Cockpit des Nio ES8
Foto: Werk

Neues Elektroauto Nio ES8 schon gefahren
China rollt an!

Während viele Auto-Startups nach grossen Ankündigungen spurlos wieder verschwinden, lässt Nio Taten folgen und schickt den ES8 ins Rennen. BLICK ist den China-Stromer mit Wechsel-Batterie schon gefahren.
Publiziert: 19.12.2018 um 05:28 Uhr
Nio ES8
Foto: Werk
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Wolfgang Gomoll

Ein Elektroauto in 3 Minuten und 27 Sekunden «tanken»? In China ist das mit dem Nio ES8 möglich! Allerdings wird die Batterie nicht in dieser kurzen Zeit geladen, sondern ausgewechselt – so, wie es etwa anfangs auch Renault für seine Stromer plante, aber nicht verwirklichte. Die junge chinesische Automarke hat schon 18 Wechselstationen für Akkus entlang der Autobahn von Peking nach Hongkong gebaut! Das Auto fährt in die kleine Ladegarage, kommt auf die Hebebühne und erhält automatisch einen neuen Akku, der wiederum für 355 Kilometer Fahrt reicht.

Es wird wahr

Bis 2020 sollen in China 1100 solcher Wechselstationen verfügbar sein – alle entlang von Hauptverkehrsadern. In Städten soll der ES8 klassisch via Steckdose geladen werden. Und während andere neue Elektromarken nach ihren grossartigen Ankündigungen und Showauftritten noch immer kein Auto auf der Strasse haben oder gar vor dem Konkurs stehen (z.B. Faraday Future), hat Nio – die Marke hat übrigens auch ein Formel-E-Team – heuer schon 8000 ES8 in China verkauft. Bis Ende Jahr sollens 10'000 Stück werden. BLICK durfte sich schon mal ans Steuer des ES8 setzen.

So fährt er sich

Auf der langen Fahrt zwischen zwei Städten kann der fünf Meter lange SUV sein Potential ausspielen. Das Luftfahrwerk bügelt die meisten Bodenunebenheiten weg, mit schnell aufeinanderfolgenden Querfugen kommt es nicht so gut klar. Auch die direkte Lenkung gibt wenig Rückmeldung. Die Abstimmung soll für Europa aber geändert werden. Nur: Am Gewicht dürfte Nio nicht gross schrauben können. Seine 2,5 Tonnen schieben den ES8 trotz 4x4 zum Kurvenrand; die Reifen jaulen und das ESP bremst uns ein, wenn wir aus der Kurve herausbeschleunigen.

Geräumiger Stromer

Der Stromer hat zwei E-Motoren, je einen pro Achse, mit einer Systemleistung von 460 kW (652 PS). So gehts in 4,4 Sekunden auf Tempo 100, bei 200 km/h ist er abgeriegelt. Nachholbedarf hat Nio bei der Rekuperation: Erstens müssen wir die Stufen mühsam über den Zentral-Touchscreen einstellen, und zweitens ist sie eher schwach. Dafür bietet der ES8 viel Platz. Bei 3,01 Meter Radstand ist vor allem der Fond grosszügig, und auch in der dritten Sitzreihe haben Erwachsene Platz. Für den Fahrer gibts ein Headup-Display und Sprachsteuerung – denn mit Nomi ist eine Art chinesische Alexa an Bord.

Der Nio ES8 kostet in China 448'000 Yuan, was rund 64'000 Franken entspricht. Er soll in zwei Jahren auch nach Europa kommen.

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