70 Jahre Subaru Automobile
Vom Fliegen zum Fahren

Aus dem führenden japanischen Flugzeughersteller Nakajima Aircraft entwickelt sich nach dem Zweiten Weltkrieg der Tech-Konzern Fuji Heavy Industries – und mit ihm 1953 die neue Autosparte Subaru. Zum 70. Geburtstag tauchen wir in die Geschichte des 4x4-Pioniers ein.
Publiziert: 01.08.2023 um 11:22 Uhr
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Aktualisiert: 10.08.2023 um 09:34 Uhr
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Raoul SchwinnenRedaktor Auto & Mobilität

Subaru feiert dieses Jahr seinen 70. Geburtstag. Doch eigentlich reicht die Geschichte des japanischen Allradpioniers viel weiter zurück – ins Jahr 1917. Damals wurde nördlich von Tokio in Gunma das Aircraft Research Laboratory gegründet. Ein Forschungslabor, aus dem sich bald der führende Flugzeughersteller Nakajima Aircraft entwickelt, der die japanische Luftwaffe mit Motoren und Flugzeugen beliefert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1950 das Nachfolgeunternehmen Fuji Sangyo in zwölf kleine Firmen aufgeteilt. Fünf davon werden 1953 unter dem Dach der Fuji Heavy Industries vereint, darunter auch die neue Autosparte Subaru.

Subaru 360

Der Subaru 360 wurde von 1958 bis 1970 produziert.

Nach einem ersten Prototyp mit selbsttragender Karosserie, dem Subaru P-1 (oder 1500), der jedoch nie in Serie geht, konzentriert sich Subaru ab 1958 auf Kleinwagen und lanciert den 360 – Japans erstes Volksauto. Mit dem 360 steigt Subaru in die Grossserienproduktion ein. Bis 1970 entstehen insgesamt knapp 400'000 Exemplare.

Der Norweger Petter Solberg gewann vor 20 Jahren den Rallye-WM-Titel mit Subaru.

Subaru 1000

Erster japanischer PW mit Frontantrieb und Boxermotor.
Foto: ZVG.

1966 baut Subaru den ersten japanischen PW mit Boxermotor und Frontantrieb. Und mit der Gründung der Subaru of America Inc. beginnt zwei Jahre später der Export in die USA, dem für Subaru bis heute wichtigsten Absatzmarkt und Produktionsstandort. Die 1970er-Jahre formen die Marke Subaru in ihrer modernen Ausprägung. Sie steigt zur grössten Allrad-PW-Marke der Welt auf und treibt mit dem Markteintritt in Europa den internationalen Wachstumskurs voran.

Subaru 1600 4WD Station Wagon

Der blutjunge Bernhard Russi 1979 als frisch gebackener Subaru-Botschafter im Subaru 1600 4WD.

Der im September 1972 eingeführte Subaru Leone 4WD Station Wagon mit 1,4-Liter-Boxermotor läutet als erster allradgetriebener Grossserien-PW der Welt eine neue Antriebs-Ära ein. In der Schweiz startet Subaru 1979 mit der zweiten Leone-Generation. Die Emil Frey Gruppe übernimmt den Subaru-Import und setzt mit dem populären Abfahrtsweltmeister und Olympiasieger Bernhard Russi (74) auf einen glaubhaften Markenbotschafter.

In einem dreiminütigen TV-Spot versucht Russi vor 44 Jahren, Frau und Herr Schweizer von den Vorzügen seines Subaru 1600 4WD zu überzeugen. Das biedere «Truckli» aus Japan entspricht vielleicht nicht gerade dem bei uns vorherrschenden automobilen Schönheitsideal. Dafür ist es robust, praktisch und preisgünstig. Und dank grosser Bodenfreiheit und zuschaltbarem Allradantrieb bleibt der Allradler weder auf Schnee noch auf Waldwegen oder nassen Wiesen stecken. Russis Botschaft kommt an. Schon 1981 ist der Subaru 1600 4WD der meistverkaufte Kombi in unserem Land.

