Nachgefragt bei Carlos Ghosn, Konzernchef Renault-Nissan
«Es macht Spass, Erster zu sein!»

SonntagsBlick traf am Genfer Autosalon den Chef des Renault-Nissan-Konzern, Carlos Ghosn, und unterhielt sich mit ihm über die aktuellen Herausforderungen der Branche.
Publiziert: 13.03.2017 um 11:06 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 10:15 Uhr
Andreas Engel

Herr Ghosn, sind politische Veränderungen wie bei den US-Wahlen gefährlich für die Autobranche?
Für uns ist die Wahl Donald Trumps weder eine gute noch eine schlechte Nachricht. Jede Veränderung bringt auch neue Möglichkeiten – es kommt nur darauf an, was man daraus macht. Erst müssen wir jetzt mal die Entwicklung auf dem US-Markt abwarten. Niemand weiss, welche Entscheidungen dort letztlich getroffen werden. Doch egal was passiert, wir werden nichts an unserer Elektrostrategie für unsere Marken ändern.

Und beim Brexit?
In Grossbritannien ist die Situation ähnlich. Wenn dadurch unser Geschäft leidet, werden natürlich auch unsere Investitionen zurückgehen. Dass man auch gestärkt aus einer Krise herausgehen kann, zeigt der russische Markt: Dieser hat sich in den letzten Jahren massiv verkleinert und wir als einer der Hauptplayer stehen immer noch gut da. Solche Situationen sind immer auch eine Chance – nur, wenn man als Unternehmen nicht reagiert, wird es gefährlich.

Gehen durch technische Neuerungen wie autonome Autos Jobs verloren?
Im Gegenteil! Meine Mitarbeiter würden gerne immer mehr Personal anstellen. Zum Beispiel Softwareentwickler oder Ingenieure, um neue Technologien umzusetzen. Wie die Situation in fünf oder zehn Jahren aussieht, weiss ich heute aber auch noch nicht.

Carlos Ghosn – hier 2011 im Nissan Pivo3 Conceptcar – ist Konzernchef von Renault-Nissan und leitet nach der Übernahme von Mitsubishi den viertgrössten Auto-Konzern der Welt.
Foto: Werk

Hat der Diesel noch eine Zukunft?
Wir stellen fest, dass der Anteil an Dieselfahrzeugen in Europa zurückgeht – besonders bei den Klein- und Kompaktautos. Für diese Segmente hat der Diesel meiner Ansicht nach keine Zukunft.

Zum Kerngeschäft des Renault-Nissan-Konzern gehören Crossover wie der neue Renault Captur (im Bild) oder der Nissan Qashqai.
Foto: Werk

Das Premium-Segment ist mit Audi, BMW und Mercedes stark besetzt. Hat Nissan-Edelableger Infiniti dort überhaupt eine Chance?
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Infiniti weiter wächst. Mit den Kompaktmodellen Q30 und QX30 sind wir mittlerweile auch für Europa gut aufgestellt. Auf lange Sicht entscheidend sind die Produkte und ein gut ausgebautes Händlernetz. Unser Vorteil gegenüber den deutschen Herstellern ist, dass Premium ihr Kerngeschäft ist. Für uns ist es dagegen nur eine Möglichkeit, weiter zu wachsen.

Mit der Übernahme von Mitsubishi ist Renault-Nissan zum viertgrössten Autohersteller der Welt gewachsen. Streben Sie die Nummer 1 an?
Es ist nicht unser Ziel, grösster Hersteller der Welt zu werden. Für die Geschäftszahlen spielt es keine Rolle, ob man die Nummer 1 ist. Aber klar: Jeder will Erster sein und es macht Spass, Erster zu sein! Es ist eine Motivation für alle Mitarbeiter.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?