Ford GT 40 trifft Ford GT
Zeitreise im Backofen

Publiziert: 18.07.2006 um 07:56 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2018 um 17:19 Uhr
Von Raoul Schwinnen
Vor 40 Jahren gelang Ford mit dem GT40 ein epochaler Dreifachsieg gegen Ferrari. AutoBlick begab sich auf Spurensuche – mit einem Original-GT von damals und einem aus dem Modelljahr 2006.

Im Grunde verdankt der Ford GT40 seine Existenz einem Anfall von verletzer Eitelkeit. 1963 hatte Henry Ford II. schwer daran zu kauen, dass Enzo Ferrari die Verhandlungen über einen Verkauf seiner Sportwagenschmiede kurz vor der Vertragsunterzeichnung hatte platzen lassen. Um es dem störrischen Patriarchen von Maranello (I) heimzuzahlen, gab der Enkel des Firmengründers Henry Ford I. den Bau des GT40 in Auftrag. Hauptziel der Unternehmung war es, Ferrari beim wichtigsten Rennen der Welt zu demütigen – den legendären 24 Stunden von Le Mans (F). Die Rechnung ging auf – und wie! 1966 schafften die Piloten des Ford GT40 nach harzigem Start einen sensationellen Dreifach-Sieg!

40 Jahre später kehre ich an den Ort des historischen Geschehens zurück. Und zwar standesgemäss motorisiert: Erst am Steuer eines Ford GT40 MkIII aus dem Jahr 1967, dann im neuen Ford GT, Jahrgang 2006. Die GT40-Rennwagen aus den Sechzigern wirkten trotz ihrer flachen Bauweise bullig und grobschlächtig (die «40» in der Modellbezeichnung steht für die Höhe: 40 Zoll, also knapp 1,02 Meter). Im Heck des Blech-Monocoques arbeitete ein fetter V8 mit bis zu sieben Liter Hubraum. Später erhielt der GT 40 leichtere 4,7-Liter-V8-Motoren. So auch die Strassenversion MkIII mit verlängertem Heck, die ich fahren durfte.

«Mein» GT 40 ist einer von sieben, die je gebaut wurden, und gehört dem Ford-Museum. Schon beim Einsteigen macht mir der Superrenner Probleme: Selbst mit Verrenkungen bringe ich meine Knie nicht unter den Armaturenträger. Und der Sitz lässt sich natürlich nicht verstellen. Verbogen wie ein Fragezeichen klemme ich schliesslich hinter dem Lenkrad. Die fast 40 Jahre alte Flunder fährt sich dann aber erstaunlich unkompliziert. Der MkIII ist ein gutmütiger Riese mit überraschend leichtgängiger Kupplung. Und man braucht nicht einmal oft zu schalten. Egal, in welchem der fünf Gänge: Es geht immer anständig vorwärts.

Irritierend nur, dass das Auto beim Beschleunigen in eine andere Richtung strebt als beim Bremsen … Am meisten zu schaffen macht mir aber die Hitze. Draussen herrschen gut 30 Grad, im Fahrzeug mindestens das Doppelte – verursacht vom V8 hinter meinem Sitz. Eine Klimaanlage gibts in diesem Backofen natürlich nicht – die einzige Frischluftquelle sind kleine, flach ausstellbare Fenster in der Seitenverglasung. Meine Vorgänger müssen verdammt harte Burschen gewesen sein, immerhin mussten sie mit solchen Autos stundenlang im Renntempo fahren.

Ich bin dann auch nicht ganz unglücklich, als ich endlich in den modernen GT umsteigen darf. Im Vergleich zum Urahn ist der aktuelle GT rund zehn Prozent grösser – länger, breiter, höher – und entsprechend bequemer. Es gibt eine Klimaanlage, Sitz und Lenkrad lassen sich verstellen, die Seitenfenster sind elektrisch absenkbar – praktisch für das französische System von Autobahn-Zahlstationen, wenn man nur nahe genug heranfährt …

Die 101 Exemplare des GT waren im Nu verkauft
Der 500 PS starke V8 des modernen GT entwickelt ein enormes Drehmoment von 678 Nm bei 4500/min, 80 Prozent davon liegen schon bei 2000/min an. In nur 3,9 Sekunden ist Tempo 100 erreicht. Da hätte der historische MkIII keine Chance, nicht einmal mit Jacky Ickx am Steuer. Das knackige 6-Gang-Getriebe des GT verfügt – für Sportwagen eher untypisch – über einen als Overdrive ausgelegten sechsten Gang. Die Spitze von rund 260 km/h erreicht der Zweisitzer im fünften. Am Steuer des zwar steif, aber feinfühlig abgestimmten GT mit seiner präzisen Lenkung und den mächtig zubeissenden Brembo-Bremsen vergeht die Zeit wie im Flug.

Jetzt kann ich auch nachvollziehen, warum das knappe europäische Kontingent von 101 Exemplaren in null Komma nichts ausverkauft war – trotz Stückpreisen von 210000 Franken. All jenen, die leer ausgegangen sind, sei verraten: Es gibt noch einige direkt importierte GT zu kaufen – allerdings kosten die begehrten Boliden (z. B. beim Auto Zentrum West in Abtwil SG oder St. Margrethen SG) mittlerweile gegen 300000 Franken

STECKBRIEF
FORD GT40 MkIII (1967)
Motor: V8, 4736 ccm
Getriebe: manuelle 5-Gang-ZF-Schaltung
Leistung: 306 PS
Spitze: 260 km/h
Wert: ca. 1000000 Franken
FORD GT40 MkIII (1967)
Motor: V8, 4736 ccm
Getriebe: manuelle 5-Gang-ZF-Schaltung
Leistung: 306 PS
Spitze: 260 km/h
Wert: ca. 1000000 Franken
STECKBRIEF
FORD GT
Motor: V8-Kompressor, 5409 ccm
Getriebe: manuelle 6-Gang-Schaltung
Leistung: 550 PS
Spitze: 260 km/h
Preis: ca. 290000 Franken
FORD GT
Motor: V8-Kompressor, 5409 ccm
Getriebe: manuelle 6-Gang-Schaltung
Leistung: 550 PS
Spitze: 260 km/h
Preis: ca. 290000 Franken
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