Exklusiv: Porsche 550 Spyder am GP Suisse in Bern
James Dean für einen Tag

Einmal im Leben: BLICK wagt sich im millionenteuren Porsche 550 Spyder am letzten Sonntag gemeinsam mit 350 anderen Rennoldies ans Memorial-Rennen GP Bern.
Publiziert: 29.08.2018 um 17:37 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:25 Uhr
Timothy Pfannkuchen

Mir schwirrt der Kopf. «Erster Gang runterdrücken, links vorne», sagt Traugott. «Zweiter auch vorne, ohne Drücken, aber ganz links – sonst landest du im Vierten, und unter 3000 Touren geht nix», fügt Neel an. Wie bitte? Traugott Brecht ist vom Porsche-Museum. Neel Jani ist LeMans-Sieger. Ich bin von der Rolle: Gleich fahre ich nach Neels Renneinsatz ebenfalls den Porsche 550 Spyder von 1957. Zum ersten Mal. Und das ausgerechnet gleich an einem legendären Oldierennen, dem GP-Bern-Memorial (siehe Kasten unten). Hilfe!

Millionen-Oldie in Rennlaune: Der Porsche 550 Spyder am GP-Bern-Memorial.
Foto: zVg
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Der 550 begründete Porsches Ruf

Dieser 550 ist einer von nur 90 gebauten. Eine Legende. Das Auto, in dem Filmlegende und Hobbyrennfahrer James Dean 1955 (unverschuldet) starb. Das die Panamericana gewann oder einen Klassensieg in Le Mans. Das Porsches Sport-Ruf erst begründete. Was kostet der denn? «Ach, ein paar Millionen», sagt Traugott ganz beiläufig (jüngst wurde ein 550 für 5,8 Millionen Franken verkauft). Ich beginne zu schwitzen. Gleich gehts los.

Vorne lassen sie schon die Motoren an, ich kämpfe mit meiner Brille unterm Helm. Die anderen fahren los. Ich fluche los: Wo war gleich welcher Gang? Stottern, abwürgen, Neustart. Gottlob, er läuft wieder.

Aufholjagd im Millionen-Klassiker

Einst holte der 550 Spyder Pokal um Pokal, ich sehe in der ersten Kurve schon das Feld nicht mehr. Das Publikum feuert mich Nachzügler kräftig an, aber prompt verschalte ich mich. Der 550 spuckt und spotzt, knallt und ruckelt. Peinlich. Na endlich: Ab 3000 Touren schnattert der 1,5 Liter kleine Vierzylinder-Boxer wie ein verrückt gewordener Käfer, bei gut 5000/min ist er im Rennelement. «Nur» 110 PS, aber auch nur 590 Kilo. In zehn Sekunden auf 100 Sachen – das war damals eine Ansage! Spitze 220 km/h. Der Spyder röhrt (siehe Video) und saust.

Ein echter Rennwagen von einst

Bald werden der super ausbalancierte Mittelmotor-Flitzer und ich Kumpels. Ich grinse selig, während Wiesen und Höfe an mir vorbeiflitzen. Welch ein exklusives Erlebnis. Ein Sahnestück von einem Oldtimer. Wahnsinn! Übrigens: Am GP Bern gilt aus Sicherheitsgründen ein 100-km/h-Limit. Aber dass die Polizei echt an der gesperrten Strecke lasert? Schade.

«Merci vielmals!» der Zuschauer

Die Lenkung luftig, die Bremsen lau – wie bloss haben die damit einst Rennen gewonnen? Aber der 550 Spyder schiebt nur manchmal leicht über die Vorderpneus, und gegen Ende der zweiten Runde habe ich das Feld eingeholt. Ha! Sonne, Sound, jetzt relaxe ich. Ich will ja nicht als Timmy Dean enden und winke lieber all den fröhlichen Zuschauern zurück, die gar Schildchen wie «Merci vielmals!» recken. Nach fünf Runden und gut 40 Kilometern zurück ins Fahrerlager. Traugott strahlt. «Mein» Porsche 550 Spyder auch. Und ich erst!

Grand Prix Suisse Berne Memorial

Der Grand Prix Suisse Berne Memorial, unter Oldiefans kurz GP Bern, ist die Neuauflage des Grossen Preises der Schweiz bzw. des Gran Prix Bremgarten. Bis zum wegen des schreckliche Le-Mans-Unfalls (84 Tote) erlassenen Rundstreckenverbot wurde dieser damals grösste Schweizer Sportanlass von 1934 bis 1954 in einer Reihe mit Nürburgring oder Silverstone genannt. Nach 2009 und 2012 wars letzten Sonntag das dritte Revival mit gut 350 klassischen Oldtimern und Töffs – undenkbar ohne Organisator Daniel Geissmann vom Verkehrshaus der Schweiz in Luzern, unzählige engagierte freiwillige Helfern und die Infrastruktur des Shoppingtempels «Westside» (u.a. Fahrerlager). P.S.: Im Bernischen Historischen Museum läuft noch bis 22.4.19 eine Ausstellung zur GP-Bern-Historie!

Der Grand Prix Suisse Berne Memorial, unter Oldiefans kurz GP Bern, ist die Neuauflage des Grossen Preises der Schweiz bzw. des Gran Prix Bremgarten. Bis zum wegen des schreckliche Le-Mans-Unfalls (84 Tote) erlassenen Rundstreckenverbot wurde dieser damals grösste Schweizer Sportanlass von 1934 bis 1954 in einer Reihe mit Nürburgring oder Silverstone genannt. Nach 2009 und 2012 wars letzten Sonntag das dritte Revival mit gut 350 klassischen Oldtimern und Töffs – undenkbar ohne Organisator Daniel Geissmann vom Verkehrshaus der Schweiz in Luzern, unzählige engagierte freiwillige Helfern und die Infrastruktur des Shoppingtempels «Westside» (u.a. Fahrerlager). P.S.: Im Bernischen Historischen Museum läuft noch bis 22.4.19 eine Ausstellung zur GP-Bern-Historie!

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