarken spezialisiert.

Seit diesem Jahr werden sie erstmals zusätzlich zum Produktionsstandort England auch in der Schweiz angeboten – von der Schmohl Exclusive Cars AG. Der renommierte Anbieter von Luxusautos mit Standorten in Zürich-Glattpark, Kemptthal ZH und Weinfelden TG organisiert anlässlich der Schweizer Markteinführung einen Fahrevent in der Autobau Erlebniswelt in Romanshorn TG. SonntagsBlick nutzt die Gelegenheit und nimmt die kleinen Klassiker bei Testfahrten genauer unter die Lupe.

Limitiert und luxuriös

In der Schweiz habe alles im Jahr 2019 angefangen, erläutert Duncan Grey, CEO der Little Car Company. Zum 110. Geburtstag der Marke Bugatti erhielt Grey den Auftrag, einen fahrbaren Nachfolger des 1926 Type 35 Bugatti Babys im Kleinformat zu kreieren. Akribisch genau baute er in der Folge einen Bugatti Baby II, ungefähr im Massstab 1:2. Pünktlich zum Bugatti-Jubiläum am Genfer Autosalon vor vier Jahren feierte das neue Baby Premiere – und das Publikum war begeistert. Viele Interessenten, auch exklusive Autohersteller, meldeten sich darauf bei Grey.

Die Mini-Version von James Bonds Aston Martin DB5 von 1963 neben seinem Original-Vorbild.
Foto: Kim Hüppin
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Seither entstehen in enger Zusammenarbeit mit den Autoherstellern offiziell lizenzierte Mini-Kopien. Jedes der Modelle wird mit grosser Liebe zum Detail gefertigt. Beim Bugatti Baby II äussert sich die durch einen vom Chiron inspirierten Hochgeschwindigkeitsschlüssel. Mit 13,5 elektrischen PS (10 kW) und einer Höchstgeschwindigkeit von 68 km/h gibts den elektrischen Baby-Bugatti in einer limitierten Auflage von 500 Stück.

Erlebniswelt Autobau in Romanshorn

Die 2009 eröffnete Erlebniswelt Autobau in Romanshorn TG ist ein Automuseum der etwas anderen Art. Nebst rund 120 ausgestellten Rennwagen und klassischen Oldtimern – alle im Besitz des früheren Schweizer Rennfahrers Fredy Lienhard (75) – ist die Erlebniswelt Autobau auch eine Eventlocation mit Catering- oder Restaurationsbetrieb. Dabei sind die Autos Teil der Events. Während der Sommersaison werden sie regelmässig auf die Piste gerollt und dem Publikum zugänglich gemacht.
Weitere Infos: www.autobau.ch

Die 2009 eröffnete Erlebniswelt Autobau in Romanshorn TG ist ein Automuseum der etwas anderen Art. Nebst rund 120 ausgestellten Rennwagen und klassischen Oldtimern – alle im Besitz des früheren Schweizer Rennfahrers Fredy Lienhard (75) – ist die Erlebniswelt Autobau auch eine Eventlocation mit Catering- oder Restaurationsbetrieb. Dabei sind die Autos Teil der Events. Während der Sommersaison werden sie regelmässig auf die Piste gerollt und dem Publikum zugänglich gemacht.
Weitere Infos: www.autobau.ch

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Nicht minder exklusiv ist der auf 299 Stück limitierte Mini-Ferrari 250 Testa Rossa – notabene der einzige Ferrari, der je ausserhalb Italiens gebaut wurde. Dafür forderte Ferrari von der Little Car Company, dass der rote Renner das schnellste unter den Junior-Autos sein muss. Dank 16 PS/12 kW-E-Motor schafft der dem legendären 250 Testa Rossa von 1957 nachgebaute Little-Car eine beachtliche Spitze von 80 km/h.

Da ist der kleine Aston Martin DB5 bescheidener. Mit 6,8 PS/5 kW und einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h bietet er die geringste Leistung aller bisheriger Mini-Modelle. Dafür wartet er in der «No Time To Die»-Ausführung mit einer Reihe spassiger Gadgets auf: Von einer funktionierenden Nebelmaschine, über ein austauschbares Nummernschild bis hin zu kleinen Maschinengewehren, die auf Knopfdruck aus den Frontlichtern ausfahren. Ganz nach dem Vorbild von James Bonds Aston Martin von 1963. Und wie das Vorbild ist auch der kleine Nachbau auf 1059 Stück limitiert.

Schnell und spassig

Doch wie fahren sich die Little-Cars? Ich bin zwar nur 1,60 Meter gross, aber dennoch gespannt, ob sie auch ein Spielzeug für Erwachsene sind oder sich nur Kinder am Lenkrad der Junior-Cabrios wohlfühlen? Zum bequemeren Einstieg kann ich wie in der F1 das Lenkrad abnehmen. Nach Einlegen des Vorwärtsgangs via Schlüsseldrehung ist der kleine Testa Rossa fahrbereit – kinderleicht. Und wer bis dahin nicht schon ein Lächeln im Gesicht hat, strahlt spätestens beim Drücken aufs Gaspedal über beide Ohren. Mit dem Fahrtwind in den Haaren fege ich im Mini-Ferrari rassig über den Rundkurs der Autobau Erlebniswelt.

Interessant: Jeder der Mini-Cars fährt sich anders. Beim Ferrari scheint die Beschleunigung kein Ende zu nehmen. Da kommen tatsächlich Sportwagengefühle auf – und manch reicher Junior dürfte mit der Leistung überfordert sein. Das leichte Ruckeln beim Bugatti unterstreicht das nostalgische Fahrgefühl und lässt so meine Lenkarbeit authentischer wirken. Und begleitet vom typischen James-Bond-Sound mache ich mich im kleinen Aston Martin in einer Nebelwolke aus dem Staub. Die unterschiedlichen Fahreindrücke der kleinen Klassiker sind einzigartig – und die Position am Lenkrad ist, zumindest, wenn man kein Sitzriese ist, gar nicht mal so unbequem.

Alle Junior-Autos sind mit einem Elektromotor und einem ausgeklügelten Bremssystem inklusive Rekuperation ausgestattet. Sie sind leise, umweltfreundlich und besitzen funktionierende Scheinwerfer und Rücklichter. Dank bis zu drei Akkus liegen Reichweiten zwischen 30 und 90 Kilometer drin. Genug, um zu Hause durch den privaten Park zu düsen. Denn eine offizielle Strassenzulassung haben die kleinen Elektroboliden nicht und dürfen deshalb nur auf Privatareal gefahren werden.

Klein und kostspielig

Die Mini-Modelle werden in Bicester Heritage in England von Hand mit Originalmaterialien gefertigt. Das Ziel der Little Car Company: Klassiker der Automobilgeschichte in Ehren halten und neue Elektrotechnologie mit traditionellem Design kombinieren. «Wir wollen damit allen Generationen die Freude am elektrischen Autofahren näherbringen», sagt Duncan Grey. Kein Wunder, sind die Little-Cars nicht ganz günstig.

Doch jene Kunden, die bereits ein Original besitzen, dürften auch Verkaufspreise jenseits von 50'000 Franken für die kleineren Kopien kaum schockieren. Die Mini-Klassiker sind halt kleine Spielzeuge für grosses Geld. Und das Geschäft scheint zu florieren. So kündigt Grey für diesen Sommer bereits ein weiteres Modell an. Nach welchem Vorbild will er allerdings noch nicht verraten.

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