Fahrbericht Alfa 159
Ganz schön, ganz schnell

«Mittelklasselimousine» wäre untertrieben: Der Alfa 159 ist der neue Herzensbrecher seiner Liga. Ein atemberaubender Eroberer – fast ohne Macho-Allüren.
Publiziert: 12.12.2005 um 10:15 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2019 um 16:51 Uhr
Timothy Pfannkuchen

So einfach kann automobiler Fortschritt sein. Anders als erwartet entkomme ich ohne Rangieren der engen Tiefgarage der SonntagsBlick-Autoredaktion. Trotz 22 Zentimeter Längenzuwachs gegenüber dem Vorgänger 156 beträgt der Wendekreis des 159 vernünftige 11,1 Meter. Keineswegs Alfa-typisch – der 44 Zentimeter kürzere 147 braucht 11,5 Meter! Aber natürlich liegt der Charme des 159 ganz woanders. Man muss kein Alfista sein, um seinem Augenaufschlag zu erliegen. So betörend hübsche Mittelklassewagen können nur Italiener erdenken.

Technische Daten

STECKBRIEF
Alfa Romeo 159 2.2 JTS
MOTOR/ANTRIEB: R4-Benziner, 2198 ccm, 185 PS, Drehmoment 230 Nm bei 4500/min. Frontantrieb, 6-Gang-Getriebe.
FAHRLEISTUNGEN: 0 bis 100 km/h in 8,8 s, Spitze 222 km/h.
MASSE/GEWICHT: Länge 4,66 m, Breite 1,83 m, Höhe 1,42 m. Gewicht 1668 kg, Kofferraum 405 l.
TESTVERBRAUCH: 11,1 l/100 km, Energie-Effizienz D.
SERIENAUSSTATTUNG: 7 Airbags, ESP, Klimaautomatik, Chipkarte statt Tür- bzw. Zündschlüssel, Alufelgen, CD-Radio, 3-Jahre- oder 100´000 km-Gratisservice u. a.
PREIS: ab 46´500 Franken.
Alfa Romeo 159 2.2 JTS
MOTOR/ANTRIEB: R4-Benziner, 2198 ccm, 185 PS, Drehmoment 230 Nm bei 4500/min. Frontantrieb, 6-Gang-Getriebe.
FAHRLEISTUNGEN: 0 bis 100 km/h in 8,8 s, Spitze 222 km/h.
MASSE/GEWICHT: Länge 4,66 m, Breite 1,83 m, Höhe 1,42 m. Gewicht 1668 kg, Kofferraum 405 l.
TESTVERBRAUCH: 11,1 l/100 km, Energie-Effizienz D.
SERIENAUSSTATTUNG: 7 Airbags, ESP, Klimaautomatik, Chipkarte statt Tür- bzw. Zündschlüssel, Alufelgen, CD-Radio, 3-Jahre- oder 100´000 km-Gratisservice u. a.
PREIS: ab 46´500 Franken.
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Schön, dass im Inneren des 159 ebenfalls Ästhetik herrscht. Die Instrumentensammlung in der Aluminium-beplankten Mittelkonsole ist vom Feinsten, das Ambiente lässig elegant wie in einer Mailänder Szenebar. Die Alfa-Tradition betonen zwei Eigentümlichkeiten: die Fahrerposition, bei der man eher auf dem Sitz thront als darin sitzt; und der knappe Fond, in dem der Beinraum je nach Grösse der vorderen Insassen zwischen noch gut und menschenunwürdig schwankt.
 

Und was ist mit dem von Alfa-Boss Karl-Heinz Kalbfell erhobenen Anspruch, qualitativ mit deutschen Nobelhobeln der Sorte 3er-BMW gleichzuziehen? Die Türen fallen mit teutonisch sattem «Plopp» ins Schloss, die Verarbeitung ist besser als je zuvor. Nur im Detail steckt sie noch, die südländisch unbekümmerte Auffassung des Themas Perfektion: Im Testwagen wackelte der Fahrersitz. Doch Allüren, welche die berühmte Marke oft zu einer berüchtigten gemacht hatten, fehlen – und der Drei-Jahre- bzw. 100 000 km-Gratisservice zeugt von Selbstbewusstsein.

Ein Prachtstück ist der Direkteinspritzer-Benzinmotor des Testwagens 2.2 JTS. Nein, kein Durchzugswunder, kein Leisetreter, kein Kostverächter (im Test 11,1 l / 100 km). Aber: Ja, so wunderbar rauchig muss ein «Cuore sportivo» (Sportlerherz) klingen, so gierig in der Gasannahme und nach Drehzahlen sein. Passend zu den 185 Pferden bietet das Fahrwerk leichtfüssige Dynamik und ordentlichen Komfort. Einziges Manko sind Frontantriebseinflüsse in der sonst schön exakten Lenkung. Den Fahrspass trübt das aber kaum, zumal im 159 endlich auch ein knackiges 6-Gang-Getriebe steckt.

FAZIT Der 159 ist ein echter Romeo voller Leidenschaft – ohne wie früher Leidensbereitschaft zu fordern: Schönheit und Fahrspass (fast) ohne Zicken zum fairen Preis.

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