Welche Marke überlebt die Mega-Fusion mit Peugeot-Citroën?
Das passiert mit Fiat, Chrysler, Maserati und Co.

Diese Woche stimmten die Aktionäre der Mega-Fusion der Autobauer Peugeot/Citroën/Opel (PSA) und Fiat-Chrysler (FCA) zu. 14 Marken sind neu unter dem Dach von Stellantis vereint – nicht alle werden die Fusion überleben. BLICK über die Zukunft der FCA-Marken!
Publiziert: 21.01.2021 um 04:00 Uhr
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Aktualisiert: 22.01.2021 um 16:47 Uhr
Andreas Engel

Abarth

Eines muss man Fiat lassen: Trotz aller Misswirtschaft der letzten Jahre hat es der Turiner Autobauer geschafft, jede Menge traditionsreiche Namen unter seinem Dach zu vereinen. Etwa Abarth: 1971 übernommen, klebt das Logo mit dem Skorpion heute zumeist an sportlichen Derivaten der 500er-Reihe. Doch die Stückzahlen sind bescheiden, röhrende Rumpelkisten im grossen Elektroboom immer weniger gefragt. Oder kommt bald ein Abarth 500e als dynamische Ergänzung zum Elektro-Cinquecento? Passen würds irgendwie.

Überlebenschance: 50%

Alfa Romeo

Fiats Visionär und Vordenker Sergio Marchionne (1952–2018) wollte neben Maserati auch Alfa Romeo zur Cashcow im Konzern umbauen. Doch weder Oberklasse-Modelle noch Autos unterhalb des Duos Giulia und Stelvio sind gekommen, stattdessen wurden die hochgesteckten Absatzziele Jahr für Jahr nach hinten verschoben – 2019 liefen keine 100'000 Alfas vom Band. Nun ist für Herbst 2021 immerhin das SUV-Coupé Tonale mit Plug-in-Technik auf Jeep-Renegade-Basis angekündigt worden. Und: Alfa könnte die PSA-Schwäche im Edel-Segment ausgleichen.

Überlebenschance: 50%

Chrysler

Einst zählte Chrysler zu den «Big Three» der Detroiter Autobauer – neben General Motors und Ford. Heute ist der von Fiat 2014 komplett geschluckte Konzern nur noch ein Schatten seiner selbst: So gut wie keine Innovationen und kaum neue Modelle in den letzten Jahren führten zu Stückzahlen, die fast nicht der Rede wert sind: 2018, als letztmals sondierte Zahlen von Fiat veröffentlicht wurden, verkaufte Chrysler noch 200'000 Fahrzeuge! Obwohl man bei FCA in Kooperation mit Google als einziger an autonomen Autos arbeitet: Ohne ein Autowunder ist der einstige Top-Player wohl nicht mehr zu retten.

Überlebenschance: 20%

Dodge

Einst bediente die 1914 gegründete US-Marke Dodge die amerikanische Mittelklasse mit prachtvollen Limousinen und bösen Pony-Cars. Doch nach der Ölkrise brach der Absatz weg und Dodge begann, auch Modelle der Marke Chrysler zu vertreiben. Nach der Übernahme von Fiat wurde Dodge neu positioniert und die Marken Ram (Pick-ups) und Viper (Sportwagen) erfolgreich ausgegliedert. Dodge selber hat sich in den letzten Jahren auf sogenannte Performance Cars wie Challenger und Charger spezialisiert. Ob das fürs Überleben reicht?

Überlebenschance: 30%

Fiat

Die heute hinter Jeep nur noch zweitstärkste (!) Marke im FCA-Konzern war einst der Stolz der italienischen Industrie. Doch fehlende Investitionen in neue Technologien und das Streichen von Modellen ohne Nachfolger (z. B. Punto) haben tiefe Spuren im Fiat-Konzern hinterlassen – die Absatzzahlen sinken abgesehen vom Cinquecento seit Jahren. Immerhin stehen nun der rein elektrische 500e und einige hybridisierte Modelle in den Startlöchern. Die FCA-Stammmarke dürfte vorerst kaum aufgegeben werden.

Überlebenschance: 80%

Jeep

Die traditionsreiche Offroadmarke ist der grösste Trumpf in den Händen des Fiat-Chrysler-Konzerns. Nicht nur in Europa, sondern auch in Brasilien und dem wichtigen China-Markt fährt Jeep Erfolge ein und finanziert den Rest des Konzerns mit. Und die Marke hat ausserdem etwas, das dem PSA-Konzern fehlt: eine starke Präsenz in Nordamerika. Mit der Lancierung verbrauchsgünstiger Plug-in-Hybrid-Modelle wie Renegade und Compass ist zudem der Weg in die Zukunft geebnet.

Überlebenschance: 100%

Lancia

Früher war Lancia eine Marke des gehobenen Mittelstands, doch die Zeiten sind lange vorbei: Heute wird einzig der Kleinwagen Y weiterverkauft – und das auch nur in Italien. Da er sich dort aber (dank grosser Rabatte) wie geschnitten Brot verkauft (und besser als alle Alfas in Europa zusammen!), hat er letztes Jahr sogar eine 48-Volt-Mildhybridisierung samt neuem Antriebsstrang erhalten. Ob das allerdings zum Überleben der einst ruhmreichen Marke ausreicht? Spätestens wenn der bisherige 500er, auf dem er basiert, ausläuft, dürfte fertig mit Lancia sein.

Überlebenschance: 10%

Maserati

Die Sorgenfalten der Fans sind vor der PSA-Fusion gewaltig gewachsen: Wird Maserati als eigenständige AG nach dem Mega-Zusammenschluss verkauft und zu schnellem Geld gemacht? Ganz auszuschliessen ist es nicht, aber es gibt gute Gründe, die dagegen sprechen: Bei der Vorstellung des neuen Supersportlers MC20 im Herbst 2020 wird ein Dreijahres-Plan enthüllt, der 13 neue Maserati-Modelle bis 2024 vorsieht – darunter der Kompakt-SUV Grecale und reine Elektro-Versionen von GranTurismo und GranCabrio!

Überlebenschance: 70%

Ram

Ram ist eine wahre Cashcow im FCA-Portfolio und war 2019 gar die wachstumsstärkste Marke des Konzerns. Kein Wunder: Die bulligen Pick-ups mit dem Widder im Logo verkaufen sich auf dem US-Heimatmarkt weiterhin hervorragend – nur plötzlich auftretendes Umweltbewusstsein bei breiten Teilen der amerikanischen Pickup-Fans könnte diesen Erfolg gefährden. Doch danach sieht es auch unter einem Präsident Biden erst einmal nicht aus.

Überlebenschance: 90%

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