Der SUV-Boom kennt keine Gnade. Sogar Aston Martin, Bentley, Lamborghini oder Rolls-Royce sind eingeknickt. Sagt man zu Chinesen «Porsche», denken sie längst Cayenne statt 911. Selbst Ferrari plant einen dieser Geländewagen, die sich nie ins Gelände wagen. Ein Trend, der eher rätselhaft bleibt.
Gottlob gibts noch Nicht-SUV-Marken. Wie McLaren oder Alpine. Bisher.
Aus Pure wird SportX
Aber jetzt das: Am «Festival Automobile» im Hôtel des Invalides in Paris (F) zeigt die 1955 geborene, seit 2017 mit dem (eng an den Urahn angelehnten) neuen A110 wiederbelebte Renault-Sporttochter den A110 SportsX. Uns sträuben sich die automobilen Nackenhaare. Bitte keinen Alpine-SUV!
Dann hören wir: Basis ist der A110 «Pure» (62'700 Fr.) mit 252 PS starkem 1,8-Liter-Turbo, der auch im SUV sitzt, wo er hingehört: in der Mitte. Nichts mit zwei Kids im Fond und Ablagen für 1,5-Liter-Apfelsaft-Flaschen also.
Sechs Zentimeter höher
Dann sehen wir den A110 SportsX – und auf einmal finden wir die Idee nicht mehr gaga, sondern geil: Der A110 SportsX ist (analog zu Geländekombis) quasi ein Geländecoupé. Das gleiche Auto – nur etwas höher gelegt. Am Showcar mit Ski auf dem Heck. Botschaft: Viertwagen, wintertauglich.
Inspiriert wurde der A110 SportsX von jenem Ur-A110, der 1973 die Monte-Carlo-Rallye gewann. Acht Zentimeter breitere «Bäckchen», sechs Zentimeter mehr Bodenfreiheit – fertig. Also wieder so leicht wie möglich und bestimmt mehr als nur so kurvengeil wie nötig, um uns ein Dauergrinsen zu bescheren.
Traum oder Trauma?
Sollen wir das lieben oder hassen? Wir wissens noch nicht recht. Alpine wohl auch nicht. Dort heissts, der A110 SportsX sei nur «eine Fingerübung der Designer». Andererseits wissen wir bei Showcars: Nichts ist zu abwegig, um nicht doch gebaut zu werden – falls die Reaktionen auf den Showcar positiv sein sollten. Gerade in Zeiten, in denen nichts ausser den SUV noch wirklich Geld verdient. Gerade auch, weil auch Alpine Stückzahlen generieren muss.
Und gerade dann, wenn die Mutter Renault heisst. Wir erinnern uns: Die Franzosen trauen sich gerne was Mutiges, mal mit Erfolg (Beispiel Espace), mal ohne (Beispiel Avantime). Schauen wir mal.