Subaru Justy

Der kleine Subaru Justy wurde fast drei Jahrzehnte lang zwischen 1984 und 2011 gebaut.
Foto: Zvg

Keiner zu klein, ein Allradler zu sein. Das gilt lange für den Subaru Justy. Im Sommer 1984 kommt der erste Justy, damals noch als Subaru-Eigenentwicklung, auf den Markt. Mit manuell zuschaltbarem 4x4, 17 Zentimeter Bodenfreiheit und mit 50 bis 73 PS starken 3-Zylindermotörchen. Im Herbst 1995 startet der Justy II – jetzt mit permanenten 4x4. Als Drei- und Fünftürer basiert er aus Kostengründen freilich auf dem Suzuki Swift. Und auch die nächste Justy-Generation ist ein Suzuki-Gemeinschaftswerk. 2007 startet die letzte Generation, jetzt als Kopie des Daihatsu Sirion und mit dessen Frontantrieb. Obwohl es bei uns noch eine Sonderversion mit 4x4 gibt, kann der Justy nicht mehr an seine früheren Erfolge anschliessen. Und so kommt 2011 das Ende 4x4-Zwergs.

Subaru SVX

Das Design des eleganten Subaru SVX stammt von Stardesigner Giugiaro.

Subaru kann auch elegant, nur wird dies vom Publikum nicht goutiert. Obwohl die Karosserie des 1991 startenden SVX aus der Feder von Stardesigner Giugiaro stammt, wird das rundliche Coupé mit den auffälligen, zweigeteilten Seitenscheiben nicht zum Verkaufsschlager. Statt wie erwartet 10’000 Stück verkauft Subaru in Amerika im ersten Jahr vom SVX mit dem 230 PS starken 3,3-Liter-Boxer-Sechszylinder nur 5180 Exemplare. Und als auf dem wichtigsten Markt der Absatz Ende 1997 gar auf 640 Stück zurückgeht, stellt Subaru die Produktion bereits wieder ein. In acht Jahren wurden weltweit gerade mal 25’000 SVX verkauft, knapp 2500 davon nach Europa.

Subaru Impreza

Der Norweger Petter Solberg gewann 2003 die Rallye-Weltmeisterschaft für Subaru – hier mit dem Impreza WRC04 bei der Japan-Rallye 2004.

Mit der Lancierung des Impreza 1992 wurde Subaru sportlich. Zwar versuchten sich die Japaner schon zuvor mit dem grösseren Legacy in der Rallye-Weltmeisterschaft. Doch richtig erfolgreich wurde Subaru erst mit dem vor 31 Jahren lancierten Impreza. Im legendär blauen Impreza 555 gewann Colin McRae (1968–2007) 1995 als erster Subaru-Pilot den Rallye-Weltmeistertitel. Zudem gewannen die Japaner von 1995 bis 1997 die Rallye-Konstrukteuren-WM. Auch die zweite Impreza-Generation war sportlich erfolgreich. Richard Burns (1971–2005) wurde damit 2001, Petter Solberg (48) zwei Jahre später Rallye-Weltmeister. Danach zog sich Subaru aus dem Rennsport zurück. Den Impreza gibts aber heute noch – inzwischen in der fünften Generation als brave Kompakt-Limousine, aber selbstverständlich weiterhin mit 4x4 ab 25’450 Franken.

Subaru Solterra

Mit dem rein elektrischen und seit 2022 erhältlichen Solterra startet Subaru ins Elektro-Zeitalter.
Foto: Zvg

Mit dem neuen, im letzten Jahr lancierten Solterra beginnt jetzt auch bei Subaru das Elektro-Zeitalter. Die Bezeichnung Solterra setzt sich aus den lateinischen Begriffen Sol (Sonne) und Terra (Erde) zusammen. Damit will Subaru vermutlich auf die bessere Umweltbilanz eines Elektroantriebs hinweisen. Entwickelt wurde der erste Subaru-Stromer in enger Kooperation mit Toyota. Während Toyota fürs Antriebsmodul verantwortlich war, brachte Subaru seine Allradkompetenz ins Gemeinschaftsprojekt ein. Zwei je 109 PS (80 kW) starke E-Maschinen an jeder Achse sorgen beim Elektro-Crossover für 4x4 und eine Systemleistung von 218 PS und 336 Nm. Die Reichweite liegt je nach Ausstattung zwischen 410 und 450 Kilometern, die Preise starten ab 55’900 Franken. Möglich, dass bald schon eine sportliche STI-Version mit mehr Power folgen wird.

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